Roelant Savery
[Saleroom Notice](Courtrai 1576–1639 Utrecht)
Bauern vor einem verfallenen Wachturm,
signiert unten Mitte: R. Savery,
Öl auf Leinwand, 90,5 x 127,5 cm, gerahmt
Das vorliegende Gemälde verfügt über eine bedeutende zusätzliche Provenienz und Ausstellungsgeschichte. Es befand sich in der Sammlung des österreichisch-ungarischen Adligen Włodzimierz Dzieduszycki, eines ruthenischen Politikers und Gründers des Naturhistorischen Museums von Lemberg. Er war mit der Gräfin Alfonsyną von Miączyńskich (1836-1919) verheiratet.
Provenienz:
Sammlung Graf Włodzimierz Dzieduszycki (1825-1899), Palais Dzieduszycki, Lemberg/Lviv;
Privatsammlung, Belgien, seit den 1950er-Jahren
Ausgestellt:
Gent, Musée des Beaux-Arts, Le Peinture dans les collections Gantoises, 8, March – 31, Mai 1953, Nr. 147;
Gent, Musée de Beaux-Arts, Roelandt Savery, 10, April -13, Juni 1954, Nr. 91;
Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, La Siècle de Rubens, 15. Oktober – 12. Dezember 1965, S. 235, Nr. 248
Literatur:
S. Bergmans, La Peinture Ancienne, Ses Mystères, Ses Secrets, Brüssel, 1952, S. 97-98, mit Abb. Nr. XLIV
Das vorliegende Gemälde ist ein charakteristisches Beispiel für Roelant Saverys reiches und mannigfaltiges Schaffen seiner Prager Jahre (1603–1612). Bauern vor einem verfallenen Wachturm enthält alle Elemente und Motive, die Savery zum bevorzugten Hofmaler des Habsburgerkaisers Rudolf II. (1552–1612) machten.
Sowohl der einen Federschlapphut tragende Geiger als auch die Mädchen in ihren purpurfarbenen Röcken, die sich um eine dramatische Ruine tummeln, werden von sich windendem Blattwerk gerahmt, das in das strahlende Blau der Berge dahinter übergeht. Sie erinnern nicht nur an jene Szenen bäuerlichen Lebens, die eine Generation zuvor von Pieter Breughel dem Älteren so einprägsam festgehalten wurden, sondern belegen auch Saverys Geschick bei der Wiedergabe von Natur. Die Hunde, die pickenden Enten, die flatternden Vögel und der krähende Hahn links dürften Rudolfs Vorlieben zufriedengestellt haben. Sein lautstarker Durst nach einer sich der Flora und Fauna seines Reiches widmenden Kunst ist hinreichend belegt. Trotz Saverys Ausbildung ist der Schauplatz in diesem Fall jedoch nicht Flandern, sondern wahrscheinlich der Böhmerwald in der heutigen Tschechischen Republik. Die farbenprächtige ländliche Kleidung der Figuren ist ein Markenzeichen des „böhmischen Breughel“.
Der auf dem Fels im Mittelgrund sitzende Bettler scheint auf eine der vielen Figurenstudien von Rudolfs Untertanen zurückzugehen, die Savery anfertigte. Man denke etwa an die Arbeit Zwei Bettler im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Inv.-Nr. Hz 8743). Die Kätzchen, die auf dem herabhängenden Balken des baufälligen Unterschlupfs spielen, lenken von der Signatur des Künstlers ab, die auf dem Stein unter dem Bettler angebracht ist – eine für die Bescheidenheit des Künstlers, der aus einer Familie geflohener Wiedertäufer stammte, typische Geste. Savery stellte alles dar: von der bereits erwähnten Bauerntracht bis hin zu Bergblumen (zu diesem Zweck reiste er auch nach Tirol). Im Jahr 1616 kehrte er in die Niederlande zurück und ließ sich schließlich in Utrecht nieder, wo er sein raffiniertes Schaffen fortsetzte und sich auch aus fernen Ländern nach Westeuropa gebrachten exotischen Sujets wie dem Dodo und den ersten in den Niederlanden gezüchteten Tulpen widmete.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
10.11.2021 - 16:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 253.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
Roelant Savery
[Saleroom Notice](Courtrai 1576–1639 Utrecht)
Bauern vor einem verfallenen Wachturm,
signiert unten Mitte: R. Savery,
Öl auf Leinwand, 90,5 x 127,5 cm, gerahmt
Das vorliegende Gemälde verfügt über eine bedeutende zusätzliche Provenienz und Ausstellungsgeschichte. Es befand sich in der Sammlung des österreichisch-ungarischen Adligen Włodzimierz Dzieduszycki, eines ruthenischen Politikers und Gründers des Naturhistorischen Museums von Lemberg. Er war mit der Gräfin Alfonsyną von Miączyńskich (1836-1919) verheiratet.
