Lot Nr. 70 -


Jan van Huchtenburgh


Jan van Huchtenburgh - Alte Meister I

(Haarlem 1647–1733 Amsterdam)
Prinz Eugen von Savoyen als Anführer eines Angriffs auf Belgrad während der Belagerung im Jahr 1717,
Öl auf Leinwand, 94,5 x 123 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde zeigt eine Schlacht im venezianisch-österreichischen Türkenkrieg von 1714–1718.

Walter Albrecht vom Heeresgeschichtlichen Museum hat darauf hingewiesen, dass die Topografie der Ansicht (eine von zwei Flussarmen umgebene Stadt) sehr stark an Belgrad erinnert, das am Zusammenfluss der Save und der Donau liegt. Die mächtige Festung der Stadt ist nicht zu sehen und müsste vom Standpunkt des Betrachters aus weiter links anzunehmen sein.

Von 1708 bis 1717 begleitete Huchtenburgh als von offizieller Seite beauftragter Schlachtenmaler Prinz Eugen auf seinen Reisen. Es ist daher gut möglich, die dargestellte Schlacht zu identifizieren, zumal im Zeitraum zwischen 1714 und 1718 nur ein derart großer militärischer Konflikt stattfand. Die Schlacht von Belgrad war in mehrfacher Hinsicht der Höhepunkt von Prinz Eugens militärischer Laufbahn. Er war schon ein älterer General, ein international angesehener Kriegsheld und einer der reichsten Männer Europas, der sich nach einem Rückzug auf seine vielen Besitztümer sehnte, als ihn die Pflicht rief, sich noch einmal in eine Auseinandersetzung mit dem osmanischen Reich zu begeben, die seine letzte sein würde.

1715 verdichteten sich für die kaiserliche Regierung in Wien die Hinweise, dass die Türken die Absicht hatten, Ungarn anzugreifen. Nachdem das osmanische Reich ein Angebot zu Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts im April 1716 abgelehnt hatte, befahl Kaiser Karl VI. Prinz Eugen nach Ungarn, um eine relativ kleine, aber professionelle Armee anzuführen. Unter all den Waffengängen des Prinzen war es vor allem dieser Kriegszug, wo er direkt auf das Geschehen Einfluss nahm. Nach dem Sieg der Habsburger in der Schlacht von Peterwardein 1716 rückte Eugen in das Banat vor und nahm Mitte Oktober 1716 die Festung Timisoara ein, wo er die 164 Jahre währende Herrschaft der Osmanen beendete. Dann lenkte Prinz Eugen seine Aufmerksamkeit auf den nächsten Feldzug, dem das eigentliche Kriegsziel galt, nämlich die Eroberung von Belgrad. Die Stadt wurde von einer osmanischen Garnison mit 30.000 Soldaten unter dem Oberkommando von Kara Mustafa Pascha gehalten. Die kaiserlichen Truppen begannen Mitte Juni 1717 mit der Belagerung. In den ersten Augusttagen war eine riesige osmanische Truppenmacht mit 200.000 Soldaten, angeführt von Großwesir Hadschi Halil Pascha, in Belgrad angekommen, um die Garnison bei der Verteidigung zu unterstützen. Nachrichten verbreiteten sich über ganz Europa, dass Prinz Eugens Truppen bald vernichtend geschlagen werden würden, doch der Feldherr hatte nicht die Absicht, die Belagerung abzubrechen. Er war sich bewusst, dass nur ein entscheidender Sieg seine Armee befreien könnte und entschied sich, das osmanische Entsatzheer anzugreifen. Am Morgen des 16. August marschierten 40.000 kaiserliche Truppen durch den Nebel, überraschten die ahnungslosen Osmanen und vernichteten Halil Paschas viel stärkere Armee. Es war ein entscheidender Sieg. Eine Woche später ergab sich Belgrad, womit der Krieg beendet war. Der Sieg war der krönende Höhepunkt in Prinz Eugens militärischer Laufbahn und bestätigte ihn in seinem Rang als führender europäischer Feldherr. Der osmanische Sultan Ahmed III bat um einen Friedensvertrag, der mit dem Frieden von Passarowitz am 21. Juli 1718 besiegelt wurde. Die vormals in osmanischer Herrschaft verbliebenen Gebiete von Ungarn, dem Banat und der Stadt Belgrad wurden damit wieder unter habsburgische Hoheit gestellt. Der für die Habsburger erfolgreiche Krieg bannte die für Ungarn unmittelbare osmanische Bedrohung und war nicht nur für das Kaiserhaus ein großer Triumph, sondern auch ein persönlicher Erfolg für Prinz Eugen.

Prinz Eugen war für seine persönliche Tapferkeit am Schlachtfeld wohlbekannt. Im Unterschied zu vielen Heerführern, die ihre Schlachten von einem sicheren Standort in einigen hundert Metern Entfernung vom Schlachtfeld führten, trieb er seine Truppen oft in entscheidenden Augenblicken der Schlacht an, indem er sie persönlich anführte, sich dadurch aber auch dem Feuer des Feindes aussetzte. Huchtenburgh stellt so einen Moment dar: Prinz Eugen, der an seinem grünen Mantel und dem Orden vom Goldenen Vlies deutlich zu erkennen ist, führt von links einen Angriff zum Entsatz einer Artilleriestellung im Mittelgrund, die zum Beschuss der im Hintergrund sichtbaren Stadt errichtet war und von einem bevorstehenden Angriff der Osmanen bedroht wird.

