Lot Nr. 707


Anton Romako [Unterschutzstellung]


Anton Romako [Unterschutzstellung] - Gemälde des 19. Jahrhunderts

Das Bundesdenkmalamt hat ein Unterschutzstellungsverfahren eingeleitet und das Objekt kann voraussichtlich nicht aus Österreich ausgeführt werden.

(Atzgersdorf 1832–1889 Wien)
Bildnis des Architekten Wilhelm Bücher, im Hintergrund die Stiftskirche von Admont, sowie Bildnis seiner Gattin Therese Bücher, beide signiert A. Romako, Öl auf Leinwand, je 76 x 59 cm, gerahmt, (2)

Provenienz:
Privatbesitz Österreich.

Ausgestellt:
Katalog der Ausstellung Anton Romako, Wien 1950, Nr. 44 u. 45.

Verzeichnet und abgebildet in:
Fritz Novotny. Der Maler Anton Romako 1832–1889, Wien/München 1954, WVZ 185, Taf. 15; S. 30f., 35, 49, 56f., 62, 70;
Cornelia Reiter: Anton Romako. Pionier und Außenseiter der Malerei des
19. Jahrhunderts. Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2010, S.182–183, Nr. 315, 316.

Der in Wiesbaden geborene und in Süddeutschland ausgebildete Architekt Wilhelm Bücher war ab 1863 in Österreich tätig. Sein erster großer Auftrag, der ihm zum Durchbruch verhalf, war der Wiederaufbau der Stiftskirche des Benediktinerklosters Admont, das 1865 weiten Teilen einem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen war. In nur drei Jahren, von 1866 bis 1869, gelang Bücher die Planung und Durchführung dieses ersten, großen Kirchenbaus im neogotischen Stil in Österreich. Dabei verband er die „historische“ Formensprache mit technischer Innovation: so setzte er im großen Stil vorgefertigte Formsteine aus Zement ein, die sicherlich den Wiederaufbau dramatisch beschleunigten und die Kosten senkten. Die Admonter Stiftskirche wurde zu einem vollen Erfolg und etablierte Bücher als Architekt. Im Folgejahr, 1870, wurde Bücher von Kaiser Franz Josef mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet (Österreichische Zeitung für Verwaltung, 18. August 1870). Weitere Aufträge in Graz folgten, Bücher wird Leiter des Baudepartmements der Statthalterei in Graz und entwirft ein Projekt zur Restaurierung des Grazer Domes, das jedoch an der Finanzierung scheitert. Zur Ausführung kommen hingegen das Grazer Hauptzollamt sowie das Palais Apfaltrern (1873-74).

Sicherlich aus Anlass der Fertigstellung der Admonter Stiftskirche ließ sich Bücher mit seiner Gattin von Anton Romako portraitieren. Wir sehen den Architekten also auf den Höhepunkt nach dem entscheidenden Moment des Durchbruchs in seiner Karriere. Für Fritz Novotny stellt das Bildnis Wilhelm Büchers aber auch den ersten Höhepunkt in der Porträtkunst des Künstlers dar, wie er in seiner Monographie zu Romako 1954 ausführlich und in lebendiger Sprache darlegt. In dem Kapitel „Die Befreiung der Form. Die erste Hälfte der 70er Jahre“ streicht er die sich entwickelnde koloristische Auffassung Romakos sowie eine neuartige Symbiose der Figur mit dem Hintergrund hervor.

Das Bildnis des Architekten sei „(…) ein prachtvoll gemalter Kopf, dessen blühende Farben sich von der schwarzen Masse des Rocks in betontem Kontrast abheben. Von gleicher Intensität aber ist alles Beiwerk, und diese Gleichwertigkeit bedeutet hier etwas Besonderes und für Romako Bezeichnendes. Links die Turmfassade der neugotischen Kirche von Admont, im Zauber einer heiteren Vision, rechts die ähnlich skizzenhaft gemalte Säule, und dazwischen ein zart goldgelb durchstrahlter Wolkenhimmel – aus allen diesen Dingen, und auch noch aus dem Gefunkel der Uhrkette, leuchtet Festlichkeit und die Lebensfreude nach der Vollendung des Bauwerkes, und darin geht der gefühlsgehalt des reich bewegten Raumbildes weit über das hinaus, was solche Bildhintergründe in der konventionellen Portraitmalerei der Zeit bedeuten. Diese großzügig bewegte Raumweite ist mit den rein malerischen Mitteln eins tonigen Farbgewoges gebildet. Überall entlang der Umrisse der Figur ist diese an den Hintergrundraum gebunden: mit einem zartbläulichen Schein an die Grau- und Brauntöne der Landschaft, mit einem zerfließenden Übergang aus der warmen Farbe des Bartes in das Blaugrau des fernen Waldberges, mit wolkigen Helligkeiten und Halbtönen rechts hinter dem Kopf und der Schulter“ (S. 30-31).

