Lot Nr. 34


Giovanni Galizzi


Giovanni Galizzi - Alte Meister I

(Venedig tätig 1543 – gest. 1565)
Heilige Familie mit der heiligen Maria Magdalena ,
Öl auf Leinwand, 136 x 179 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Sedelmeyer, Wien, 20.–21. Dezember 1872, Lot 86 (als Bonifazio Veronese, verkauft um 1610 Gulden);
dort erworben durch Heinrich von Ferstel (1828–1883), Wien;
Weitergabe im Erbgang

Literatur:
T. v. Frimmel, Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, München 1913, Bd. I, S. 351 (als Bonifazio)

Giovanni Galizzi stammte aus einer Künstlerfamilie aus Santa Croce bei Bergamo. Von ihm sind zwei signierte und datierte Werke bekannt. Ersteres ist ein 1543 datiertes Triptychon aus der Kirche von Breno, dessen Mitteltafel sich heute in der Sammlung Agliardi in Bergamo befindet und dessen Seitentafeln heute in der Accademia Carrara in Bergamo aufbewahrt werden. Das zweite signierte und mit 1547 datierte Werk ist der Thronende heilige Markus, flankiert von den Heiligen Jakobus und Patrick im Museo Parrocchiale Santa Maria Assunta in Vertova. Obwohl beide Werke aus Kirchen unweit von Bergamo stammen, weisen die Beschriftungen auf eine Entstehung in Venedig hin.

Galizzi erhielt seine frühe Ausbildung in der Werkstatt von Francesco Rizzo di Bernardo da Santa Croce und seine stilistische Entwicklung lässt auch auf eine spätere Verbindung zu Polidoro da Lanciano schließen. Über die Art der Beziehung zwischen Giovanni Galizzi und Tintoretto kann nur spekuliert werden. Giovanni kannte Jacopo wahrscheinlich seit seiner Kindheit, denn sowohl Tintoretto als auch Giovannis Meister Francesco Rizzo waren in diesen Jahren im Bezirk von San Cassiano ansässig. Anfang der 1550er Jahre arbeitete Giovanni mit Marten De Vos zusammen, der Berichten zufolge in Tintorettos Werkstatt tätig war. Man kann daher davon ausgehen, dass Giovanni nicht einfach Tintoretto nacheiferte, der inzwischen die venezianische Malerei beherrschte, sondern selbst in dessen Werkstatt arbeitete. Trotzdem scheint er unabhängig genug gewesen zu sein, um selbständig Aufträge anzunehmen und seinen unverwechselbaren Stil beizubehalten. In seinem Testament vom 15. Mai 1565 bezeichnete er sich selbst als „Zuane depentor et habitante in Venetia nel confin di San Lio“, was auf eine mindestens 22 Jahre andauernde Tätigkeit in Venedig schließen lässt (R. Echols, Giovanni Galizzi and the Problem of the Young Tintoretto, in: Artibus et Historiae, Bd. 16, Nr. 31, 1995, S. 80).

Die Modellierung des Faltenwurfs des Gewandes der Madonna im vorliegenden Bild sowie ihre Haltung sind besonders mit der Madonna in Galizzis Anbetung der Könige aus einer Privatsammlung vergleichbar, die gegen Ende der 1540er-Jahre datiert ist (ebd., S. 92, Abb. 21). Die Gesamtkomposition erinnert jedoch eher an Vorbilder Giovanni Bellinis und an Galizzis Werke aus den frühen 1540er Jahren, in denen er sich dem Bildtypus der Sacra Conversazione widmete. Seine Gemälde verraten eine Vorliebe für klare, leuchtende Farben und dekorative Muster, die auch im vorliegenden Werk zu beobachten ist.

Heinrich von Ferstel, in dessen Besitz sich das vorliegende Gemälde ehemals befand, war ein bedeutender österreichischer Architekt. 1855 gewann er den Architekturwettbewerb für den Bau der Votivkirche, das erste Bauwerk an der geplanten Wiener Ringstraße. Dieses Meisterwerk der Neugotik machte Ferstel zu einem der berühmtesten Ringstraßenarchitekten. In der Folge schuf er zahlreiche weitere Monumentalbauten, Villen und Wohnhäuser in Wien und der gesamten Donaumonarchie. Später wurde Ferstel Kurator des Museums für Kunst und Industrie und Professor am Polytechnikum. 1879 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt und von Kaiser Franz Joseph I. in den Freiherrenstand erhoben.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 40.960,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Giovanni Galizzi