Das vorliegende Gemälde ist in seiner Darstellungsweise der Topografie und des Kampfgeschehens sehr viel realistischer und anekdotischer als ein weiteres Gemälde der berühmten Schlacht. Es wurde bei van Huchtenburg als Teil der Saubada-Serie großformatiger Schlachtenszenen beauftragt, die sich einst in Prinz Eugens Sammlung auf Schloss Hof befanden und im Hinblick auf eine Veröffentlichung gestochen wurden (J. Dumont, J. Rousset, Histoire militaire du Prince Eugène de Savoye, du Prince et Duc de Marlborough, et du Prince de Nassau-Frise, 3 Bde., Den Haag 1729–1747). Das Bild der Saubada-Serie stellt die Belagerung von einem erhöhten Blickwinkel dar. Viel größere Bedeutung hat dort die Darstellung der taktischen Verortung der unterschiedlichen Gruppen der Armee zwecks Erlangung eines allgemeinen Überblicks, wie man es von einem Gemälde erwarten würde, das gestochen werden sollte (Öl auf Leinwand,116 x 153 cm, Turin, Galeria Sabauda, Inv.-Nr. 898; siehe C. E. Spantigati, I quadri del Re: le raccolte del principe Eugenio condottiero e intellettuale: collezionismo tra Vienna, Parigi e Torino nel primo Settecento, Silvana 2012, S. 192, Kat.-Nr. 3.1, mit Abb.), wohingegen das vorliegende Gemälde die Aufregung und Gefahr der Schlacht zum Ausdruck bringt.

Jan van Huchtenburgh wurde 1647 in Haarlem geboren und arbeitete einige Jahre in der Gobelinmanufaktur unter Adam Frans van der Meulen, einem der berühmtesten Schlachtenmaler unter Ludwig XIV. Um 1669 kehrte Huchtenburgh nach Haarlem zurück, wo er in die Lukasgilde aufgenommen wurde.1676 verlegte er seine Werkstatt nach Amsterdam, wo er zu einem höchst erfolgreichen Schlachtenmaler avancierte. Von 1707 bis 1718 nahm er an den Feldzügen des Prinzen Eugen teil.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 38.852,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Jan van Huchtenburgh


(Haarlem 1647–1733 Amsterdam)
Prinz Eugen von Savoyen als Anführer eines Angriffs auf Belgrad während der Belagerung im Jahr 1717,
Öl auf Leinwand, 94,5 x 123 cm, gerahmt

Das vorliegende Gemälde zeigt eine Schlacht im venezianisch-österreichischen Türkenkrieg von 1714–1718.

Walter Albrecht vom Heeresgeschichtlichen Museum hat darauf hingewiesen, dass die Topografie der Ansicht (eine von zwei Flussarmen umgebene Stadt) sehr stark an Belgrad erinnert, das am Zusammenfluss der Save und der Donau liegt. Die mächtige Festung der Stadt ist nicht zu sehen und müsste vom Standpunkt des Betrachters aus weiter links anzunehmen sein.

Von 1708 bis 1717 begleitete Huchtenburgh als von offizieller Seite beauftragter Schlachtenmaler Prinz Eugen auf seinen Reisen. Es ist daher gut möglich, die dargestellte Schlacht zu identifizieren, zumal im Zeitraum zwischen 1714 und 1718 nur ein derart großer militärischer Konflikt stattfand. Die Schlacht von Belgrad war in mehrfacher Hinsicht der Höhepunkt von Prinz Eugens militärischer Laufbahn. Er war schon ein älterer General, ein international angesehener Kriegsheld und einer der reichsten Männer Europas, der sich nach einem Rückzug auf seine vielen Besitztümer sehnte, als ihn die Pflicht rief, sich noch einmal in eine Auseinandersetzung mit dem osmanischen Reich zu begeben, die seine letzte sein würde.