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

09.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 125.300,-
Schätzwert:
EUR 35.000,- bis EUR 45.000,-

Anton Romako [Unterschutzstellung]


Das Bundesdenkmalamt hat ein Unterschutzstellungsverfahren eingeleitet und das Objekt kann voraussichtlich nicht aus Österreich ausgeführt werden.

(Atzgersdorf 1832–1889 Wien)
Bildnis des Architekten Wilhelm Bücher, im Hintergrund die Stiftskirche von Admont, sowie Bildnis seiner Gattin Therese Bücher, beide signiert A. Romako, Öl auf Leinwand, je 76 x 59 cm, gerahmt, (2)

Provenienz:
Privatbesitz Österreich.

Ausgestellt:
Katalog der Ausstellung Anton Romako, Wien 1950, Nr. 44 u. 45.

Verzeichnet und abgebildet in:
Fritz Novotny. Der Maler Anton Romako 1832–1889, Wien/München 1954, WVZ 185, Taf. 15; S. 30f., 35, 49, 56f., 62, 70;
Cornelia Reiter: Anton Romako. Pionier und Außenseiter der Malerei des
19. Jahrhunderts. Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2010, S.182–183, Nr. 315, 316.

Der in Wiesbaden geborene und in Süddeutschland ausgebildete Architekt Wilhelm Bücher war ab 1863 in Österreich tätig. Sein erster großer Auftrag, der ihm zum Durchbruch verhalf, war der Wiederaufbau der Stiftskirche des Benediktinerklosters Admont, das 1865 weiten Teilen einem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen war. In nur drei Jahren, von 1866 bis 1869, gelang Bücher die Planung und Durchführung dieses ersten, großen Kirchenbaus im neogotischen Stil in Österreich. Dabei verband er die „historische“ Formensprache mit technischer Innovation: so setzte er im großen Stil vorgefertigte Formsteine aus Zement ein, die sicherlich den Wiederaufbau dramatisch beschleunigten und die Kosten senkten. Die Admonter Stiftskirche wurde zu einem vollen Erfolg und etablierte Bücher als Architekt. Im Folgejahr, 1870, wurde Bücher von Kaiser Franz Josef mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet (Österreichische Zeitung für Verwaltung, 18. August 1870). Weitere Aufträge in Graz folgten, Bücher wird Leiter des Baudepartmements der Statthalterei in Graz und entwirft ein Projekt zur Restaurierung des Grazer Domes, das jedoch an der Finanzierung scheitert. Zur Ausführung kommen hingegen das Grazer Hauptzollamt sowie das Palais Apfaltrern (1873-74).

Sicherlich aus Anlass der Fertigstellung der Admonter Stiftskirche ließ sich Bücher mit seiner Gattin von Anton Romako portraitieren. Wir sehen den Architekten also auf den Höhepunkt nach dem entscheidenden Moment des Durchbruchs in seiner Karriere. Für Fritz Novotny stellt das Bildnis Wilhelm Büchers aber auch den ersten Höhepunkt in der Porträtkunst des Künstlers dar, wie er in seiner Monographie zu Romako 1954 ausführlich und in lebendiger Sprache darlegt. In dem Kapitel „Die Befreiung der Form. Die erste Hälfte der 70er Jahre“ streicht er die sich entwickelnde koloristische Auffassung Romakos sowie eine neuartige Symbiose der Figur mit dem Hintergrund hervor.

Das Bildnis des Architekten sei „(…) ein prachtvoll gemalter Kopf, dessen blühende Farben sich von der schwarzen Masse des Rocks in betontem Kontrast abheben. Von gleicher Intensität aber ist alles Beiwerk, und diese Gleichwertigkeit bedeutet hier etwas Besonderes und für Romako Bezeichnendes. Links die Turmfassade der neugotischen Kirche von Admont, im Zauber einer heiteren Vision, rechts die ähnlich skizzenhaft gemalte Säule, und dazwischen ein zart goldgelb durchstrahlter Wolkenhimmel – aus allen diesen Dingen, und auch noch aus dem Gefunkel der Uhrkette, leuchtet Festlichkeit und die Lebensfreude nach der Vollendung des Bauwerkes, und darin geht der gefühlsgehalt des reich bewegten Raumbildes weit über das hinaus, was solche Bildhintergründe in der konventionellen Portraitmalerei der Zeit bedeuten. Diese großzügig bewegte Raumweite ist mit den rein malerischen Mitteln eins tonigen Farbgewoges gebildet. Überall entlang der Umrisse der Figur ist diese an den Hintergrundraum gebunden: mit einem zartbläulichen Schein an die Grau- und Brauntöne der Landschaft, mit einem zerfließenden Übergang aus der warmen Farbe des Bartes in das Blaugrau des fernen Waldberges, mit wolkigen Helligkeiten und Halbtönen rechts hinter dem Kopf und der Schulter“ (S. 30-31).

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.11. - 09.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.