Lot Nr. 662


Friedrich von Amerling


Friedrich von Amerling - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Wien 1803–1887)
Profilbild eines Orientalen (ein Türke), signiert, bezeichnet und datiert Amerling Constantinopel 1855, Öl auf Leinwand, 54 x 44 cm, gerahmt

Provenienz:
Albert Kende, Wien, 24. Oktober 1935, Los 88;
Dorotheum, Wien, 4. Februar 1938, Los 582;
Privatsammlung Österreich.

Verzeichnet in:
Günther Probszt, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Zürich, Leipzig, Wien 1927, S. 144, Nr. 898.

Wir danken Dr. Sabine Grabner für die wissenschaftliche Unterstützung.

Das vorliegende Los lässt sich mit einer einzigartigen Episode aus der Biographie Friedrich von Amerlings identifizieren. Der Gesandtschaftsrath der türkischen Botschaft in Wien, ein Herr Manass, ließ sich von Amerling portraitieren. Die Kunde von dem äußerst gelungenen Bildnis erreichte sogar den Sultan in Konstantinopel, der den Maler daraufhin einlud, an die Stadt am Bosporus zu kommen und ihn ebenfalls zu malen. Amerling folgt dieser Einladung, muss jedoch Woche um Woche warten, bis er zum Sultan vorgelassen wird. L. A. Frankl gibt folgenden Episode des Konstantinopel-aufenthaltes in seiner Biographie „Friedrich von Amerling. Ein Lebensbild“ aus dem Jahr 1889 wider: „Um sich ein wenig von der „rasenden und entzückenden Betäubung“ zu erholen, vermochte er einen greisen Türken, der einen prachtvollen plastischen Kopf hatte und einen Esel vor sich hertrieb, ihm zu einem Portrait zu sitzen. Derselbe entschloss sich, nicht ohne allerlei Bedenken, doch gegen einen ansehnlichen Bakschisch zu sitzen. Als das Portrait nach wenigen Stunden fertig war, lud Amerling den armen Hamal ein, das Bild anzusehen. Dieser ergriff schreiend die Flucht, wahrscheinlich aus Gewissensbissen, dass er sich gegen den Koran versündigt hatte, der es verbietet, das Bild eines Menschen zu malen, weil der Maler, der solches unternimmt, beim jüngsten Gerichte vom Bilde aufgefordert würde, ihm seine Seele zu geben, und weil er das nicht im Stande ist, verdammt würde.“ (S. 84). Nach langem Warten ging Amerling wohl die Geduld aus und er kehrte unverrichteter Dinge, aber mit äußerst interessanten Reiseeindrücken und Erlebnissen nach Wien zurück. Das besondere am hier gezeigten Werk ist die nachweisliche Entstehung des Bildes in Konstantinopel, wie der Künstler selbst in der Signatur vermerkte

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

09.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 23.160,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Friedrich von Amerling


(Wien 1803–1887)
Profilbild eines Orientalen (ein Türke), signiert, bezeichnet und datiert Amerling Constantinopel 1855, Öl auf Leinwand, 54 x 44 cm, gerahmt

Provenienz:
Albert Kende, Wien, 24. Oktober 1935, Los 88;
Dorotheum, Wien, 4. Februar 1938, Los 582;
Privatsammlung Österreich.

Verzeichnet in:
Günther Probszt, Friedrich von Amerling. Der Altmeister der Wiener Porträtmalerei, Zürich, Leipzig, Wien 1927, S. 144, Nr. 898.

Wir danken Dr. Sabine Grabner für die wissenschaftliche Unterstützung.

Das vorliegende Los lässt sich mit einer einzigartigen Episode aus der Biographie Friedrich von Amerlings identifizieren. Der Gesandtschaftsrath der türkischen Botschaft in Wien, ein Herr Manass, ließ sich von Amerling portraitieren. Die Kunde von dem äußerst gelungenen Bildnis erreichte sogar den Sultan in Konstantinopel, der den Maler daraufhin einlud, an die Stadt am Bosporus zu kommen und ihn ebenfalls zu malen. Amerling folgt dieser Einladung, muss jedoch Woche um Woche warten, bis er zum Sultan vorgelassen wird. L. A. Frankl gibt folgenden Episode des Konstantinopel-aufenthaltes in seiner Biographie „Friedrich von Amerling. Ein Lebensbild“ aus dem Jahr 1889 wider: „Um sich ein wenig von der „rasenden und entzückenden Betäubung“ zu erholen, vermochte er einen greisen Türken, der einen prachtvollen plastischen Kopf hatte und einen Esel vor sich hertrieb, ihm zu einem Portrait zu sitzen. Derselbe entschloss sich, nicht ohne allerlei Bedenken, doch gegen einen ansehnlichen Bakschisch zu sitzen. Als das Portrait nach wenigen Stunden fertig war, lud Amerling den armen Hamal ein, das Bild anzusehen. Dieser ergriff schreiend die Flucht, wahrscheinlich aus Gewissensbissen, dass er sich gegen den Koran versündigt hatte, der es verbietet, das Bild eines Menschen zu malen, weil der Maler, der solches unternimmt, beim jüngsten Gerichte vom Bilde aufgefordert würde, ihm seine Seele zu geben, und weil er das nicht im Stande ist, verdammt würde.“ (S. 84). Nach langem Warten ging Amerling wohl die Geduld aus und er kehrte unverrichteter Dinge, aber mit äußerst interessanten Reiseeindrücken und Erlebnissen nach Wien zurück. Das besondere am hier gezeigten Werk ist die nachweisliche Entstehung des Bildes in Konstantinopel, wie der Künstler selbst in der Signatur vermerkte

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.11. - 09.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.