Lot Nr. 601


Alois Schönn


Alois Schönn - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Wien 1826–1897 Krumpendorf)
Aufmarsch der Läufer am 1. Mai, nach dem Wettlauf im Prater, signiert A. Schönn, 132 x 204 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Wiener Jahresausstellung 1891

Provenienz:
Dorotheum Wien, 17. März 1949, Los 104, Tafel 16. Cafe Bürgertheater, 1030 Wien;
Privatsammlung Wien.

Verzeichnet in:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus, 1979, Bd. II, 2 S. 638, Nr. 68

Seit dem 17. Jahrhunderts sind im Habsburger Reich sogenannte „Laufer“ nachweisbar, dessen Berufsstand sich der raschen Übermittlung von Nachrichten über große Distanzen verschrieben hatte. Jedoch wurden ab der frühen Neuzeit die Läuferboten aufgrund der Etablierung des allgemeinen Postwesens sowie besserer Infrastruktur zunehmend obsolet. In Österreich, hier vor allem Wien besaßen die „Laufer“ einen gewissen auch international anerkannten Bekanntheitsgrad, sodass eine Entwicklung vom laufenden Boten oder herrschaftlichen Galaläufer hin zur sportlichen Disziplin stattfand. Die ursprüngliche Funktion eines sogenannten Laufers bestand darin, neben der Kutsche der Herrschaft zu laufen und etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, dabei trugen sie in der Dunkelheit Fackeln voran, auch waren sie Überbringer von Botschaften. In Wien waren diese Laufer wohl seit Ende des 18. Jahrhunderts in einer Zunft organisiert und unterlagen einer mehrjährigen Lehrzeit, welche sie mit eine sogenannten „Freilauf“ abschlossen. Die Laufer veranstalten auch seit dem 18. Jahrhundert Wettkämpfe beziehungsweise Probeläufe bei der eine ungefähre Distanz von 18 km zu bewältigen war.
Diese Läufe wurden ab 1822 jährlich im Prater abhalten und als Veranstaltung in das Maifest eingebettet.

Eine solche Laufveranstaltung verbildlicht Alois Schönn im vorliegenden Los. Der Maler entschied sich für die Wiedergabe des Moments nach erfolgreich absolviertem Wettbewerb. So marschieren die Läufer in einem feierlichen Zug hinter der Innungsstandarte, der üblicherweise zu einem nahegelegenen Kaffeehaus führte, wo die Teilnehmer das wohlverdiente Frühstück zu sich nahmen. Minutiös stellt Schönn die Bekleidung der Läufer des 1. Mai dar. Diese besteht aus einer weißen Jacke, einer weißen langen Hose, weißer oder grüner Kappe mit Federbusch, sowie einer Schärpe oder einem Halstuch. Auch zu sehen sind die Peitschen, welche die Läufer um den Nacken gelegt hatten, um ihre Hände daran festzuhalten. Hinter dem Träger der Innungsstandarte werden die etwa zehn bis zwölf teilnehmenden Laufer von den Siegern angeführt. Die schnellsten drei bis vier Teilnehmer erhielten bestickte Preisfahnen und ein Preisgeld. Auf diesen Preisfahnen war neben dem eingestickten Ranzahlen unterschiedliche Tiersymbole vorhanden, die je nach Schnelligkeit der Tiere einen bestimmten Rang darstellte: Erster Rang ein silberner Vogel, zweiter Rand ein goldener Hirsch, dritter Rand ein silberner Hund und vierter Rand ein goldener Reiter. Die im Wind wehenden Fahne der ersten drei Ränge sind am vorliegenden Los auszumachen.
Den festlichen Charakter der Laufveranstaltung greift Alois Schönn gekonnt in seinem großformatigen Gemälde auf, welchem wohl ein Aquarell zugrunde liegt. Ein junge Dame hat sich schon in dem Arm eines Läufers eingehakt, sodass die ausgelassenes Stimmung der Zuschauer förmlich spürbar wird.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

09.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 35.000,- bis EUR 45.000,-

Alois Schönn


(Wien 1826–1897 Krumpendorf)
Aufmarsch der Läufer am 1. Mai, nach dem Wettlauf im Prater, signiert A. Schönn, 132 x 204 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Wiener Jahresausstellung 1891

Provenienz:
Dorotheum Wien, 17. März 1949, Los 104, Tafel 16. Cafe Bürgertheater, 1030 Wien;
Privatsammlung Wien.

