Lot Nr. 111


Willem van Mieris


Willem van Mieris - Alte Meister I

(Leiden 1662–1747)
Porträt einer Dame mit einem Spaniel, möglicherweise Dina Margareta de Bye (1680–1740), vor einem Landschaftshintergrund,
Öl auf Holz, 27,9 x 23 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Willem Six (1662–1733), Bürgermeister von Amsterdam;
vermutlich dessen Auktion, Schoemaker and ten Brink, Amsterdam, 12. Mai 1734, Lot 55 (als Willem Mieris, verkauft um 182 Gulden);
Sammlung Johan Adriaen Versijden van Varick (1713–1791), Lord of Zyll, Amsterdam;
dessen Auktion, Leiden, 29. Oktober 1791, Lot 44 (um 155 Gulden an Schalje?);
Sammlung Abraham Dijkman (1711–1794), Amsterdam;
dessen Auktion, de Bosch and Yver, Amsterdam, 17. Juli 1794, Lot 24;
Auktion, van der Schley, Roos et al., Amsterdam, 21. Juni 1797, Lot 133 (um 120 Gulden an Stevens);
Sammlung Adolf Peter Vischer-Boelger (1852–1929), Basel, ab spätestens 1928 (lt. Literatur);
Auktion, Pierre Bergé & Associates, Paris, 13. Dezember 2002, Lot 62 (als Willem van Mieris);
Privatsammlung, Frankreich;
Auktion, Prunier, Louviers, 20. Mai 2018, Lot 57 (als Willem van Mieris);
Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, New York, 29. Oktober 2019, Lot 737 (als Willem van Mieris);
Sammlung Matarazzo di Licosa

Literatur:
vermutlich G. Hoet, Catalogus of naamlyst van schilderyen met derzelver pryzen, I, Den Haag 1752, S. 413, Nr. 55 („Een Vrouwtje met een Hondje, door Willem Mieris“);
C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. 10, Stuttgart und Paris 1928, S. 186, Nr. 308 (als Willem van Mieris)

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 1001636394 verzeichnet (als Willem van Mieris zugeschrieben).

Dieses höchst verfeinerte und vollendete Porträt, das von Willem van Mieris an der Wende des 18. Jahrhunderts ausgeführt wurde, zeigt eine vornehm gekleidete Frau hinter einer Balustrade. Sie trägt eine stattliche orangebraun-weiße Satinrobe mit einem quer über die Brust drapierten wasserblauen Umhang. Mit dem linken Arm umarmt sie einen weißbraunen Spaniel, während sie mit den Fingerspitzen der Rechten grazil nach einem Stück Brot greift.

Das Bild ist mit einer glatten, emailhaften Oberfläche versehen, die vor allem im Inkarnat der Frau zum Tragen kommt. Die Erfahrenheit des Künstlers im Umgang mit der realistischen Wiedergabe von Texturen äußerst sich in der naturalistischen Darstellung von geschmeidig-weichen, aber unterschiedlichen Materialien, etwa dem Haar, der Wolle des drapierten Teppichs und dem Fell des Hundes. Die Kombination von starkem Licht und virtuoser Aufmerksamkeit für das Detail bestimmt die Formen und unterschiedlichen Oberflächen und geht mit einem ausgesprochenen Sinn für Wahrhaftigkeit einher, für die die fijnschilders (Feinmaler) von Leiden schon zu Lebzeiten bewundert wurden.

Bei der Dargestellten handelt es sich wohl um Dina Margareta de Bye, die zweite Tochter des Leidener Rechtsanwalts Johan Paeuw de Bye und seiner Frau Anna van Oorthoorn, was aufgrund von Ähnlichkeiten mit einem 1705 datierten in der Leiden Collection in New York (Inv.-Nr. WM-102) anzunehmen ist. Tatsächlich listet ein Nachlassinventar, das nach de Byes Tod erstellt wurde, drei Gemälde von Mieris, wovon eines ihren verstorbenen Mann Peter van der Dussen und zwei Dina Margareta de Bye selbst zeigen. Die Bilder schmückten den großen Raum in Dina Margaritas elegantem Haus an der Rapenburg in Leiden.

Willem van Mieris war der Sohn von Frans van Mieris dem Älteren, dem führenden Mitglied einer in Leiden tätigen Künstlerfamilie. Leiden war das Zentrum der Feinmalerei, die bei Gerard Dou ihren Ausgang nahm und von Künstlern wie van Mieris, Gabriel Metsu und Godfried Schalcken praktiziert wurde. Der Begriff der fijnschilder bzw. Feinmaler kam im 19. Jahrhundert auf, um die peinlich genau und zumeist auf kleinen Formaten ausgeführten Gemälde mit ihren außerordentlich feinen Details, glatten Oberflächen und Merkmalen zu beschreiben, die angeblich mit Pinseln mit nur einem einzigen Haar ausgeführt wurden. Van Mieris’ elegante Damen haben kleine Köpfe, und ihre Körper wurden nach dem akademischen Schönheitsideal ihrer Zeit modelliert.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Willem van Mieris


