Lot Nr. 535 -


Jean Francois Raffaelli


Jean Francois Raffaelli - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Paris 1850–1924)
Am Quai Malaquais, Paris, signiert JF RAFFAELLI, rückseitig Ausstellungsetikett des Hamburger Kunstvereins und Sammleretikett mit Widmung, Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm, gerahmt

Provenienz:
Jessie Strassburger (1880–1970), USA/Liechtenstein;
Schenkung an den Vater (1927–2019) des derzeitigen Eigentümers;
im Erbgang an den derzeitigen Eigentümer -
Privatsammlung, Liechtenstein.

Ausgestellt:
Kunstverein Hamburg, Nr. 85, o. J.

Wir danken der Galerie Brame & Lorenceau, Paris für die Expertise anhand eines hochauflösenden Fotos.
Das Bild wird in das digitale Werkverzeichnis aufgenommen.

Der Pariser Maler Jean-Francois Raffaelli (Paris 1850–1924) war einer der ungewöhnlichsten Chronisten seiner Stadt. Er begann seine künstlerische Laufbahn als Schauspieler und Musiker, bevor er sich nach einer kurzen akademischen Ausbildung autodidaktisch der Malerei zuwandte und auch bildhauerisch tätig war. Ausgehend vom Realismus der vorherrschenden Historienmalerei vollzog er sehr bald einen entscheidenden Paradigmenwechsel hin zu einer naturalistischen Wiedergabe. In seiner Frühphase, nach 1875, beschäftigte er sich mit den Menschen am Rande der Existenz und versuchte für ihr armseliges Leben mit einer überbetonten, fast schon karikierenden Linie eine symbolische, bewusst anti-romantische Sprache zu finden. Mit diesem neuen psychologisierenden Zug, der seine Parallelen in den naturalistischen Strömungen des literarischen Zirkels um Emile Zolas hatte, erzielte Raffaelli bald große Erfolge. 1880 und 1881 lud ihn Edgar Degas sogar zur erfolgreichen Teilnahme an zwei Impressionismus-Ausstellungen ein. Nach 1889 widmete sich Raffaelli vermehrt den Straßenbildern und Plätzen von Paris, wobei es ihm auch hier wieder gelang, die ganz spezifische Atmosphäre eines Platzes einzufangen und dem Statischen des rein Abbildhaften eine vibrierende Dynamik und die Vergänglichkeit des Augenblicks zu vermitteln.

Die Szenerie am Quai Malaquais in Paris ist ein neu entdecktes, besonderes Beispiel für Raffaellis Dokumentation von Paris. Wir blicken auf die 1885 errichtete und 1941 zerstörte Statue Voltaires und auf die prachtvolle Fassade des Seitenflügels des Collège Mazarin. Es ist Herbst, ein heller, bläulich-brauner Ton ist der Grundakkord des Bildes, dynamische Pinselstriche und ein nervöser, schneller Strich, der die zahlreichen Figuren und die entlaubten Bäume skizziert, verleihen dem Bild die besondere Stimmung eines belebten Pariser Alltags.
Ein kleiner, weiß-schwarz gefleckter Hund in der rechten Ecke des Bildes erregt noch unsere Aufmerksamkeit. Er ist eine Art Signatur des Malers, der auf fast allen seiner Pariser Stadtbilder und oft in Begleitung des alten Mannes zu sehen ist – wie ein kleiner Stadtführer, der uns zu den besonderen Schönheiten von Paris begleitet. (MHH)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

07.06.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 89.080,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 80.000,-

Jean Francois Raffaelli


(Paris 1850–1924)
Am Quai Malaquais, Paris, signiert JF RAFFAELLI, rückseitig Ausstellungsetikett des Hamburger Kunstvereins und Sammleretikett mit Widmung, Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm, gerahmt

Provenienz:
Jessie Strassburger (1880–1970), USA/Liechtenstein;
Schenkung an den Vater (1927–2019) des derzeitigen Eigentümers;
im Erbgang an den derzeitigen Eigentümer -
Privatsammlung, Liechtenstein.

Ausgestellt:
Kunstverein Hamburg, Nr. 85, o. J.

Wir danken der Galerie Brame & Lorenceau, Paris für die Expertise anhand eines hochauflösenden Fotos.
Das Bild wird in das digitale Werkverzeichnis aufgenommen.

Der Pariser Maler Jean-Francois Raffaelli (Paris 1850–1924) war einer der ungewöhnlichsten Chronisten seiner Stadt. Er begann seine künstlerische Laufbahn als Schauspieler und Musiker, bevor er sich nach einer kurzen akademischen Ausbildung autodidaktisch der Malerei zuwandte und auch bildhauerisch tätig war. Ausgehend vom Realismus der vorherrschenden Historienmalerei vollzog er sehr bald einen entscheidenden Paradigmenwechsel hin zu einer naturalistischen Wiedergabe. In seiner Frühphase, nach 1875, beschäftigte er sich mit den Menschen am Rande der Existenz und versuchte für ihr armseliges Leben mit einer überbetonten, fast schon karikierenden Linie eine symbolische, bewusst anti-romantische Sprache zu finden. Mit diesem neuen psychologisierenden Zug, der seine Parallelen in den naturalistischen Strömungen des literarischen Zirkels um Emile Zolas hatte, erzielte Raffaelli bald große Erfolge. 1880 und 1881 lud ihn Edgar Degas sogar zur erfolgreichen Teilnahme an zwei Impressionismus-Ausstellungen ein. Nach 1889 widmete sich Raffaelli vermehrt den Straßenbildern und Plätzen von Paris, wobei es ihm auch hier wieder gelang, die ganz spezifische Atmosphäre eines Platzes einzufangen und dem Statischen des rein Abbildhaften eine vibrierende Dynamik und die Vergänglichkeit des Augenblicks zu vermitteln.

Die Szenerie am Quai Malaquais in Paris ist ein neu entdecktes, besonderes Beispiel für Raffaellis Dokumentation von Paris. Wir blicken auf die 1885 errichtete und 1941 zerstörte Statue Voltaires und auf die prachtvolle Fassade des Seitenflügels des Collège Mazarin. Es ist Herbst, ein heller, bläulich-brauner Ton ist der Grundakkord des Bildes, dynamische Pinselstriche und ein nervöser, schneller Strich, der die zahlreichen Figuren und die entlaubten Bäume skizziert, verleihen dem Bild die besondere Stimmung eines belebten Pariser Alltags.
Ein kleiner, weiß-schwarz gefleckter Hund in der rechten Ecke des Bildes erregt noch unsere Aufmerksamkeit. Er ist eine Art Signatur des Malers, der auf fast allen seiner Pariser Stadtbilder und oft in Begleitung des alten Mannes zu sehen ist – wie ein kleiner Stadtführer, der uns zu den besonderen Schönheiten von Paris begleitet. (MHH)

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 07.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.05. - 07.06.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.