Lot Nr. 235 -


Imi Knoebel *


(Dessau 1940 geb.)
Ich Nicht XI, 2006, auf der Rückseite von Teil C monogrammiert, datiert, bezeichnet IMI 2.16, Acryl auf Aluminium sowie Acryl auf Kunststoff-Folie, 317,5 x 373 x 8,4 cm

Provenienz:
Galeria Filomena Soares, Lissabon
Europäische Privatsammlung
Philips, London, 8. März 2019, Los 155

Ausgestellt:
Lissabon, Galeria Filomena Soares, Imi Knoebel,
9. November – 31. Dezember 2006

Rot, Blau, Gelb. Ausschließlich diese drei Farben verwendete Imi Knoebel in seinem Werk „Ich Nicht XI“, die sich in rechteckige, geschlossene Flächen formieren.
Diese Einheitlichkeit wird von einem heterogenen Farbauftrag durchbrochen. Der Pinselduktus ist dynamisch gewählt: Feine Pinselspuren treffen hier auf diverse Konsistenzen, die mal von einer Dichte beherrscht werden und mal eine eher schleierhafte Erscheinung tragen.

Das über drei mal vier Meter große Werk besteht aus insgesamt neun unterschiedlich großen Rechtecken, die von je einem Farbton ausgefüllt werden. Drei rote Flächen flankieren im oberen Bildbereich drei nebeneinander angeordnete gelbe Farbfelder, die sich in ihrem Farbauftrag differenzieren und indessen voneinander abgrenzen. Darunter befinden sich drei unterschiedlich breite Flächen, die circa zweidrittel der Bildoberfläche einnehmen. Ganz links ein roter Raum, der die darüber angeordneten ebenfalls leuchtend roten Rechtecke am linken Rand überragt. Daneben verdichtet sich die Bildoberfläche in zwei große, blaue Bereiche.
Die Primärfarben Rot, Blau und Gelb eröffnen eine unendlich weitreichende Thematik. „Ein Thema mit endlosen Variationen; klassisch und doch nie nicht modern; höchste Konzentration und Verdichtung in einem Werk, während gleichzeitig alle anderen Möglichkeiten gegenwärtig sind; Einfachheit, die immer wieder gefunden werden muss, und Komplexität, die nicht zu bewältigen ist.“1 Die Farbformatierungen unterstehen einem klassischen Ordnungsprinzip, das sich einem vermeintlichen Chaos, welches aus einer willkürlichen Verwendung und Anwendung der Farbe entsprungen ist, deutlich entgegensetzt. „Eine neue Ordnung; eine andere Ordnung, die ein anderes und freies Sehen anbietet; ein Sehen, das nicht zuletzt ein eigenverantwortliches und sich selbst erkennendes Sehen ist [...].“ 2
Auch der Titel „Ich Nicht XI“ fördert das freie Sehen der Betrachter. Eine Aussage, die als herausgerissenes Satzfragment agiert. Der Kontext bleibt zunächst unklar. Ist es eine Aufforderung an den Rezipienten? Eine Aufforderung die Arbeit eigenständig zu erkunden und individuell zu verinnerlichen? Es gibt keine vorgekaute und damit auch verbindliche Erklärung. „Nicht ich sage dir, was du zu sehen hast; erfahre es mit eigenen Augen, mit deinem Körper und deiner Seele, mit deiner eigenen Geschichte und Kultur.“3
Imi Knoebel, 1940 als Klaus Wolf Knoebel in Dessau geboren, studierte in den 1960er-Jahren gemeinsam mit Imi Giese und Blinky Palermo bei Josef Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie. Eine weitere wichtige Inspiration für ihn war Kasimir Malewitschs schwarzes Quadrat auf weißem Grund und dessen Idee einer reinen Abstraktion durch die Erkundung von Form, Farbe und Material. Fasziniert davon, am Nullpunkt der Formgebung anzusetzen ist er seiner minimalistischen Haltung und der Beschäftigung mit den Grundfragen der gegenstandslosen Malerei immer treu geblieben. Insbesondere in seinen frühen Arbeiten beschäftigte er sich mit den Farben Weiß und Schwarz und begann erst ab 1974 mit kraftvollen und leuchtenden Pigmenten zu arbeiten. In seinem Oeuvre erforscht Imi Knoebel das Verhältnis zwischen Farbe und Struktur. Dabei arbeitet er gerne seriell. Serien wie „Ich Nicht“, die sich in systematische Gruppierungen konzipieren, spielen mit rohen Oberflächen und einfachen Materialien wie beispielsweise Hartfaserplatte und Aluminium.

Seine Werke überschreiten die traditionellen Gattungsgrenzen und lassen sich nicht einem Medium ein- beziehungsweise unterordnen. Sein Farb- und Formenrepertoire ist spannungsgeladen und erscheint indessen auf den ersten Blick als monochrome Anordnung von Farbflächen. Mit dem zweiten Blick erkennt der Rezipient die Komplexität des Farbauftrags. Knoebel verleiht den Farben eine rhythmische Gestalt.
Die hybriden Objekte, die sich zwischen Gemälde und Skulptur, Wandbildern und Rauminstallationen bewegen, stehen kontinuierlich in einem spannungsgeladenen Verhältnis zum Raum. Erst der umgebende Raum in Beziehung zum Volumen der Objekte setzt die ästhetische Erfahrung der Komposition frei.

