Lot Nr. 110


Jan Boeckhorst


Jan Boeckhorst - Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen

(Münster 1603/5–1668 Antwerpen)
Studie zu zwei Karyatiden mit weiblichen Personifikationen, Instrumente der Passion haltend, von fremder Hand bezeichnet „Vandyk.”, Feder und Pinsel in Braun, braun laviert, auf Bütten, auf Karton kaschiert, 44 x 25,5 cm, gebräunt, fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Sammlung J. Deschamps (2. Hälfte 19. Jh.), Lugt 764; Sotheby’s, London, 21. März 1979; Auktion Finarte, Mailand, 25. Oktober 1988, Lot 184;
dort vom jetzigen Eigentümer erworben – Privatsammlung, Italien.

Die vorliegende Zeichnung mit einer Studie von zwei Karyatiden wurde am 21. März 1979 mit einer Zuschreibung an Theodoor van Thulden (1606–1669) bei Sotheby’s London verkauft. Der Zeichenstil der flämischen Künstler aus dem Umfeld von Anthonis van Dyck (1599–1641) ist jedoch seither in der kunsthistorischen Forschung gründlich untersucht worden, sodass auch die vorliegende Studie nicht mehr dem Werk van Thuldens zugeordnet werden kann. Anhand stilistischer und technischer Merkmale hat Prof. Jeremy Wood jüngst eine alternative Zuschreibung an Jan Boeckhorst (1604–1668) vorgeschlagen. Er verweist dabei auf eine vergleichbare Zeichnung des Künstlers mit einer Studie zur „Mater Dolorosa“ im Musée des Beaux-Arts de Besancon (Inv. D.34), die ebenfalls auf hellbraunem Papier mit Weißhöhungen ausgeführt ist. Verblüffend sind auch die Ähnlichkeiten in der Kopfhaltung der Madonna, die fast identisch zu jener der linken Karyatide in der vorliegenden Studie ist, sowie die ausladenden Draperien und die fließenden Lavierungen in brauner Tusche, die der Künstler zur Akzentuierung der Räumlichkeit im Kontrast zu den Weißhöhungen einsetzt. Bei beiden Zeichnungen dürfte es sich zudem um Entwürfe für Skulpturen oder Wandepitaphe für Figuren handeln, die entweder als Relief oder als Teil eines größeren architektonischen Rahmenwerkes für die Fassade einer Kirche oder die Rahmung eines Altargemäldes gedacht waren. In diesem Kontext bemerkenswert ist auch eine ehemals an Lucas Franchoys II zugeschriebene Ölskizze zur „Anbetung der Hirten“ in den Koninklijk Museen voor Schone Kunsten, Antwerpen (Inv. 5150), auf der die Szene des Hauptaltars ebenfalls von zwei weiblichen Karyatiden umrahmt wird.

Wir danken Prof. Jeremy Wood für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
+43-1-515 60-546

astrid.schierz@dorotheum.at

19.10.2021 - 15:35

Erzielter Preis: **
EUR 6.400,-
Schätzwert:
EUR 3.000,- bis EUR 4.000,-

Jan Boeckhorst


(Münster 1603/5–1668 Antwerpen)
Studie zu zwei Karyatiden mit weiblichen Personifikationen, Instrumente der Passion haltend, von fremder Hand bezeichnet „Vandyk.”, Feder und Pinsel in Braun, braun laviert, auf Bütten, auf Karton kaschiert, 44 x 25,5 cm, gebräunt, fleckig, Passep., gerahmt, (Sch)

Provenienz:
Sammlung J. Deschamps (2. Hälfte 19. Jh.), Lugt 764; Sotheby’s, London, 21. März 1979; Auktion Finarte, Mailand, 25. Oktober 1988, Lot 184;
dort vom jetzigen Eigentümer erworben – Privatsammlung, Italien.

Die vorliegende Zeichnung mit einer Studie von zwei Karyatiden wurde am 21. März 1979 mit einer Zuschreibung an Theodoor van Thulden (1606–1669) bei Sotheby’s London verkauft. Der Zeichenstil der flämischen Künstler aus dem Umfeld von Anthonis van Dyck (1599–1641) ist jedoch seither in der kunsthistorischen Forschung gründlich untersucht worden, sodass auch die vorliegende Studie nicht mehr dem Werk van Thuldens zugeordnet werden kann. Anhand stilistischer und technischer Merkmale hat Prof. Jeremy Wood jüngst eine alternative Zuschreibung an Jan Boeckhorst (1604–1668) vorgeschlagen. Er verweist dabei auf eine vergleichbare Zeichnung des Künstlers mit einer Studie zur „Mater Dolorosa“ im Musée des Beaux-Arts de Besancon (Inv. D.34), die ebenfalls auf hellbraunem Papier mit Weißhöhungen ausgeführt ist. Verblüffend sind auch die Ähnlichkeiten in der Kopfhaltung der Madonna, die fast identisch zu jener der linken Karyatide in der vorliegenden Studie ist, sowie die ausladenden Draperien und die fließenden Lavierungen in brauner Tusche, die der Künstler zur Akzentuierung der Räumlichkeit im Kontrast zu den Weißhöhungen einsetzt. Bei beiden Zeichnungen dürfte es sich zudem um Entwürfe für Skulpturen oder Wandepitaphe für Figuren handeln, die entweder als Relief oder als Teil eines größeren architektonischen Rahmenwerkes für die Fassade einer Kirche oder die Rahmung eines Altargemäldes gedacht waren. In diesem Kontext bemerkenswert ist auch eine ehemals an Lucas Franchoys II zugeschriebene Ölskizze zur „Anbetung der Hirten“ in den Koninklijk Museen voor Schone Kunsten, Antwerpen (Inv. 5150), auf der die Szene des Hauptaltars ebenfalls von zwei weiblichen Karyatiden umrahmt wird.

Wir danken Prof. Jeremy Wood für die wissenschaftliche Unterstützung.

Expertin: Mag. Astrid-Christina Schierz Mag. Astrid-Christina Schierz
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astrid.schierz@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Meisterzeichnungen und Druckgraphik bis 1900, Aquarelle, Miniaturen
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 19.10.2021 - 15:35
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 19.10.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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