Lot Nr. 525


Franz Ludwig Catel


Franz Ludwig Catel - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Berlin 1778–1856 Rom)
Blick auf Amalfi aus der Vorhalle des Doms, signiert, datiert F. Catel Rom 1834, Öl auf Leinwand, 37 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Ehemalige Sammlung Helbig, Dresden;
Privatsammlung Wien.

Abgebildet und verzeichnet in:
Andreas Stolzenburg, Der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel (1778–1956), Casa di Goethe, Rom, 30. Januar - 22. April 2007, S. 98,
Abb. Nr. 35.

Wir danken Dr. Andreas Stolzenburg für die wissenschaftliche Unterstützung und den Katalogeintrag zu diesem Los.

Schon im Sommer 1812 besuchte der seit 1811 in Rom lebende Berliner Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel als Reisebegleiter des Französsichen Archäologen Aubin-Louis Millin (1759-1828) die reizvoll an der Küste gelegene Stadt Amalfi. Motive von dort kommen in der Malerei Catels immer wieder vor, so z. B. auch die berühmte Grotte des Kapuzinerkonvents San Francesco oder – wie hier – der Blick aus der Vorhalle des Doms auf den davorliegenden Platz.
Im Kunstblatt von 1824 wird dieses Motiv erstmals ausführlich gewürdigt: „Die Säulenhalle des Camaldulenser=Klosters bey Salerno [sic; Dom von Amalfi], durch welche man die tiefer liegende Stadt, nebst den malerischen Gebirgen über derselben und die seltsame Spitze des Berges St. Angelo noch über diese emporragend erblickt, links die Sonne, welche glühend in die Fluth taucht. Eine Procession der Mönche zieht eben vorn durch die vom Abendlicht glänzende Säulenhalle herein, zu beyden Seiten kniet die andächtige Menge, interessant durch Tracht und Ausdruck. In vielen kleineren Bildern hat Catel das häusliche Leben, die ländlichen Freuden und Beschäftigungen der Bewohner jener blühenden Gefilde geschildert.“
Carl Seidel beschrieb die Komposition 1826 wie folgt und kritisierte die breite, aus heutiger Sicht aber äußerst reizvolle Pinselführung: „Der Künstler versteht vor allem seine Vorwürfe glücklich herauszugreifen aus der ihn umgebenden so reichen Natur, und jedesmal dabei den vortheilhaftesten Standpunkt zu wählen. Dabei hat er eine eigenthümliche Klarheit des Lichts und der Luft, und eine leichte und sichere Pinselführung, die höchst vortheilhaft hervorsticht gegen die immer mehr zunehmende ängstliche Blatt- und Blumenmalerei in der Landschaft. Das oben genannte Bild gibt den passenden Beweis zu dem Gesagten. Der Hintergrund ist hier vortrefflich gehalten, der Bogengang ist magisch schön und doch so wahr beleuchtet, das auf den Fußboden fallende Tageslicht reflektiert in den Gewölben und fällt dann wieder wohltuend auf die Volksgruppen, die ganz vortrefflich klar gehalten sind, das Licht spielt wahrhaft um jede einzelne Figur. Die Staffage spiegelt übrigens höchst charakteristisch das Leben jener Gegenden ab; man sieht in Prozession daher wallende Mönche und daneben beinahe nichts als Bettler. Der in den düster[e]n Klostermauern untergegangene Geist der Menschheit malt sich deutlich in den Gesichtern der ziemlich großen Figuren, besonders hervorstechend ist hier in den Mienen des Kreuzträgers der sprechende Ausdruck der strengsten Intoleranz. Das Bettelvolk mit seinen Krücken und Bandagen und Lumpen ist in seiner geistlosen Dumpfheit nicht minder glücklich aufgefaßt, nur ist die Behandlung hier zu roh, und die Köpfe sind mitunter, wie zum Beispiel in dem Knienden, arg vernachlässigt. Möchte der herrliche Meister sich doch nicht bisweilen förmlich gehenlassen, möchte er sich doch nicht einer gar zu breiten Manier geflissentlich hingeben.“
Das vorliegende kleinformatige Bild, das das frühe Motiv wiederholt entstand laut eigenhändiger Signatur und Datierung im Jahre 1834 und wird mit demjenigen zuu identifizieren sein, das 1835 im Kunstblatt Erwähnung fand: „Die Säulenhalle des Camaldulenser=Klosters bey Salerno [sic; Dom von Amalfi], durch welche man die tiefer liegende Stadt, nebst den malerischen Gebirgen über derselben und die seltsame Spitze des Berges St. Angelo noch über diese emporragend erblickt, links die Sonne, welche glühend in die Fluth taucht. Eine Procession der Mönche zieht eben vorn durch die vom Abendlicht glänzende Säulenhalle herein, zu beyden Seiten kniet die andächtige Menge, interessant durch Tracht und Ausdruck.“

Andreas Stolzenburg

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

07.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Franz Ludwig Catel


(Berlin 1778–1856 Rom)
Blick auf Amalfi aus der Vorhalle des Doms, signiert, datiert F. Catel Rom 1834, Öl auf Leinwand, 37 x 46,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Ehemalige Sammlung Helbig, Dresden;
Privatsammlung Wien.