Verzeichnet in:
Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Hofheim am Taunus, 1979, Bd. II, 2 S. 638, Nr. 68

Seit dem 17. Jahrhunderts sind im Habsburger Reich sogenannte „Laufer“ nachweisbar, dessen Berufsstand sich der raschen Übermittlung von Nachrichten über große Distanzen verschrieben hatte. Jedoch wurden ab der frühen Neuzeit die Läuferboten aufgrund der Etablierung des allgemeinen Postwesens sowie besserer Infrastruktur zunehmend obsolet. In Österreich, hier vor allem Wien besaßen die „Laufer“ einen gewissen auch international anerkannten Bekanntheitsgrad, sodass eine Entwicklung vom laufenden Boten oder herrschaftlichen Galaläufer hin zur sportlichen Disziplin stattfand. Die ursprüngliche Funktion eines sogenannten Laufers bestand darin, neben der Kutsche der Herrschaft zu laufen und etwaige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, dabei trugen sie in der Dunkelheit Fackeln voran, auch waren sie Überbringer von Botschaften. In Wien waren diese Laufer wohl seit Ende des 18. Jahrhunderts in einer Zunft organisiert und unterlagen einer mehrjährigen Lehrzeit, welche sie mit eine sogenannten „Freilauf“ abschlossen. Die Laufer veranstalten auch seit dem 18. Jahrhundert Wettkämpfe beziehungsweise Probeläufe bei der eine ungefähre Distanz von 18 km zu bewältigen war.
Diese Läufe wurden ab 1822 jährlich im Prater abhalten und als Veranstaltung in das Maifest eingebettet.

Eine solche Laufveranstaltung verbildlicht Alois Schönn im vorliegenden Los. Der Maler entschied sich für die Wiedergabe des Moments nach erfolgreich absolviertem Wettbewerb. So marschieren die Läufer in einem feierlichen Zug hinter der Innungsstandarte, der üblicherweise zu einem nahegelegenen Kaffeehaus führte, wo die Teilnehmer das wohlverdiente Frühstück zu sich nahmen. Minutiös stellt Schönn die Bekleidung der Läufer des 1. Mai dar. Diese besteht aus einer weißen Jacke, einer weißen langen Hose, weißer oder grüner Kappe mit Federbusch, sowie einer Schärpe oder einem Halstuch. Auch zu sehen sind die Peitschen, welche die Läufer um den Nacken gelegt hatten, um ihre Hände daran festzuhalten. Hinter dem Träger der Innungsstandarte werden die etwa zehn bis zwölf teilnehmenden Laufer von den Siegern angeführt. Die schnellsten drei bis vier Teilnehmer erhielten bestickte Preisfahnen und ein Preisgeld. Auf diesen Preisfahnen war neben dem eingestickten Ranzahlen unterschiedliche Tiersymbole vorhanden, die je nach Schnelligkeit der Tiere einen bestimmten Rang darstellte: Erster Rang ein silberner Vogel, zweiter Rand ein goldener Hirsch, dritter Rand ein silberner Hund und vierter Rand ein goldener Reiter. Die im Wind wehenden Fahne der ersten drei Ränge sind am vorliegenden Los auszumachen.
Den festlichen Charakter der Laufveranstaltung greift Alois Schönn gekonnt in seinem großformatigen Gemälde auf, welchem wohl ein Aquarell zugrunde liegt. Ein junge Dame hat sich schon in dem Arm eines Läufers eingehakt, sodass die ausgelassenes Stimmung der Zuschauer förmlich spürbar wird.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 09.11.2021