(Urfahr 1813–1890 Wien)
Geschwisterliebe, signiert J. B. Reiter, Öl auf Leinwand, 25 x 19 cm, gerahmt

Wir danken Dr. Lothar Schultes für die wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
Galerie Krugerstraße 12, 1978;
Ankauf ebendort 1978.

Vergleiche:
Lothar Schultes, Johann Baptist Reiter. Herausgegeben vom OÖ Landesmuseum und dem NORDICO Stadtmuseum Linz, Salzburg 2013, S. 207, Abb. 293.

Der aus Linz stammende Maler Johann Baptist Reiter sprengt mit seinen Bildwelten die allgemein üblichen Vorstellungen der Biedermeierzeit. In den 1850er und frühen 1860er Jahren entwickelte er eine eigene Auffassung des Kinderbildes, die sich durch eine große Natürlichkeit und Gefühlsechtheit auszeichnete, die den bis dato üblichen Kinderbildnissen zumeist fehlte. Diese Bilder „aus der Welt des Kindes“ erregten schon bei seinen Zeitgenossen große Aufmerksamkeit und wurden zu einem seiner Markenzeichen. Regelmäßig war er mit intimen Portraits aber auch genreartigen, mehrfigurigen Kinderszenen auf den Ausstellungen der Wiener Akademie vertreten.

In diese Werkgruppe gehört auch das hier gezeigte Los. Eine ältere Schwester hält ihr jüngeres, Geschwisterchen im Kleinkindalter auf dem Schoß. Sie sitzen auf einer Stufe vor dem Hauseingang und das junge Kind schmiegt seinen Kopf vertrauensvoll an die Schulter der Älteren. Die Innigkeit der Kinder überstrahlt die Alltäglichkeit des Hauseingangs im Hintergrund und scheint das Thema der Geschwisterliebe zu überhöhen.
Beide Kinder blicken den Betrachter direkt an. Die Physiognomien erinnern an Reiters Gemälde „Mutter mit zwei Kindern“ aus dem Jahr 1863, das sich in Privatbesitz befindet. Dr. Lothar Schultes schlägt daher eine Datierung um 1865 vor.