(Cento 1633–1715 Bologna)
Porträt eines vornehmen Herrn, Dreiviertelfigur,
Öl auf Leinwand, 115 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, seit 1980

Wir danken Nicholas Turner, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Bild wurde von Benedetto Gennari in der Manier barocker Pracht gemalt. Es betont den sozialen Rang der dargestellten Persönlichkeit, deren Identität bis jedoch unbekannt geblieben ist. Gennari hat den eleganten Herrn als stehende Dreiviertelfigur mit einer Hand an der Hüfte gemalt. Die andere Hand ist in einem Gestus geöffnet, als befände sich der Mann in einem Gespräch. Er trägt einen schwarzen Rock mit Schleifen über einem weißen Hemd. Sein rötliches Gesicht und die blassen Augen werden von dickem, rotem Haar und einem weißen Kragen mit Quaste gerahmt.

In den Jahren, die er außerhalb Italiens in Frankreich und in England verbrachte, wurde Benedetto Gennari zum gefeierten Porträtmaler der europäischen Aristokratie. Seine Bildnisse sind von einem sorgfältigen Studium der Umgebung und der Gewänder bestimmt. Er verlieh seinen Dargestellten und ihren reichen Gewändern eine feine Anmut, die von der Pracht des französischen Klassizismus und der idealisierenden Porträtkunst, die in Frankreich und England im 17. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte, beeinflusst ist. Das vorliegende Porträt kann, nebst anderen, mit dem Porträt der Marie Anne De La Tour d’Auvergne, Herzogin de Bouillon in der National Portrait Gallery in London (Inv.-Nr. 623) verglichen werden.

Benedetto Gennari stammte aus einer Malerfamilie und wurde in Cento geboren. Sein Onkel Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino (1591–1666), war auch sein Lehrer. 1643 zog die Familie nach Bologna um, wo Guercino sich bereits niedergelassen hatte. Im März 1672 reiste Gennari nach Frankreich, blieb dort über 16 Monate und führte Aufträge – religiöse und mythologische Sujets sowie Porträts – für die Aristokratie aus. Im Herbst 1674 ging er nach England, wo der Duke of York und künftige König Jakob II. jüngst Maria von Modena (1658–1718) geheiratet hatte. Sie wurden Gennaris wichtigste Auftraggeber. Zudem erhielt er bedeutende Aufträge von Jakobs Vorgänger König Karl II., für den er 135 Gemälde und mythologische Szenen für Räumlichkeiten in Schloss Windsor schuf.

Am Beginn der Revolution von 1688 verließ Gennari England und begleitete den Hof nach Saint-Germain-en-Laye ins Exil, wo er bis 1692 blieb. Als er nach Italien zurückkehrte, machte sein ausgereifter Stil seine Kunst berühmt. 1710 war er Gründungsmitglied der Accademia Clementina in Bologna. Er widmete sich der Lehre und wurde zum Direktor der Scuola del Nudo ernannt.