Lot Nr. 78


Giovan Battista Gaulli, gen. Baciccio


Giovan Battista Gaulli, gen. Baciccio - Alte Meister

(Genua 1639–1709 Rom)
Porträt einer orientalisch gekleideten Frau,
Öl auf Leinwand, 60 x 44 cm, ungerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Filippo II. Colonna (1663–1714), Rom;
Privatsammlung, England;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Francesco Petrucci, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Dieses Bruststück zeit eine junge Frau in exotischer, orientalischer Kleidung: Sie trägt einen Turban mit einer mit einem Diamanten und drei barocken Perlen besetzten Brosche mit passenden Ohrringen; das goldgeschmückte Mieder ihres ultramarinblauen Kleides ist ebenfalls mit Perlen und Edelsteinen verziert.

Bei der Dargestellten handelt es sich offensichtlich um eine Adelige von fürstlichem Rang, möglicherweise um eine orientalische Königin, obgleich ihre Züge eher italienisch oder mediterran anmuten. Die junge Frau ist mit einem hohen Maß an Realismus dargestellt; ihr lächelnder Gesichtsausdruck ist lebendig wiedergegeben, im Einklang mit dem herrschenden Geschmack für Unmittelbarkeit beim Einfangen von Gefühlen und Stimmungen: Diese beschreibende Qualität ist typisch für Berninis im 17. Jahrhundert in Rom aufkommende Schule der Porträtkunst.

Die Ausführung des Bildes kann Giovanni Battista Gaulli, gen. Baciccio, einem der führenden in Rom und Italien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätigen Porträtisten, zugeschrieben werden. Petrucci zufolge weisen die spezifischen Stilmerkmale dieses Gemäldes wie etwa das schimmernde Inkarnat auf eine spätere Entstehungszeit am Höhepunkt der Reifezeit des Künstlers um 1680–1690 .

Der lebendige Naturalismus des Werks mit seiner nahezu frontalen Wiedergabe des offenbar aufgrund eines Geschehens außerhalb der Bildebene leicht zur Seite gewandten Gesichts, die leuchtende Farbigkeit, die lebendige Pinselführung, die flüssig in Schichten aufgetragene Farbe im Bereich der Kleidung sowie die Gesamtwirkung barocken Überflusses sind allesamt bezeichnend für Gaullis Schaffen. Als Vergleichsbeispiel kann etwa das Porträt der Eleonora Buoncompagni Borghese in den Uffizien (Inv.-Nr. 1890/n. 4325) herangezogen werden. Am nächsten steht dem vorliegenden Bildnis jedoch das Porträt einer Dame als Kleopatra aus der Sammlung Suida Manning im Blanton Museum, Austin, auf dem die Dargestellte mit der selben Art Kopfbedeckung und sehr ähnlich gekleidet zu sehen ist (siehe J. Bober in: Capolavori della Suida-Manning Collection, Ausstellungskatalog, hg. von J. Bober, G. Bora, Mailand 2001, Kat.-Nr. II.14, S. 98).

In dieser Hinsicht ist es bemerkenswert, dass sich im Nachlassinventar von Filippo II. Colonna des Jahres 1714 der folgende Vermerk findet: „Quindici quadri dj palmi tre per alto raS.ti diversi ritrattj vestiti parte alla persiana, et altri all’Armena con sue cornice simili, con fondj gialli, e battenti doratj Ereditarj del S.re Don Filippo chia: me: dj Baciccio’ [„Fünfzehn Gemälde, drei Palmi hoch, darstellend unterschiedliche Porträts, einige in persischer Kleidung und andere in armenischer, mit ähnlichen Rahmen, ockerfarbenen Hintergründen und vergoldeten Montierungen, Nachlass des S.re Don Filippo chia: me: von Baciccio’] (siehe E. A. Safarik, Italian Inventories 2. Collezione dei dipinti Colonna, inventari 1611–1795, London/Paris 1996, S. 272). Laut Petrucci ist es möglich, dass dieses Gemälde jener verlorenen Galerie orientalisierender Sujets angehörte, nicht nur aufgrund der Übereinstimmungen hinsichtlich Bildgegenstand und Größe, sondern auch aufgrund der rückseitig angebrachten römischen Ziffer X, die darauf hinweisen könnte, dass das Gemälde einer bestimmten Gruppe angehörte, die innerhalb eines Raumes eine thematische Abfolge bildete.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Giovan Battista Gaulli, gen. Baciccio


