Lot Nr. 7


Flämischer Maler, 2. Hälfte 16. Jahrhundert


Flämischer Maler, 2. Hälfte 16. Jahrhundert - Weihnachtsauktion, Gemälde und Antiquitäten

Ecce homo - die Schaustellung Christi, Öl auf Leinwand, doubliert, ca. 71 x 93 cm, alt restauriert, Farbfehlstellen, holzgeschnitzter Rahmen Ruf 7.000

Provenienz:
Deutscher Adelsbesitz.

Die Ecce-Homo-Szene (Joh. 19, 4f) war seit dem 15. Jhdt. weit verbreitet, vor allem im Kontext der Passion Christi. Sie findet sich vornehmlich in Altarblättern und selbstständigen Gemälden sowie in druckgraphischen Illustrationsserien. In der Niederländischen Malerei waren vor allem die szenischen-figurenreichen Kompositionen von Hieronymus Bosch (Mischtechnik/Eichenholz, 71,1 x 60,5 cm, ca. 1490, Frankfurt, Städel Museum, Inv. Nr. 1577) und Lucas van Leyden (Kupferstich,1510, ca. 28,4 x 44,7 cm) richtungweisend. Der Aufbau des vorliegenden Werks - mit einer bewegten Menschenmenge, relativ einfacher Architekturkulisse und einer möglicherweise angedeuteten Kreuztragung im Hintergrund - ist noch Boschs Bildlösung und ähnlichen spätgotischen Umsetzungen verpflichtet. Eine zeitgenössische Interpretation wie etwa bei van Leyden wird lediglich in manchen Einzelfiguren spürbar. Ebenso lässt sich die Darstellung kaum mit dem späteren Ecce-Homo-Bild verbinden, das vom Braunschweiger Monogrammisten bekannt ist (Öl/Holz, 55 x 89,5 cm, ca. 1525-1535, Amsterdam, Rijksmuseum, Inv. Nr. SK-A-1603). In diesem dritten wichtigen Kompositionstypus wird die sakrale Szene mit einer großen zeitgenössischen Markt- und Stadtansicht verbunden. Bei dem zur Versteigerung stehenden Ecce-Homo-Bild lassen Bildaufbau und Erzählstruktur ein unbekanntes Vorbild vor ca. 1550 vermuten. Gleichzeitig zeigen sich im Figurenstil teilweise weiterentwickelte und verhalten manieristische Züge, die eine fortgeschrittene Entstehungszeit vermuten lassen. Diese Aspekte und auch das technische Detail der Leinwand als Bildträger sprechen für eine Einordnung in die zweite Hälfte des 16. Jhdts. Die Größe des Werks und seine qualitätsvolle Ausführung machen es zu einem bemerkenswerten Beispiel in der Reihe der niederländischen Ecce-Homo-Darstellungen.

Wir danken Suzanne Laemers (Ph. D., Curator Early Netherlandish Painting, RKD - Netherlands Institute for Art History) für die wissenschaftliche Unterstützung. Mag. Dr. Tobias Nickel

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

experts-salzburg@dorotheum.at

18.11.2020 - 15:02

Erzielter Preis: **
EUR 11.520,-
Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 20.000,-
Startpreis:
EUR 7.000,-

Flämischer Maler, 2. Hälfte 16. Jahrhundert


Ecce homo - die Schaustellung Christi, Öl auf Leinwand, doubliert, ca. 71 x 93 cm, alt restauriert, Farbfehlstellen, holzgeschnitzter Rahmen Ruf 7.000

Provenienz:
Deutscher Adelsbesitz.

Die Ecce-Homo-Szene (Joh. 19, 4f) war seit dem 15. Jhdt. weit verbreitet, vor allem im Kontext der Passion Christi. Sie findet sich vornehmlich in Altarblättern und selbstständigen Gemälden sowie in druckgraphischen Illustrationsserien. In der Niederländischen Malerei waren vor allem die szenischen-figurenreichen Kompositionen von Hieronymus Bosch (Mischtechnik/Eichenholz, 71,1 x 60,5 cm, ca. 1490, Frankfurt, Städel Museum, Inv. Nr. 1577) und Lucas van Leyden (Kupferstich,1510, ca. 28,4 x 44,7 cm) richtungweisend. Der Aufbau des vorliegenden Werks - mit einer bewegten Menschenmenge, relativ einfacher Architekturkulisse und einer möglicherweise angedeuteten Kreuztragung im Hintergrund - ist noch Boschs Bildlösung und ähnlichen spätgotischen Umsetzungen verpflichtet. Eine zeitgenössische Interpretation wie etwa bei van Leyden wird lediglich in manchen Einzelfiguren spürbar. Ebenso lässt sich die Darstellung kaum mit dem späteren Ecce-Homo-Bild verbinden, das vom Braunschweiger Monogrammisten bekannt ist (Öl/Holz, 55 x 89,5 cm, ca. 1525-1535, Amsterdam, Rijksmuseum, Inv. Nr. SK-A-1603). In diesem dritten wichtigen Kompositionstypus wird die sakrale Szene mit einer großen zeitgenössischen Markt- und Stadtansicht verbunden. Bei dem zur Versteigerung stehenden Ecce-Homo-Bild lassen Bildaufbau und Erzählstruktur ein unbekanntes Vorbild vor ca. 1550 vermuten. Gleichzeitig zeigen sich im Figurenstil teilweise weiterentwickelte und verhalten manieristische Züge, die eine fortgeschrittene Entstehungszeit vermuten lassen. Diese Aspekte und auch das technische Detail der Leinwand als Bildträger sprechen für eine Einordnung in die zweite Hälfte des 16. Jhdts. Die Größe des Werks und seine qualitätsvolle Ausführung machen es zu einem bemerkenswerten Beispiel in der Reihe der niederländischen Ecce-Homo-Darstellungen.

Wir danken Suzanne Laemers (Ph. D., Curator Early Netherlandish Painting, RKD - Netherlands Institute for Art History) für die wissenschaftliche Unterstützung. Mag. Dr. Tobias Nickel

Experte: Mag. Dr. Tobias Nickel Mag. Dr. Tobias Nickel
+43-662-871671-21

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00, Sa.: 09.00 - 13.00
clients-sbg@dorotheum.at

+43 662 871671 22
Auktion: Weihnachtsauktion, Gemälde und Antiquitäten
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 18.11.2020 - 15:02
Auktionsort: Salzburg
Besichtigung: online


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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