1 Imi Knoebel, Werke von 1966 bis 2006, Ausstellungskatalog Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, 2007, S. 86 2 ebd.3 ebd.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

23.06.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 250.000,-

Imi Knoebel *


(Dessau 1940 geb.)
Ich Nicht XI, 2006, auf der Rückseite von Teil C monogrammiert, datiert, bezeichnet IMI 2.16, Acryl auf Aluminium sowie Acryl auf Kunststoff-Folie, 317,5 x 373 x 8,4 cm

Provenienz:
Galeria Filomena Soares, Lissabon
Europäische Privatsammlung
Philips, London, 8. März 2019, Los 155

Ausgestellt:
Lissabon, Galeria Filomena Soares, Imi Knoebel,
9. November – 31. Dezember 2006

Rot, Blau, Gelb. Ausschließlich diese drei Farben verwendete Imi Knoebel in seinem Werk „Ich Nicht XI“, die sich in rechteckige, geschlossene Flächen formieren.
Diese Einheitlichkeit wird von einem heterogenen Farbauftrag durchbrochen. Der Pinselduktus ist dynamisch gewählt: Feine Pinselspuren treffen hier auf diverse Konsistenzen, die mal von einer Dichte beherrscht werden und mal eine eher schleierhafte Erscheinung tragen.

Das über drei mal vier Meter große Werk besteht aus insgesamt neun unterschiedlich großen Rechtecken, die von je einem Farbton ausgefüllt werden. Drei rote Flächen flankieren im oberen Bildbereich drei nebeneinander angeordnete gelbe Farbfelder, die sich in ihrem Farbauftrag differenzieren und indessen voneinander abgrenzen. Darunter befinden sich drei unterschiedlich breite Flächen, die circa zweidrittel der Bildoberfläche einnehmen. Ganz links ein roter Raum, der die darüber angeordneten ebenfalls leuchtend roten Rechtecke am linken Rand überragt. Daneben verdichtet sich die Bildoberfläche in zwei große, blaue Bereiche.
Die Primärfarben Rot, Blau und Gelb eröffnen eine unendlich weitreichende Thematik. „Ein Thema mit endlosen Variationen; klassisch und doch nie nicht modern; höchste Konzentration und Verdichtung in einem Werk, während gleichzeitig alle anderen Möglichkeiten gegenwärtig sind; Einfachheit, die immer wieder gefunden werden muss, und Komplexität, die nicht zu bewältigen ist.“1 Die Farbformatierungen unterstehen einem klassischen Ordnungsprinzip, das sich einem vermeintlichen Chaos, welches aus einer willkürlichen Verwendung und Anwendung der Farbe entsprungen ist, deutlich entgegensetzt. „Eine neue Ordnung; eine andere Ordnung, die ein anderes und freies Sehen anbietet; ein Sehen, das nicht zuletzt ein eigenverantwortliches und sich selbst erkennendes Sehen ist [...].“ 2
Auch der Titel „Ich Nicht XI“ fördert das freie Sehen der Betrachter. Eine Aussage, die als herausgerissenes Satzfragment agiert. Der Kontext bleibt zunächst unklar. Ist es eine Aufforderung an den Rezipienten? Eine Aufforderung die Arbeit eigenständig zu erkunden und individuell zu verinnerlichen? Es gibt keine vorgekaute und damit auch verbindliche Erklärung. „Nicht ich sage dir, was du zu sehen hast; erfahre es mit eigenen Augen, mit deinem Körper und deiner Seele, mit deiner eigenen Geschichte und Kultur.“3
Imi Knoebel, 1940 als Klaus Wolf Knoebel in Dessau geboren, studierte in den 1960er-Jahren gemeinsam mit Imi Giese und Blinky Palermo bei Josef Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie. Eine weitere wichtige Inspiration für ihn war Kasimir Malewitschs schwarzes Quadrat auf weißem Grund und dessen Idee einer reinen Abstraktion durch die Erkundung von Form, Farbe und Material. Fasziniert davon, am Nullpunkt der Formgebung anzusetzen ist er seiner minimalistischen Haltung und der Beschäftigung mit den Grundfragen der gegenstandslosen Malerei immer treu geblieben. Insbesondere in seinen frühen Arbeiten beschäftigte er sich mit den Farben Weiß und Schwarz und begann erst ab 1974 mit kraftvollen und leuchtenden Pigmenten zu arbeiten. In seinem Oeuvre erforscht Imi Knoebel das Verhältnis zwischen Farbe und Struktur. Dabei arbeitet er gerne seriell. Serien wie „Ich Nicht“, die sich in systematische Gruppierungen konzipieren, spielen mit rohen Oberflächen und einfachen Materialien wie beispielsweise Hartfaserplatte und Aluminium.

Seine Werke überschreiten die traditionellen Gattungsgrenzen und lassen sich nicht einem Medium ein- beziehungsweise unterordnen. Sein Farb- und Formenrepertoire ist spannungsgeladen und erscheint indessen auf den ersten Blick als monochrome Anordnung von Farbflächen. Mit dem zweiten Blick erkennt der Rezipient die Komplexität des Farbauftrags. Knoebel verleiht den Farben eine rhythmische Gestalt.
Die hybriden Objekte, die sich zwischen Gemälde und Skulptur, Wandbildern und Rauminstallationen bewegen, stehen kontinuierlich in einem spannungsgeladenen Verhältnis zum Raum. Erst der umgebende Raum in Beziehung zum Volumen der Objekte setzt die ästhetische Erfahrung der Komposition frei.

1 Imi Knoebel, Werke von 1966 bis 2006, Ausstellungskatalog Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein, 2007, S. 86 2 ebd.3 ebd.

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Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.06.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.06. - 23.06.2021

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