(Florenz um 1584–1608 Rom)
Venus betrauert den Tod des Adonis,
Öl auf Leinwand, 137 x 117 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Cambi Casa d’Aste, Genua, 13. Dezember 2019, Lot 171 (als emilianische Schule, 17. Jahrhundert);
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Literatur:
A. Nesi, C. Meoni, Andrea Boscoli. Confronti e note di stile, Florenz 2020, S. 4, Abb. 14 (als Andrea Boscoli zugeschrieben)

Wir danken Nadia Bastogi, die die Zuschreibung bestätigt hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Andrea Boscoli war ein Schüler Santi di Titos und in den letzten Dekaden des 16. Jahrhunderts im Florenz der Medici tätig, wobei Aufenthalte in den Marken und in Rom bekannt sind (siehe N. Bastogi, Andrea Boscoli, Florenz 2008).

Das Bildthema ist Ovids Metamorphosen entnommen (X, 520-559, 705–740) und folgt dem von Giovanni Andrea dell’Anguillara verfassten Text, der erstmals 1561 in Venedig und danach 1584 und 1592 in Florenz erschien. Boscoli war an der Darstellung Ovid’scher Geschichten interessiert, wie zahlreiche Zeichnungen sowie Vermerke in seinem Rechnungsbuch und in dokumentarischen Quellen belegen. Zu den bekannten Gemälden dieses Typus gehört das Bild Pyramus und Thisbe in den Uffizien, Florenz (siehe Abb. 1), das in die späten 1580er-Jahre zu datieren ist und ab 1649 in der Medici Villa La Petraia dokumentiert ist. Sowohl dieses Werk als auch das vorliegende Bild legen den Schwerpunkt auf die inneren Gefühle der trauernden Figuren. Beide Kompositionen zeigen dieselbe manieristische Eleganz und Stilisierung des weiblichen Körpers sowie dieselbe Betonung der Bewegung, die hier im fließenden Haar deutlich wird. Es handelt sich um typische Merkmale des Künstlers.

Bastogi weist darauf hin, dass der weinende Putto des vorliegenden Gemäldes stilistisch an Santi di Tito erinnert, aber auch an Gregorio Pagani, Agostino Ciampelli und Jacopo da Empoli. Adonis’ zurückgelassener Leichnam des vorliegenden Gemäldes kehrt ähnlich in weiteren Werken Boscolis wieder. Laut Bastogi lassen sich die Putten links oben und die Hunde neben Adonis stilistisch nicht unbedingt mit dem Schaffen des Künstlers vereinbaren, sodass diese möglicherweise von einem Gehilfen ausgeführt wurden.

Boscoli nahm das Thema wieder in einer in das Jahr 1608 datierten Zeichnung auf, die eine frühere Episode der Geschichte darstellt (Gabinetto Disegni e Stampe, Uffizien, Florenz, Inv.-Nr.789 F). Bastogi datiert das vorliegende Werk in die erste Hälfte der 1590er-Jahre, nach Pyramus und Thisbe. Alessandro Nesi, der das Gemälde unabhängig von Letzterem ebenfalls Boscoli gibt, ordnet es hingegen früher ein.