(Leiden 1662–1747)
Porträt einer Dame mit einem Spaniel, möglicherweise Dina Margareta de Bye (1680–1740), vor einem Landschaftshintergrund,
Öl auf Holz, 27,9 x 23 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Willem Six (1662–1733), Bürgermeister von Amsterdam;
vermutlich dessen Auktion, Schoemaker and ten Brink, Amsterdam, 12. Mai 1734, Lot 55 (als Willem Mieris, verkauft um 182 Gulden);
Sammlung Johan Adriaen Versijden van Varick (1713–1791), Lord of Zyll, Amsterdam;
dessen Auktion, Leiden, 29. Oktober 1791, Lot 44 (um 155 Gulden an Schalje?);
Sammlung Abraham Dijkman (1711–1794), Amsterdam;
dessen Auktion, de Bosch and Yver, Amsterdam, 17. Juli 1794, Lot 24;
Auktion, van der Schley, Roos et al., Amsterdam, 21. Juni 1797, Lot 133 (um 120 Gulden an Stevens);
Sammlung Adolf Peter Vischer-Boelger (1852–1929), Basel, ab spätestens 1928 (lt. Literatur);
Auktion, Pierre Bergé & Associates, Paris, 13. Dezember 2002, Lot 62 (als Willem van Mieris);
Privatsammlung, Frankreich;
Auktion, Prunier, Louviers, 20. Mai 2018, Lot 57 (als Willem van Mieris);
Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, New York, 29. Oktober 2019, Lot 737 (als Willem van Mieris);
Sammlung Matarazzo di Licosa

Literatur:
vermutlich G. Hoet, Catalogus of naamlyst van schilderyen met derzelver pryzen, I, Den Haag 1752, S. 413, Nr. 55 („Een Vrouwtje met een Hondje, door Willem Mieris“);
C. Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. 10, Stuttgart und Paris 1928, S. 186, Nr. 308 (als Willem van Mieris)

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 1001636394 verzeichnet (als Willem van Mieris zugeschrieben).

Dieses höchst verfeinerte und vollendete Porträt, das von Willem van Mieris an der Wende des 18. Jahrhunderts ausgeführt wurde, zeigt eine vornehm gekleidete Frau hinter einer Balustrade. Sie trägt eine stattliche orangebraun-weiße Satinrobe mit einem quer über die Brust drapierten wasserblauen Umhang. Mit dem linken Arm umarmt sie einen weißbraunen Spaniel, während sie mit den Fingerspitzen der Rechten grazil nach einem Stück Brot greift.

Das Bild ist mit einer glatten, emailhaften Oberfläche versehen, die vor allem im Inkarnat der Frau zum Tragen kommt. Die Erfahrenheit des Künstlers im Umgang mit der realistischen Wiedergabe von Texturen äußerst sich in der naturalistischen Darstellung von geschmeidig-weichen, aber unterschiedlichen Materialien, etwa dem Haar, der Wolle des drapierten Teppichs und dem Fell des Hundes. Die Kombination von starkem Licht und virtuoser Aufmerksamkeit für das Detail bestimmt die Formen und unterschiedlichen Oberflächen und geht mit einem ausgesprochenen Sinn für Wahrhaftigkeit einher, für die die fijnschilders (Feinmaler) von Leiden schon zu Lebzeiten bewundert wurden.

Bei der Dargestellten handelt es sich wohl um Dina Margareta de Bye, die zweite Tochter des Leidener Rechtsanwalts Johan Paeuw de Bye und seiner Frau Anna van Oorthoorn, was aufgrund von Ähnlichkeiten mit einem 1705 datierten in der Leiden Collection in New York (Inv.-Nr. WM-102) anzunehmen ist. Tatsächlich listet ein Nachlassinventar, das nach de Byes Tod erstellt wurde, drei Gemälde von Mieris, wovon eines ihren verstorbenen Mann Peter van der Dussen und zwei Dina Margareta de Bye selbst zeigen. Die Bilder schmückten den großen Raum in Dina Margaritas elegantem Haus an der Rapenburg in Leiden.

Willem van Mieris war der Sohn von Frans van Mieris dem Älteren, dem führenden Mitglied einer in Leiden tätigen Künstlerfamilie. Leiden war das Zentrum der Feinmalerei, die bei Gerard Dou ihren Ausgang nahm und von Künstlern wie van Mieris, Gabriel Metsu und Godfried Schalcken praktiziert wurde. Der Begriff der fijnschilder bzw. Feinmaler kam im 19. Jahrhundert auf, um die peinlich genau und zumeist auf kleinen Formaten ausgeführten Gemälde mit ihren außerordentlich feinen Details, glatten Oberflächen und Merkmalen zu beschreiben, die angeblich mit Pinseln mit nur einem einzigen Haar ausgeführt wurden. Van Mieris’ elegante Damen haben kleine Köpfe, und ihre Körper wurden nach dem akademischen Schönheitsideal ihrer Zeit modelliert.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022

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