Lot Nr. 94


Giovan Battista Gaulli, gen. Il Baciccio


Giovan Battista Gaulli, gen. Il Baciccio - Alte Meister I

(Genua 1639–1709 Rom)
Der heilige Antonius im Gebet,
Öl auf Leinwand, 99,5 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
1860 erworben durch Sylvestre Savy;
Weitergabe im Erbgang;
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Francesco Petrucci, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werks.

Das vorliegende Gemälde stellt eine bedeutende Ergänzung des Werks von Giovan Battista Gaulli dar. Der genuesische Maler, der in Rom Il Baciccio genannt wurde, war ein von Bernini favorisierter und unter dem Schutz der Päpste stehender Künstler und gilt als eine der wichtigsten Vertreter des römischen Spätbarocks. Sein Werk hatte grundlegenden Einfluss auf die Entwicklung der Malerei des 18. Jahrhunderts.

Gaulli zeichnete sich als einer der großen Porträtisten des 17. Jahrhunderts aus, der alle Päpste von Alexander VII. bis Clemens XI. sowie zahlreiche Kardinäle und Fürsten porträtierte und es verstand, seinen Modellen ein seltenes Gefühl von Wahrheit und psychologischer Tiefe zu verleihen. Darüber hinaus malte er Altarbilder und schuf zahlreiche Gemälde für die großen Sammlungen der Patrizierfamilien der Chigi, Altieri, Colonna, Pamphilij, Ottoboni, Rospigliosi und Spinola wie für jene Ludwigs XIV.

Die betont behutsame Farbgebung mit klar definierten Pinselstrichen und Umrissen sowie der Verzicht auf Sfumato erlauben es, das vorliegende Gemälde in die späte Reifezeit des Künstlers zu datieren. Es entstand wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Die gekonnte Modulation des Lichts, die das Gesicht des Heiligen beleuchtet, das mit akribischer Sorgfalt ausgeführte Kopf- und Barthaar und die Abstufungen des Lichts werden von einer intensiven Ausdruckstiefe begleitet und vermitteln den Eindruck bewegter gefühlvoller Frömmigkeit, die der Andachtsmystik der damaligen Kultur entspricht.

Wie in anderen Werken Baciccios ist auch in diesem Fall der Einfluss der Skulpturen Berninis deutlich zu erkennen. Der Maler schuf mit seinen Arbeiten Neuinterpretationen der Werke Berninis wie der Cathedra Petri mit den vier Kirchenvätern in der Basilika im Vatikan (1600‒1603).

Bei der Altieri-Kapelle der römischen Kirche San Francesco da Ripa, einem der späteren Werke Berninis, arbeiteten sie auch zusammen: Baciccio malte das Altarbild. Bernini setzte sich nicht nur beim General der Jesuiten, Pater Giovan Paolo Oliva, für Baciccio ein, um ihm den Auftrag für die Ausstattung der Kirche Il Gesù zu sichern, sondern beriet ihn auch bei der Ausführung der wohl spektakulärsten illusionistischen Komposition des römischen Barock, an der der Künstler zwischen 1673 und 1683 arbeitete.

Wie bei anderen Werken Baciccios zeigen sich auch im Fall des vorliegenden Gemäldes deutliche Bezüge zu verschiedenen Halbfigurendarstellungen von Heiligen von Guido Reni, einem Künstler, den Baciccio sehr bewunderte. Man denke an den Reuigen Petrus im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. Gemäldegalerie 243), an den Heiligen Petrus im Museo de Prado in Madrid (Inv.-Nr. P000219) oder das Petrus-Gemälde in der Galleria Doria Pamphilij in Rom.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giovan Battista Gaulli, gen. Il Baciccio


(Genua 1639–1709 Rom)
Der heilige Antonius im Gebet,
Öl auf Leinwand, 99,5 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
1860 erworben durch Sylvestre Savy;
Weitergabe im Erbgang;
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Francesco Petrucci, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werks.

Das vorliegende Gemälde stellt eine bedeutende Ergänzung des Werks von Giovan Battista Gaulli dar. Der genuesische Maler, der in Rom Il Baciccio genannt wurde, war ein von Bernini favorisierter und unter dem Schutz der Päpste stehender Künstler und gilt als eine der wichtigsten Vertreter des römischen Spätbarocks. Sein Werk hatte grundlegenden Einfluss auf die Entwicklung der Malerei des 18. Jahrhunderts.

Gaulli zeichnete sich als einer der großen Porträtisten des 17. Jahrhunderts aus, der alle Päpste von Alexander VII. bis Clemens XI. sowie zahlreiche Kardinäle und Fürsten porträtierte und es verstand, seinen Modellen ein seltenes Gefühl von Wahrheit und psychologischer Tiefe zu verleihen. Darüber hinaus malte er Altarbilder und schuf zahlreiche Gemälde für die großen Sammlungen der Patrizierfamilien der Chigi, Altieri, Colonna, Pamphilij, Ottoboni, Rospigliosi und Spinola wie für jene Ludwigs XIV.

Die betont behutsame Farbgebung mit klar definierten Pinselstrichen und Umrissen sowie der Verzicht auf Sfumato erlauben es, das vorliegende Gemälde in die späte Reifezeit des Künstlers zu datieren. Es entstand wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Die gekonnte Modulation des Lichts, die das Gesicht des Heiligen beleuchtet, das mit akribischer Sorgfalt ausgeführte Kopf- und Barthaar und die Abstufungen des Lichts werden von einer intensiven Ausdruckstiefe begleitet und vermitteln den Eindruck bewegter gefühlvoller Frömmigkeit, die der Andachtsmystik der damaligen Kultur entspricht.

Wie in anderen Werken Baciccios ist auch in diesem Fall der Einfluss der Skulpturen Berninis deutlich zu erkennen. Der Maler schuf mit seinen Arbeiten Neuinterpretationen der Werke Berninis wie der Cathedra Petri mit den vier Kirchenvätern in der Basilika im Vatikan (1600‒1603).

Bei der Altieri-Kapelle der römischen Kirche San Francesco da Ripa, einem der späteren Werke Berninis, arbeiteten sie auch zusammen: Baciccio malte das Altarbild. Bernini setzte sich nicht nur beim General der Jesuiten, Pater Giovan Paolo Oliva, für Baciccio ein, um ihm den Auftrag für die Ausstattung der Kirche Il Gesù zu sichern, sondern beriet ihn auch bei der Ausführung der wohl spektakulärsten illusionistischen Komposition des römischen Barock, an der der Künstler zwischen 1673 und 1683 arbeitete.

Wie bei anderen Werken Baciccios zeigen sich auch im Fall des vorliegenden Gemäldes deutliche Bezüge zu verschiedenen Halbfigurendarstellungen von Heiligen von Guido Reni, einem Künstler, den Baciccio sehr bewunderte. Man denke an den Reuigen Petrus im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. Gemäldegalerie 243), an den Heiligen Petrus im Museo de Prado in Madrid (Inv.-Nr. P000219) oder das Petrus-Gemälde in der Galleria Doria Pamphilij in Rom.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021

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