Abgebildet und verzeichnet in:
Andreas Stolzenburg, Der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel (1778–1956), Casa di Goethe, Rom, 30. Januar - 22. April 2007, S. 98,
Abb. Nr. 35.

Wir danken Dr. Andreas Stolzenburg für die wissenschaftliche Unterstützung und den Katalogeintrag zu diesem Los.

Schon im Sommer 1812 besuchte der seit 1811 in Rom lebende Berliner Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel als Reisebegleiter des Französsichen Archäologen Aubin-Louis Millin (1759-1828) die reizvoll an der Küste gelegene Stadt Amalfi. Motive von dort kommen in der Malerei Catels immer wieder vor, so z. B. auch die berühmte Grotte des Kapuzinerkonvents San Francesco oder – wie hier – der Blick aus der Vorhalle des Doms auf den davorliegenden Platz.
Im Kunstblatt von 1824 wird dieses Motiv erstmals ausführlich gewürdigt: „Die Säulenhalle des Camaldulenser=Klosters bey Salerno [sic; Dom von Amalfi], durch welche man die tiefer liegende Stadt, nebst den malerischen Gebirgen über derselben und die seltsame Spitze des Berges St. Angelo noch über diese emporragend erblickt, links die Sonne, welche glühend in die Fluth taucht. Eine Procession der Mönche zieht eben vorn durch die vom Abendlicht glänzende Säulenhalle herein, zu beyden Seiten kniet die andächtige Menge, interessant durch Tracht und Ausdruck. In vielen kleineren Bildern hat Catel das häusliche Leben, die ländlichen Freuden und Beschäftigungen der Bewohner jener blühenden Gefilde geschildert.“
Carl Seidel beschrieb die Komposition 1826 wie folgt und kritisierte die breite, aus heutiger Sicht aber äußerst reizvolle Pinselführung: „Der Künstler versteht vor allem seine Vorwürfe glücklich herauszugreifen aus der ihn umgebenden so reichen Natur, und jedesmal dabei den vortheilhaftesten Standpunkt zu wählen. Dabei hat er eine eigenthümliche Klarheit des Lichts und der Luft, und eine leichte und sichere Pinselführung, die höchst vortheilhaft hervorsticht gegen die immer mehr zunehmende ängstliche Blatt- und Blumenmalerei in der Landschaft. Das oben genannte Bild gibt den passenden Beweis zu dem Gesagten. Der Hintergrund ist hier vortrefflich gehalten, der Bogengang ist magisch schön und doch so wahr beleuchtet, das auf den Fußboden fallende Tageslicht reflektiert in den Gewölben und fällt dann wieder wohltuend auf die Volksgruppen, die ganz vortrefflich klar gehalten sind, das Licht spielt wahrhaft um jede einzelne Figur. Die Staffage spiegelt übrigens höchst charakteristisch das Leben jener Gegenden ab; man sieht in Prozession daher wallende Mönche und daneben beinahe nichts als Bettler. Der in den düster[e]n Klostermauern untergegangene Geist der Menschheit malt sich deutlich in den Gesichtern der ziemlich großen Figuren, besonders hervorstechend ist hier in den Mienen des Kreuzträgers der sprechende Ausdruck der strengsten Intoleranz. Das Bettelvolk mit seinen Krücken und Bandagen und Lumpen ist in seiner geistlosen Dumpfheit nicht minder glücklich aufgefaßt, nur ist die Behandlung hier zu roh, und die Köpfe sind mitunter, wie zum Beispiel in dem Knienden, arg vernachlässigt. Möchte der herrliche Meister sich doch nicht bisweilen förmlich gehenlassen, möchte er sich doch nicht einer gar zu breiten Manier geflissentlich hingeben.“
Das vorliegende kleinformatige Bild, das das frühe Motiv wiederholt entstand laut eigenhändiger Signatur und Datierung im Jahre 1834 und wird mit demjenigen zuu identifizieren sein, das 1835 im Kunstblatt Erwähnung fand: „Die Säulenhalle des Camaldulenser=Klosters bey Salerno [sic; Dom von Amalfi], durch welche man die tiefer liegende Stadt, nebst den malerischen Gebirgen über derselben und die seltsame Spitze des Berges St. Angelo noch über diese emporragend erblickt, links die Sonne, welche glühend in die Fluth taucht. Eine Procession der Mönche zieht eben vorn durch die vom Abendlicht glänzende Säulenhalle herein, zu beyden Seiten kniet die andächtige Menge, interessant durch Tracht und Ausdruck.“

Andreas Stolzenburg

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 07.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 07.06.2021