Lot Nr. 42 -


Denis van Alsloot


Denis van Alsloot - Alte Meister I

(Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel)
Der Fôret de Soignes bei Brüssel mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten,
Öl auf Holz, rückseitig der Stempel der Antwerpener Tafelmachergilde und das Zeichen des Tafelmachers GG (Guilliam Gabron, tätig 1614–1626), 48,5 x 67,5 cm, gerahmt

Provenienz:
M. R. Payelle, Frankreich, 1954;
Auktion, Palais Galliera, Paris, 23. November 1972, Lot 23;
Kunsthandel Edward Speelman, London, 1972
Kunsthandel Richard Green, London, bis 1974;
Privatsammlung, England, 1974;
Auktion, Tajan, Paris, 20. Dezember 1994, Lot 33;
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Dezember 2004, Lot 13;
Kunsthandel Richard Green, London

Ausgestellt:
Aosta, Museo archeologico regionale Aosta, 16. Dezember 2006 – 9. April 2007

Literatur:
G. C. Sciolla, Cielo, terra e acque: l paesaggio nella pittura fiamminga e olandese tra Cinquecento e Seicento = [Ciels, terres et eaux]: le paysage dans la peinture flamande et hollandaise entre le XVIe et le XVIIe siècle, Ausstellungskatalog, August 2006–2007, S. 116, 231, Kat.-Nr. 46, mit Abb.;
M. Erkens, Een landschap geschilderd door Denijs van Alsloot te Hoeilaart, in: Zoniën. Geschiedkundig Tijdschrift voor IJse- en Laneland, 35/2, 2011, S. 82;
D. Timmermans, Enkele aanvullingen bij de schilderijen van Denijs van Alsoot, in: Zoniën. Geschiedkundig Tijdschrift voor IJse- en Laneland, 36/1, 2012, S. 27–29, mit Abb. (datiert mit 1616);
S. van Sprang, Denijs van Alsloot (circa 1568–1625/26): Landscape painter at the service of the court of the archdukes Albert and Isabelle, Turnhout 2014, S. 122f.

Das vorliegende Gemälde einer schneebedeckten Landschaft, in der Mitte durch eine geschlängelt angeordnete Baumgruppe geteilt – mit einer sich in den Hintergrund windenden Straße und der in der Ferne auf ihr dahinziehenden Heiligen Familie rechts und einem zugefrorenen Fluss links – und vom Winterhimmel bedeckt, ist ein herausragendes Beispiel aus dem Schaffen von Denis van Alsloot. Diese wundersame Flucht nach Ägypten basiert auf den in den Niederlanden von Joachim Patinir eingeführten Gestaltungsprinzipien: Eine Szene mit biblischen Figuren wird als kleines Bildelement in eine abwechslungsreiche, narrative Landschaft gesetzt. Das Genre wurde später von Pieter Brueghel dem Älteren weiterentwickelt, der auch zur Popularisierung von Winterlandschaften und Darstellungen ländlicher Industrie beitrug. Auch hier erscheint ein kleiner Kran, der Gegenstände auf die hölzerne Landestelle neben dem Gebäude an der Holzbrücke befördert. Das Rathaus und der Kirchturm in der Ferne wurden von Michiel Erkens als Bauwerke von Hoeilaart im Brabant, einer Stadt im Zonienwald bzw. im Forêt de Soignes identifiziert. Die Gegend gehörte einst zum königlichen Jagdgebiet des habsburgischen Hofes in Brüssel, wo van Alsloot 1599 zum Hofmaler von Herzog Albert und Erzherzogin Isabella, die Flandern regierten, ernannt wurde. Von der Beliebtheit von Waldkulissen bei Auftraggebern zeugen auch Werke von van Alsloots Nachfolgern Jacques d'Arthois und Ignatius van der Stock. Die sorgfältige Zeichnung und kompositorische Ausgewogenheit des vorliegenden Werks sind typisch für van Alsloot und mit seiner Waldlandschaft mit einer Burg im fernen Hintergrund von 1608, heute im Getty Museum, Los Angeles, vergleichbar. Das angedeutete Blattwerk in Form kringeliger Pinselstriche mit den durchscheinenden Ästen verschwimmt mit den sorgfältig abgestuften Tönen des Himmels und der Landschaft und ist beiden Werken gemein, ebenso die meisterhaft gesetzten punktartigen Notationen der sanft geschwungenen paysage. 

Trotz seiner wichtigen Stellung als Hofmaler – seine Darstellung des Ommegang in Brüssel mit dem triumphalen Einzug der Erzherzogin Isabella (im Victoria and Albert Museum, London) von 1615 ist ein wichtiges historisches Dokument (einschließlich der ersten Darstellung der dort befindlichen berühmten Statue des Manneken Pis) – ist nur wenig über van Alsloots Leben bekannt. Man weiß nur, dass er der Sohn eines Tapisserienwebers war und als Mitglied der Brüsseler Lukasgilde zwischen 1699 und 1625 nur vier Lehrlinge aufnahm. Er arbeitete häufig mit Hendrick de Clerck zusammen, der die Staffage zu van Alsloots Kompositionen malte, doch hier legen die sorgfältige Einbindung der Madonna in die umgebende Landschaft und die akribischen Pinselstriche der angedeuteten Heiligenscheine und des Köpfchens des in Windeln liegenden Christusknaben nahe, dass van Alsloot selbst Hand angelegt hat. 

