Luis de Morales
(Badajoz? 1510/1511 – um 1586)
Der heilige Petrus,
Öl auf Holz, 42 x 30 cm, gerahmt
Wir danken Isabel Mateo Gómez, die die Zuschreibung bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.
Auf dem vorliegenden Gemälde ist der heilige Petrus als Halbfigur vor neutralem, dunklem Hintergrund gegeben. Er ist mit einem kleinen Haarschopf auf der Stirn dargestellt, wobei seine Tonsur auf das westliche Priestertum hinweist. Sein lockiger Bart ist kurz geschnitten. Der Heilige trägt eine tiefblauen Tunika und einen orangeroten Umhang. Seine verschränkten Hände halten ein Tuch – eine Geste, die an den Heiligen Hieronymus in der National Gallery of Ireland in Dublin erinnert, obgleich dessen Hände sich dort über einen Totenschädel legen. Doch auch dort handelt es sich um ein Kleinformat, was darauf hinweist, dass diese Gemälde für die private Andacht bestimmt waren und nicht für die Ausschmückung von Altären.
In Morales’ Schaffen taucht der heilige Petrus generell in Zusammenhang mit Szenen aus dem Leben Jesu auf, etwa auf dem Altarbild in Arroyo de la Luz. Für gewöhnlich erscheint der Heilige neben den an die Geißelungssäule gebundenen Christus, wo er sich aber so unauffällig präsentiert wie beispielsweise auf dem Gemälde im Museo de la Catedral de la Almudena, Madrid.
Die Darstellung des Heiligen als Einzelfigur ist ungewöhnlich, nicht nur wegen des Bildthemas, sondern auch aufgrund der Qualität der Ausführung des Kopfes: Bemerkenswert sind die Wiedergabe des Bartes und der Tränen sowie die subtile Lichtführung zwecks Herausarbeitung der Faltenwürfe und der Muskulatur des Heiligen.
Der italienische Dichter Luigi Tansillo (Potenza 1510–1568 Caserta) verfasste einen Text mit dem Titel „Die Tränen des heiligen Petrus“, der in Spanien Berühmtheit erlangte und 1587 von Luis Gálvez de Montalvo in Toledo übersetzt wurde. Dieser Text diente als Anregung für das gleichnamige kurze Gedicht von Rodrigo Fernández de Ribera. Interessant ist, dass Cervantes Luigi Tansillos „Tränen des heiligen Petrus“ in Kapitel 33 des ersten Teils von Don Quijote zitiert. Cervantes beschreibt den heiligen Petrus als „Einzelgänger“, wie er auf dem vorliegenden Gemälde dargestellt ist: „Es wächst der Schmerz, es wächst das Schambewusstsein / In Petrus, da der Hahn den Tag verkündigt; / Und stürmisch zieht die Scham in seine Brust ein, / Obwohl es niemand sah, als er gesündigt. / Ein edles Herz muss sich der Schmach bewusst sein, / Weiß auch kein andrer, dass es sich versündigt; / Es schämt sich vor sich selbst ob dem Vergehen, / Wenn auch nur Himmel es und Erde sehen.“ [„Crece el dolor y crece la vergüenza en Pedro, cuando el día se ha mostrado, y aunque allí no ve a nadie, se avergüenza de sí mesmo, por ver que había pecado: que a un magnánimo pecho a haber vergüenza no solo ha de moverle el ser mirado, que de sí se avergüenza cuando yerra, si bien otro no vee que cielo y tierra.“]
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
10.11.2020 - 16:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 69.050,-
- Schätzwert:
-
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-
Luis de Morales
(Badajoz? 1510/1511 – um 1586)
Der heilige Petrus,
Öl auf Holz, 42 x 30 cm, gerahmt
Wir danken Isabel Mateo Gómez, die die Zuschreibung bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots.
Auf dem vorliegenden Gemälde ist der heilige Petrus als Halbfigur vor neutralem, dunklem Hintergrund gegeben. Er ist mit einem kleinen Haarschopf auf der Stirn dargestellt, wobei seine Tonsur auf das westliche Priestertum hinweist. Sein lockiger Bart ist kurz geschnitten. Der Heilige trägt eine tiefblauen Tunika und einen orangeroten Umhang. Seine verschränkten Hände halten ein Tuch – eine Geste, die an den Heiligen Hieronymus in der National Gallery of Ireland in Dublin erinnert, obgleich dessen Hände sich dort über einen Totenschädel legen. Doch auch dort handelt es sich um ein Kleinformat, was darauf hinweist, dass diese Gemälde für die private Andacht bestimmt waren und nicht für die Ausschmückung von Altären.
In Morales’ Schaffen taucht der heilige Petrus generell in Zusammenhang mit Szenen aus dem Leben Jesu auf, etwa auf dem Altarbild in Arroyo de la Luz. Für gewöhnlich erscheint der Heilige neben den an die Geißelungssäule gebundenen Christus, wo er sich aber so unauffällig präsentiert wie beispielsweise auf dem Gemälde im Museo de la Catedral de la Almudena, Madrid.
Die Darstellung des Heiligen als Einzelfigur ist ungewöhnlich, nicht nur wegen des Bildthemas, sondern auch aufgrund der Qualität der Ausführung des Kopfes: Bemerkenswert sind die Wiedergabe des Bartes und der Tränen sowie die subtile Lichtführung zwecks Herausarbeitung der Faltenwürfe und der Muskulatur des Heiligen.
Der italienische Dichter Luigi Tansillo (Potenza 1510–1568 Caserta) verfasste einen Text mit dem Titel „Die Tränen des heiligen Petrus“, der in Spanien Berühmtheit erlangte und 1587 von Luis Gálvez de Montalvo in Toledo übersetzt wurde. Dieser Text diente als Anregung für das gleichnamige kurze Gedicht von Rodrigo Fernández de Ribera. Interessant ist, dass Cervantes Luigi Tansillos „Tränen des heiligen Petrus“ in Kapitel 33 des ersten Teils von Don Quijote zitiert. Cervantes beschreibt den heiligen Petrus als „Einzelgänger“, wie er auf dem vorliegenden Gemälde dargestellt ist: „Es wächst der Schmerz, es wächst das Schambewusstsein / In Petrus, da der Hahn den Tag verkündigt; / Und stürmisch zieht die Scham in seine Brust ein, / Obwohl es niemand sah, als er gesündigt. / Ein edles Herz muss sich der Schmach bewusst sein, / Weiß auch kein andrer, dass es sich versündigt; / Es schämt sich vor sich selbst ob dem Vergehen, / Wenn auch nur Himmel es und Erde sehen.“ [„Crece el dolor y crece la vergüenza en Pedro, cuando el día se ha mostrado, y aunque allí no ve a nadie, se avergüenza de sí mesmo, por ver que había pecado: que a un magnánimo pecho a haber vergüenza no solo ha de moverle el ser mirado, que de sí se avergüenza cuando yerra, si bien otro no vee que cielo y tierra.“]
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 10.11.2020 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 04.11. - 10.11.2020 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.