Provenienz:
Sammlung Graf Włodzimierz Dzieduszycki (1825-1899), Palais Dzieduszycki, Lemberg/Lviv;
Privatsammlung, Belgien, seit den 1950er-Jahren
Ausgestellt:
Gent, Musée des Beaux-Arts, Le Peinture dans les collections Gantoises, 8, March – 31, Mai 1953, Nr. 147;
Gent, Musée de Beaux-Arts, Roelandt Savery, 10, April -13, Juni 1954, Nr. 91;
Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, La Siècle de Rubens, 15. Oktober – 12. Dezember 1965, S. 235, Nr. 248
Literatur:
S. Bergmans, La Peinture Ancienne, Ses Mystères, Ses Secrets, Brüssel, 1952, S. 97-98, mit Abb. Nr. XLIV
Das vorliegende Gemälde ist ein charakteristisches Beispiel für Roelant Saverys reiches und mannigfaltiges Schaffen seiner Prager Jahre (1603–1612). Bauern vor einem verfallenen Wachturm enthält alle Elemente und Motive, die Savery zum bevorzugten Hofmaler des Habsburgerkaisers Rudolf II. (1552–1612) machten.
Sowohl der einen Federschlapphut tragende Geiger als auch die Mädchen in ihren purpurfarbenen Röcken, die sich um eine dramatische Ruine tummeln, werden von sich windendem Blattwerk gerahmt, das in das strahlende Blau der Berge dahinter übergeht. Sie erinnern nicht nur an jene Szenen bäuerlichen Lebens, die eine Generation zuvor von Pieter Breughel dem Älteren so einprägsam festgehalten wurden, sondern belegen auch Saverys Geschick bei der Wiedergabe von Natur. Die Hunde, die pickenden Enten, die flatternden Vögel und der krähende Hahn links dürften Rudolfs Vorlieben zufriedengestellt haben. Sein lautstarker Durst nach einer sich der Flora und Fauna seines Reiches widmenden Kunst ist hinreichend belegt. Trotz Saverys Ausbildung ist der Schauplatz in diesem Fall jedoch nicht Flandern, sondern wahrscheinlich der Böhmerwald in der heutigen Tschechischen Republik. Die farbenprächtige ländliche Kleidung der Figuren ist ein Markenzeichen des „böhmischen Breughel“.
Der auf dem Fels im Mittelgrund sitzende Bettler scheint auf eine der vielen Figurenstudien von Rudolfs Untertanen zurückzugehen, die Savery anfertigte. Man denke etwa an die Arbeit Zwei Bettler im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Inv.-Nr. Hz 8743). Die Kätzchen, die auf dem herabhängenden Balken des baufälligen Unterschlupfs spielen, lenken von der Signatur des Künstlers ab, die auf dem Stein unter dem Bettler angebracht ist – eine für die Bescheidenheit des Künstlers, der aus einer Familie geflohener Wiedertäufer stammte, typische Geste. Savery stellte alles dar: von der bereits erwähnten Bauerntracht bis hin zu Bergblumen (zu diesem Zweck reiste er auch nach Tirol). Im Jahr 1616 kehrte er in die Niederlande zurück und ließ sich schließlich in Utrecht nieder, wo er sein raffiniertes Schaffen fortsetzte und sich auch aus fernen Ländern nach Westeuropa gebrachten exotischen Sujets wie dem Dodo und den ersten in den Niederlanden gezüchteten Tulpen widmete.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister I |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 10.11.2021 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 29.10. - 10.11.2021 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.