(Genua 1639–1709 Rom)
Porträt einer orientalisch gekleideten Frau,
Öl auf Leinwand, 60 x 44 cm, ungerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Filippo II. Colonna (1663–1714), Rom;
Privatsammlung, England;
dort durch den jetzigen Besitzer erworben

Wir danken Francesco Petrucci, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Dieses Bruststück zeit eine junge Frau in exotischer, orientalischer Kleidung: Sie trägt einen Turban mit einer mit einem Diamanten und drei barocken Perlen besetzten Brosche mit passenden Ohrringen; das goldgeschmückte Mieder ihres ultramarinblauen Kleides ist ebenfalls mit Perlen und Edelsteinen verziert.

Bei der Dargestellten handelt es sich offensichtlich um eine Adelige von fürstlichem Rang, möglicherweise um eine orientalische Königin, obgleich ihre Züge eher italienisch oder mediterran anmuten. Die junge Frau ist mit einem hohen Maß an Realismus dargestellt; ihr lächelnder Gesichtsausdruck ist lebendig wiedergegeben, im Einklang mit dem herrschenden Geschmack für Unmittelbarkeit beim Einfangen von Gefühlen und Stimmungen: Diese beschreibende Qualität ist typisch für Berninis im 17. Jahrhundert in Rom aufkommende Schule der Porträtkunst.

Die Ausführung des Bildes kann Giovanni Battista Gaulli, gen. Baciccio, einem der führenden in Rom und Italien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätigen Porträtisten, zugeschrieben werden. Petrucci zufolge weisen die spezifischen Stilmerkmale dieses Gemäldes wie etwa das schimmernde Inkarnat auf eine spätere Entstehungszeit am Höhepunkt der Reifezeit des Künstlers um 1680–1690 .

Der lebendige Naturalismus des Werks mit seiner nahezu frontalen Wiedergabe des offenbar aufgrund eines Geschehens außerhalb der Bildebene leicht zur Seite gewandten Gesichts, die leuchtende Farbigkeit, die lebendige Pinselführung, die flüssig in Schichten aufgetragene Farbe im Bereich der Kleidung sowie die Gesamtwirkung barocken Überflusses sind allesamt bezeichnend für Gaullis Schaffen. Als Vergleichsbeispiel kann etwa das Porträt der Eleonora Buoncompagni Borghese in den Uffizien (Inv.-Nr. 1890/n. 4325) herangezogen werden. Am nächsten steht dem vorliegenden Bildnis jedoch das Porträt einer Dame als Kleopatra aus der Sammlung Suida Manning im Blanton Museum, Austin, auf dem die Dargestellte mit der selben Art Kopfbedeckung und sehr ähnlich gekleidet zu sehen ist (siehe J. Bober in: Capolavori della Suida-Manning Collection, Ausstellungskatalog, hg. von J. Bober, G. Bora, Mailand 2001, Kat.-Nr. II.14, S. 98).

In dieser Hinsicht ist es bemerkenswert, dass sich im Nachlassinventar von Filippo II. Colonna des Jahres 1714 der folgende Vermerk findet: „Quindici quadri dj palmi tre per alto raS.ti diversi ritrattj vestiti parte alla persiana, et altri all’Armena con sue cornice simili, con fondj gialli, e battenti doratj Ereditarj del S.re Don Filippo chia: me: dj Baciccio’ [„Fünfzehn Gemälde, drei Palmi hoch, darstellend unterschiedliche Porträts, einige in persischer Kleidung und andere in armenischer, mit ähnlichen Rahmen, ockerfarbenen Hintergründen und vergoldeten Montierungen, Nachlass des S.re Don Filippo chia: me: von Baciccio’] (siehe E. A. Safarik, Italian Inventories 2. Collezione dei dipinti Colonna, inventari 1611–1795, London/Paris 1996, S. 272). Laut Petrucci ist es möglich, dass dieses Gemälde jener verlorenen Galerie orientalisierender Sujets angehörte, nicht nur aufgrund der Übereinstimmungen hinsichtlich Bildgegenstand und Größe, sondern auch aufgrund der rückseitig angebrachten römischen Ziffer X, die darauf hinweisen könnte, dass das Gemälde einer bestimmten Gruppe angehörte, die innerhalb eines Raumes eine thematische Abfolge bildete.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!