1715 verdichteten sich für die kaiserliche Regierung in Wien die Hinweise, dass die Türken die Absicht hatten, Ungarn anzugreifen. Nachdem das osmanische Reich ein Angebot zu Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts im April 1716 abgelehnt hatte, befahl Kaiser Karl VI. Prinz Eugen nach Ungarn, um eine relativ kleine, aber professionelle Armee anzuführen. Unter all den Waffengängen des Prinzen war es vor allem dieser Kriegszug, wo er direkt auf das Geschehen Einfluss nahm. Nach dem Sieg der Habsburger in der Schlacht von Peterwardein 1716 rückte Eugen in das Banat vor und nahm Mitte Oktober 1716 die Festung Timisoara ein, wo er die 164 Jahre währende Herrschaft der Osmanen beendete. Dann lenkte Prinz Eugen seine Aufmerksamkeit auf den nächsten Feldzug, dem das eigentliche Kriegsziel galt, nämlich die Eroberung von Belgrad. Die Stadt wurde von einer osmanischen Garnison mit 30.000 Soldaten unter dem Oberkommando von Kara Mustafa Pascha gehalten. Die kaiserlichen Truppen begannen Mitte Juni 1717 mit der Belagerung. In den ersten Augusttagen war eine riesige osmanische Truppenmacht mit 200.000 Soldaten, angeführt von Großwesir Hadschi Halil Pascha, in Belgrad angekommen, um die Garnison bei der Verteidigung zu unterstützen. Nachrichten verbreiteten sich über ganz Europa, dass Prinz Eugens Truppen bald vernichtend geschlagen werden würden, doch der Feldherr hatte nicht die Absicht, die Belagerung abzubrechen. Er war sich bewusst, dass nur ein entscheidender Sieg seine Armee befreien könnte und entschied sich, das osmanische Entsatzheer anzugreifen. Am Morgen des 16. August marschierten 40.000 kaiserliche Truppen durch den Nebel, überraschten die ahnungslosen Osmanen und vernichteten Halil Paschas viel stärkere Armee. Es war ein entscheidender Sieg. Eine Woche später ergab sich Belgrad, womit der Krieg beendet war. Der Sieg war der krönende Höhepunkt in Prinz Eugens militärischer Laufbahn und bestätigte ihn in seinem Rang als führender europäischer Feldherr. Der osmanische Sultan Ahmed III bat um einen Friedensvertrag, der mit dem Frieden von Passarowitz am 21. Juli 1718 besiegelt wurde. Die vormals in osmanischer Herrschaft verbliebenen Gebiete von Ungarn, dem Banat und der Stadt Belgrad wurden damit wieder unter habsburgische Hoheit gestellt. Der für die Habsburger erfolgreiche Krieg bannte die für Ungarn unmittelbare osmanische Bedrohung und war nicht nur für das Kaiserhaus ein großer Triumph, sondern auch ein persönlicher Erfolg für Prinz Eugen.

Prinz Eugen war für seine persönliche Tapferkeit am Schlachtfeld wohlbekannt. Im Unterschied zu vielen Heerführern, die ihre Schlachten von einem sicheren Standort in einigen hundert Metern Entfernung vom Schlachtfeld führten, trieb er seine Truppen oft in entscheidenden Augenblicken der Schlacht an, indem er sie persönlich anführte, sich dadurch aber auch dem Feuer des Feindes aussetzte. Huchtenburgh stellt so einen Moment dar: Prinz Eugen, der an seinem grünen Mantel und dem Orden vom Goldenen Vlies deutlich zu erkennen ist, führt von links einen Angriff zum Entsatz einer Artilleriestellung im Mittelgrund, die zum Beschuss der im Hintergrund sichtbaren Stadt errichtet war und von einem bevorstehenden Angriff der Osmanen bedroht wird.

Das vorliegende Gemälde ist in seiner Darstellungsweise der Topografie und des Kampfgeschehens sehr viel realistischer und anekdotischer als ein weiteres Gemälde der berühmten Schlacht. Es wurde bei van Huchtenburg als Teil der Saubada-Serie großformatiger Schlachtenszenen beauftragt, die sich einst in Prinz Eugens Sammlung auf Schloss Hof befanden und im Hinblick auf eine Veröffentlichung gestochen wurden (J. Dumont, J. Rousset, Histoire militaire du Prince Eugène de Savoye, du Prince et Duc de Marlborough, et du Prince de Nassau-Frise, 3 Bde., Den Haag 1729–1747). Das Bild der Saubada-Serie stellt die Belagerung von einem erhöhten Blickwinkel dar. Viel größere Bedeutung hat dort die Darstellung der taktischen Verortung der unterschiedlichen Gruppen der Armee zwecks Erlangung eines allgemeinen Überblicks, wie man es von einem Gemälde erwarten würde, das gestochen werden sollte (Öl auf Leinwand,116 x 153 cm, Turin, Galeria Sabauda, Inv.-Nr. 898; siehe C. E. Spantigati, I quadri del Re: le raccolte del principe Eugenio condottiero e intellettuale: collezionismo tra Vienna, Parigi e Torino nel primo Settecento, Silvana 2012, S. 192, Kat.-Nr. 3.1, mit Abb.), wohingegen das vorliegende Gemälde die Aufregung und Gefahr der Schlacht zum Ausdruck bringt.

Jan van Huchtenburgh wurde 1647 in Haarlem geboren und arbeitete einige Jahre in der Gobelinmanufaktur unter Adam Frans van der Meulen, einem der berühmtesten Schlachtenmaler unter Ludwig XIV. Um 1669 kehrte Huchtenburgh nach Haarlem zurück, wo er in die Lukasgilde aufgenommen wurde.1676 verlegte er seine Werkstatt nach Amsterdam, wo er zu einem höchst erfolgreichen Schlachtenmaler avancierte. Von 1707 bis 1718 nahm er an den Feldzügen des Prinzen Eugen teil.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


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