(Venedig tätig 1543 – gest. 1565)
Heilige Familie mit der heiligen Maria Magdalena ,
Öl auf Leinwand, 136 x 179 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Sedelmeyer, Wien, 20.–21. Dezember 1872, Lot 86 (als Bonifazio Veronese, verkauft um 1610 Gulden);
dort erworben durch Heinrich von Ferstel (1828–1883), Wien;
Weitergabe im Erbgang

Literatur:
T. v. Frimmel, Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, München 1913, Bd. I, S. 351 (als Bonifazio)

Giovanni Galizzi stammte aus einer Künstlerfamilie aus Santa Croce bei Bergamo. Von ihm sind zwei signierte und datierte Werke bekannt. Ersteres ist ein 1543 datiertes Triptychon aus der Kirche von Breno, dessen Mitteltafel sich heute in der Sammlung Agliardi in Bergamo befindet und dessen Seitentafeln heute in der Accademia Carrara in Bergamo aufbewahrt werden. Das zweite signierte und mit 1547 datierte Werk ist der Thronende heilige Markus, flankiert von den Heiligen Jakobus und Patrick im Museo Parrocchiale Santa Maria Assunta in Vertova. Obwohl beide Werke aus Kirchen unweit von Bergamo stammen, weisen die Beschriftungen auf eine Entstehung in Venedig hin.

Galizzi erhielt seine frühe Ausbildung in der Werkstatt von Francesco Rizzo di Bernardo da Santa Croce und seine stilistische Entwicklung lässt auch auf eine spätere Verbindung zu Polidoro da Lanciano schließen. Über die Art der Beziehung zwischen Giovanni Galizzi und Tintoretto kann nur spekuliert werden. Giovanni kannte Jacopo wahrscheinlich seit seiner Kindheit, denn sowohl Tintoretto als auch Giovannis Meister Francesco Rizzo waren in diesen Jahren im Bezirk von San Cassiano ansässig. Anfang der 1550er Jahre arbeitete Giovanni mit Marten De Vos zusammen, der Berichten zufolge in Tintorettos Werkstatt tätig war. Man kann daher davon ausgehen, dass Giovanni nicht einfach Tintoretto nacheiferte, der inzwischen die venezianische Malerei beherrschte, sondern selbst in dessen Werkstatt arbeitete. Trotzdem scheint er unabhängig genug gewesen zu sein, um selbständig Aufträge anzunehmen und seinen unverwechselbaren Stil beizubehalten. In seinem Testament vom 15. Mai 1565 bezeichnete er sich selbst als „Zuane depentor et habitante in Venetia nel confin di San Lio“, was auf eine mindestens 22 Jahre andauernde Tätigkeit in Venedig schließen lässt (R. Echols, Giovanni Galizzi and the Problem of the Young Tintoretto, in: Artibus et Historiae, Bd. 16, Nr. 31, 1995, S. 80).

Die Modellierung des Faltenwurfs des Gewandes der Madonna im vorliegenden Bild sowie ihre Haltung sind besonders mit der Madonna in Galizzis Anbetung der Könige aus einer Privatsammlung vergleichbar, die gegen Ende der 1540er-Jahre datiert ist (ebd., S. 92, Abb. 21). Die Gesamtkomposition erinnert jedoch eher an Vorbilder Giovanni Bellinis und an Galizzis Werke aus den frühen 1540er Jahren, in denen er sich dem Bildtypus der Sacra Conversazione widmete. Seine Gemälde verraten eine Vorliebe für klare, leuchtende Farben und dekorative Muster, die auch im vorliegenden Werk zu beobachten ist.

Heinrich von Ferstel, in dessen Besitz sich das vorliegende Gemälde ehemals befand, war ein bedeutender österreichischer Architekt. 1855 gewann er den Architekturwettbewerb für den Bau der Votivkirche, das erste Bauwerk an der geplanten Wiener Ringstraße. Dieses Meisterwerk der Neugotik machte Ferstel zu einem der berühmtesten Ringstraßenarchitekten. In der Folge schuf er zahlreiche weitere Monumentalbauten, Villen und Wohnhäuser in Wien und der gesamten Donaumonarchie. Später wurde Ferstel Kurator des Museums für Kunst und Industrie und Professor am Polytechnikum. 1879 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt und von Kaiser Franz Joseph I. in den Freiherrenstand erhoben.

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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