(Wien 1804–1871 München)
“Gambrinus”: Entwurf für den Holzschnitt mit dem Titelbild zu “Spindlers Zeitspiegel”, 1832, Feder in Schwarz, 36 x 22 cm, Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Privatbesitz, Österreich.

Der Legende nach galt Gambrinus, angeblich König von Brabant, als Erfinder des Bierbrauens und wird in der Literatur und der bildenden Kunst oft als Gegenstück zum Weingott Bacchus dargestellt. Moritz von Schwind zeigt ihn hier in fränkischer Königstracht mit einem Kranz von Hopfenblättern auf dem Haupt, in einer Hopfenlaube stehend umgeben von Arabesken mit verschiedenen figürlichen Darstellungen, unter anderem eine Prozession zu einer Biertonne. Darunter sind Gambrinus und Bacchus beim Vermessen einer Erdkugel dargestellt. Die vorliegende Zeichnung ist als Entwurf spiegelbildlich zu dem Holzschnitt angelegt und unterscheidet sich in vielen Details von dem später ausgeführten Titelblatt. So wurde der mittlere Hintergrund hinter Gambrinus in der Graphik frei gelassen, vermutlich um seine Figur deutlicher von seiner Umgebung abzugrenzen. Auch die Ornamente und figürlichen Szenen mit den kleinen Bilderzählungen über das Münchener Leben wurden im Holzschnitt überarbeitet und erscheinen durch die dünkleren Schattierungen der Randszenen und die stärker verwobenen Arabesken dichter als in der vorliegenden Zeichnung. Weigmann datiert das Titelblatt auf 1832, was auch dem Stil Schwinds dieser Jahre entspricht. Vgl. Otto Weigmann, Schwind: Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen, Stuttgart und Leipzig 1906, S. 74.

Wir danken Dr. Ulrike Olbrich für die wissenschaftliche Unterstützung.