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 108.712,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Denis van Alsloot


(Mechelen um 1570 – um 1628 Brüssel)
Der Fôret de Soignes bei Brüssel mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten,
Öl auf Holz, rückseitig der Stempel der Antwerpener Tafelmachergilde und das Zeichen des Tafelmachers GG (Guilliam Gabron, tätig 1614–1626), 48,5 x 67,5 cm, gerahmt

Provenienz:
M. R. Payelle, Frankreich, 1954;
Auktion, Palais Galliera, Paris, 23. November 1972, Lot 23;
Kunsthandel Edward Speelman, London, 1972
Kunsthandel Richard Green, London, bis 1974;
Privatsammlung, England, 1974;
Auktion, Tajan, Paris, 20. Dezember 1994, Lot 33;
Auktion, Sotheby’s, London, 8. Dezember 2004, Lot 13;
Kunsthandel Richard Green, London

Ausgestellt:
Aosta, Museo archeologico regionale Aosta, 16. Dezember 2006 – 9. April 2007

Literatur:
G. C. Sciolla, Cielo, terra e acque: l paesaggio nella pittura fiamminga e olandese tra Cinquecento e Seicento = [Ciels, terres et eaux]: le paysage dans la peinture flamande et hollandaise entre le XVIe et le XVIIe siècle, Ausstellungskatalog, August 2006–2007, S. 116, 231, Kat.-Nr. 46, mit Abb.;
M. Erkens, Een landschap geschilderd door Denijs van Alsloot te Hoeilaart, in: Zoniën. Geschiedkundig Tijdschrift voor IJse- en Laneland, 35/2, 2011, S. 82;
D. Timmermans, Enkele aanvullingen bij de schilderijen van Denijs van Alsoot, in: Zoniën. Geschiedkundig Tijdschrift voor IJse- en Laneland, 36/1, 2012, S. 27–29, mit Abb. (datiert mit 1616);
S. van Sprang, Denijs van Alsloot (circa 1568–1625/26): Landscape painter at the service of the court of the archdukes Albert and Isabelle, Turnhout 2014, S. 122f.

Das vorliegende Gemälde einer schneebedeckten Landschaft, in der Mitte durch eine geschlängelt angeordnete Baumgruppe geteilt – mit einer sich in den Hintergrund windenden Straße und der in der Ferne auf ihr dahinziehenden Heiligen Familie rechts und einem zugefrorenen Fluss links – und vom Winterhimmel bedeckt, ist ein herausragendes Beispiel aus dem Schaffen von Denis van Alsloot. Diese wundersame Flucht nach Ägypten basiert auf den in den Niederlanden von Joachim Patinir eingeführten Gestaltungsprinzipien: Eine Szene mit biblischen Figuren wird als kleines Bildelement in eine abwechslungsreiche, narrative Landschaft gesetzt. Das Genre wurde später von Pieter Brueghel dem Älteren weiterentwickelt, der auch zur Popularisierung von Winterlandschaften und Darstellungen ländlicher Industrie beitrug. Auch hier erscheint ein kleiner Kran, der Gegenstände auf die hölzerne Landestelle neben dem Gebäude an der Holzbrücke befördert. Das Rathaus und der Kirchturm in der Ferne wurden von Michiel Erkens als Bauwerke von Hoeilaart im Brabant, einer Stadt im Zonienwald bzw. im Forêt de Soignes identifiziert. Die Gegend gehörte einst zum königlichen Jagdgebiet des habsburgischen Hofes in Brüssel, wo van Alsloot 1599 zum Hofmaler von Herzog Albert und Erzherzogin Isabella, die Flandern regierten, ernannt wurde. Von der Beliebtheit von Waldkulissen bei Auftraggebern zeugen auch Werke von van Alsloots Nachfolgern Jacques d'Arthois und Ignatius van der Stock. Die sorgfältige Zeichnung und kompositorische Ausgewogenheit des vorliegenden Werks sind typisch für van Alsloot und mit seiner Waldlandschaft mit einer Burg im fernen Hintergrund von 1608, heute im Getty Museum, Los Angeles, vergleichbar. Das angedeutete Blattwerk in Form kringeliger Pinselstriche mit den durchscheinenden Ästen verschwimmt mit den sorgfältig abgestuften Tönen des Himmels und der Landschaft und ist beiden Werken gemein, ebenso die meisterhaft gesetzten punktartigen Notationen der sanft geschwungenen paysage. 

Trotz seiner wichtigen Stellung als Hofmaler – seine Darstellung des Ommegang in Brüssel mit dem triumphalen Einzug der Erzherzogin Isabella (im Victoria and Albert Museum, London) von 1615 ist ein wichtiges historisches Dokument (einschließlich der ersten Darstellung der dort befindlichen berühmten Statue des Manneken Pis) – ist nur wenig über van Alsloots Leben bekannt. Man weiß nur, dass er der Sohn eines Tapisserienwebers war und als Mitglied der Brüsseler Lukasgilde zwischen 1699 und 1625 nur vier Lehrlinge aufnahm. Er arbeitete häufig mit Hendrick de Clerck zusammen, der die Staffage zu van Alsloots Kompositionen malte, doch hier legen die sorgfältige Einbindung der Madonna in die umgebende Landschaft und die akribischen Pinselstriche der angedeuteten Heiligenscheine und des Köpfchens des in Windeln liegenden Christusknaben nahe, dass van Alsloot selbst Hand angelegt hat. 

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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