Lot Nr. 56


Mathias Stom


Mathias Stom - Alte Meister I

(Amersfoort um 1600 – um 1652 Sizilien?)
Verleugnung des Petrus,
Öl auf Leinwand, 134,7 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäischer Adelsbesitz, spätes 17. Jahrhundert;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Wir danken John Gash, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die Verleugnung des Petrus zeichnet sich durch eine lebhafte, breite Pinselführung und malerische Herangehensweise aus, die für Stoms Stil typisch sind. Das Gemälde kann in die Reifezeit des Künstlers datiert werden, entweder in die frühen 1630er Jahre in Rom oder in die Mitte der 1630er Jahre in Neapel. Die Dramatik des biblischen Sujets wird durch die nahansichtige Komposition, das ausgeprägte Helldunkel und die komplementären Farbkontraste verstärkt. Für Bewegtheit und Spannung sorgen auch unterschiedlich verlaufende Kompositionslinien: Die beiden männlichen Figuren erscheinen im Profil, die mittig platzierte Frau als Dreiviertelfigur. Die Handhaltung der beiden Männer wird gespiegelt, wodurch sich eine geschlossene kompositiorische Gruppe ergibt.

Die atmosphärischen Licht-Schatten-Effekte sind einer künstlichen Lichtquelle im Zentrum des Bildes geschuldet. Die linke männliche Figur hält in der Linken eine Fackel, doch wird das Licht von der rechten Hand des Mannes verdeckt. Die dadurch bewusst verunklärten Züge der Protagonisten erzeugen eine theatralische Wirkung.

Die Darstellung von künstlichem Kerzenlicht wurde ein Markenzeichen der caravaggesken Malerei des Nordens. Zu den ersten Darstellungen nächtlicher Szenerien zählen Tintorettos notturni mit ihren monumentalen Figurengruppen. Das Wesen caravaggesker Bewegtheit forderte jedoch eine naturalistischere und intimere Umsetzung des Themas, wie sie im Schaffen Jacopo Bassanos anzutreffen ist. Zahlreiche bassaneske Nachtszenen gelangten bis zur Jahrhundertwende nach Rom und machten dort großen Eindruck auf die Generation nördlicher Künstler, die nach Italien gereist waren, um dort ihre Ausbildung zu vervollkommnen.

Aus den Niederlanden stammend, trat Matthias Stom in die Fußstapfen zahlreicher zeitgenössischer Maler des Nordens. Er reiste nach Rom, wo er erstmals 1630 im Alter von 30 Jahren dokumentiert ist. Seine Reise über die Alpen in den Süden, die der junge Künstler ursprünglich als Bildungsreise plante, geriet letztlich zum Dauerzustand. Der Künstler sollte nie in die Heimat zurückkehren. Stattdessen zog er um 1633 nach Neapel und 1640 nach Sizilien weiter, bevor er sich schließlich in Norditalien niederließ. Stom gehört zu jener Generation niederländischer Maler, auf die das Werk Cravaggios einen tiefen und anhaltenden Einfluss ausübte. Die Künstlichkeit des Spätmanierismus verwerfend, eigneten sich diese Künstler einen kompromisslosen Realismus an. Sie schufen eindrucksvolle nahansichtige Kompositionen und übernahmen Caravaggios berühmten Tenebrismus, der auf einem theatralisch-kontrastreichen Umgang mit Licht und Schatten gründete.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Mathias Stom


(Amersfoort um 1600 – um 1652 Sizilien?)
Verleugnung des Petrus,
Öl auf Leinwand, 134,7 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäischer Adelsbesitz, spätes 17. Jahrhundert;
Weitergabe im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Wir danken John Gash, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Die Verleugnung des Petrus zeichnet sich durch eine lebhafte, breite Pinselführung und malerische Herangehensweise aus, die für Stoms Stil typisch sind. Das Gemälde kann in die Reifezeit des Künstlers datiert werden, entweder in die frühen 1630er Jahre in Rom oder in die Mitte der 1630er Jahre in Neapel. Die Dramatik des biblischen Sujets wird durch die nahansichtige Komposition, das ausgeprägte Helldunkel und die komplementären Farbkontraste verstärkt. Für Bewegtheit und Spannung sorgen auch unterschiedlich verlaufende Kompositionslinien: Die beiden männlichen Figuren erscheinen im Profil, die mittig platzierte Frau als Dreiviertelfigur. Die Handhaltung der beiden Männer wird gespiegelt, wodurch sich eine geschlossene kompositiorische Gruppe ergibt.

Die atmosphärischen Licht-Schatten-Effekte sind einer künstlichen Lichtquelle im Zentrum des Bildes geschuldet. Die linke männliche Figur hält in der Linken eine Fackel, doch wird das Licht von der rechten Hand des Mannes verdeckt. Die dadurch bewusst verunklärten Züge der Protagonisten erzeugen eine theatralische Wirkung.

Die Darstellung von künstlichem Kerzenlicht wurde ein Markenzeichen der caravaggesken Malerei des Nordens. Zu den ersten Darstellungen nächtlicher Szenerien zählen Tintorettos notturni mit ihren monumentalen Figurengruppen. Das Wesen caravaggesker Bewegtheit forderte jedoch eine naturalistischere und intimere Umsetzung des Themas, wie sie im Schaffen Jacopo Bassanos anzutreffen ist. Zahlreiche bassaneske Nachtszenen gelangten bis zur Jahrhundertwende nach Rom und machten dort großen Eindruck auf die Generation nördlicher Künstler, die nach Italien gereist waren, um dort ihre Ausbildung zu vervollkommnen.

Aus den Niederlanden stammend, trat Matthias Stom in die Fußstapfen zahlreicher zeitgenössischer Maler des Nordens. Er reiste nach Rom, wo er erstmals 1630 im Alter von 30 Jahren dokumentiert ist. Seine Reise über die Alpen in den Süden, die der junge Künstler ursprünglich als Bildungsreise plante, geriet letztlich zum Dauerzustand. Der Künstler sollte nie in die Heimat zurückkehren. Stattdessen zog er um 1633 nach Neapel und 1640 nach Sizilien weiter, bevor er sich schließlich in Norditalien niederließ. Stom gehört zu jener Generation niederländischer Maler, auf die das Werk Cravaggios einen tiefen und anhaltenden Einfluss ausübte. Die Künstlichkeit des Spätmanierismus verwerfend, eigneten sich diese Künstler einen kompromisslosen Realismus an. Sie schufen eindrucksvolle nahansichtige Kompositionen und übernahmen Caravaggios berühmten Tenebrismus, der auf einem theatralisch-kontrastreichen Umgang mit Licht und Schatten gründete.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021

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