Lot Nr. 112


Giambattista Piazzetta


Giambattista Piazzetta - Alte Meister I

(Venedig 1683–1754)

Ein lesender Heiliger,

Öl auf Leinwand, 69,5 x 55,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Leo Planiscig (1887–1952), Wien und Florenz;
Sammlung Elto Nardi, Mailand, 1969 (lt. rückseitigem Klebezettel);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, Palazzo delle Biennali, Il Settecento italiano, 18. Juli – 10. Oktober 1929, Kat.-Nr. 19 (als San Gerolamo leggente);
Bergamo, Galleria Lorenzelli, Venezia 700. Francesco Guardi e il suo tempo nelle raccolte private bergamasche, September – Oktober 1969, Kat.-Nr. 2;
Venedig, Ca’ Vendramin-Calergi, Giambattista Piazzetta, il suo tempo, la sua scuola, 27. Mai – 25. September 1983, Kat.-Nr. 12

Literatur:
Il Settecento italiano, Ausstellungskatalog, Venedig 1929, S. 46, Kat.-Nr. 19, ohne Abb.;
R. Pallucchini, L’arte di Giovanni Battista Piazzetta, Bologna 1934, S. 23, Tafel 14;
R. Pallucchini, M. Valsecchi, Venezia 700. Francesco Guardi e il suo tempo nelle raccolte private bergamasche, Ausstellungskatalog, Bergamo 1969, Kat.-Nr. 2;
R. Pallucchini, A. Mariuz, L’opera completa del Piazzetta, Mailand 1982, S. 14, Kat.-Nr. 7;
U. Ruggeri, Giambattista Piazzetta, il suo tempo, la sua scuola, Ausstellungskatalog, Venedig 1983, S. 69f., Kat.-Nr. 12;
M. A. Chiari Moretto Wiel, L’eredità di Piazzetta: volti e figure nell’incisione del Settecento, Ausstellungskatalog, Venedig 1996, zit. S. 19, Kat.-Nr. 10, ohne Abb.

Dieses Brustbild eines Heiligen ist ein bedeutendes Beispiel für Piazzettas dramatisch hervorgehobene Darstellungen einzelner Heiligenfiguren. Das Bild gehörte ehemals der Sammlung Leo Planiscig in Wien, wo es vermutlich gemeinsam mit Piazzettas berühmtem Porträt der Giulia Lama, das sich heute in der Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid (Inv.-Nr. 316) befindet, hing.

Das vorliegende Gemälde stammt aus Piazzettas früher Reifezeit um 1715–1720. Das Bild ist durch ein ausgeprägtes Helldunkel aufgebaut, was typisch für seine Werke dieser Periode ist, in der Licht, welches er gemäß den Prinzipien der Tenebristen oder Schattenmaler des späteren 17. Jahrhunderts einsetzte, eine bedeutende Rolle für ihn spielte.

Das klare Licht von oben setzt den Heiligen in einen scharfen Kontrast gegen den tiefen, dunklen Hintergrund. Das dichte Impasto der das Helldunkel modulierenden Ockertöne wird durch den scharfen Kontrast des leuchtenden Weißtons der Unterkleidung des Heiligen unterbrochen. Laut Mariuz (siehe Literatur) ist die Wahl des Bildgegenstands eine offensichtliche und bewusste Hommage an die Kunst Guercinos, für die etwa der heilige Markus in der Gemäldegalerie in Dresden steht.

Als zeitlich und stilistisch nächster Vergleich in Piazettas Schaffen bietet sich das zeitgleich entstandene Gemälde Susanna und die Alten in den Uffizien (Inv.-Nr. 8419) an. Tatsächlich weist der im Profil gegebene Kopf eines der beiden Alten des Bildes in den Uffizien sehr ähnliche Merkmale wie der Heilige im vorliegenden Bild auf. Eine ähnliche Komposition hat Piazzetta auch für den Heiligen Matthäus gewählt, der uns nur durch einen Kupferstich von Marco Alvise Pitteri (1702–1786) bekannt ist und der zu einer Apostelserie gehörte (siehe Chiari Moretto Wiel in der Literatur). Unter Piazzettas bemerkenswertesten Arbeiten finden sich höchst individualisierte Darstellungen von Heiligen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Physiognomien.

Giambattista Piazzetta spielte eine Schlüsselrolle in der Erneuerung der venezianischen Settecento-Malerei. Während Sebastiano Ricci und Giambattista Tiepolo mit ihren reichen und höchst fantasievollen Kompositionen für eine Wiederbelebung der venezianischen Annäherung an die Farbe verantwortlich waren, gehörte Piazzetta einer neuen Entwicklung an, mit der das Genrebild um die Mitte des 18. Jahrhunderts wiederbelebt wurde. In Venedig geboren, hielt sich Piazzetta zwei Jahre in Bologna auf, wo er bei Giovanni Maria Crespi studierte. Danach kehrte er dauerhaft nach Venedig zurück, wo er einer der führenden Rokokomaler der Stadt wurde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

11.05.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 47.360,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Giambattista Piazzetta


(Venedig 1683–1754)

Ein lesender Heiliger,

Öl auf Leinwand, 69,5 x 55,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Leo Planiscig (1887–1952), Wien und Florenz;
Sammlung Elto Nardi, Mailand, 1969 (lt. rückseitigem Klebezettel);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, Palazzo delle Biennali, Il Settecento italiano, 18. Juli – 10. Oktober 1929, Kat.-Nr. 19 (als San Gerolamo leggente);
Bergamo, Galleria Lorenzelli, Venezia 700. Francesco Guardi e il suo tempo nelle raccolte private bergamasche, September – Oktober 1969, Kat.-Nr. 2;
Venedig, Ca’ Vendramin-Calergi, Giambattista Piazzetta, il suo tempo, la sua scuola, 27. Mai – 25. September 1983, Kat.-Nr. 12

Literatur:
Il Settecento italiano, Ausstellungskatalog, Venedig 1929, S. 46, Kat.-Nr. 19, ohne Abb.;
R. Pallucchini, L’arte di Giovanni Battista Piazzetta, Bologna 1934, S. 23, Tafel 14;
R. Pallucchini, M. Valsecchi, Venezia 700. Francesco Guardi e il suo tempo nelle raccolte private bergamasche, Ausstellungskatalog, Bergamo 1969, Kat.-Nr. 2;
R. Pallucchini, A. Mariuz, L’opera completa del Piazzetta, Mailand 1982, S. 14, Kat.-Nr. 7;
U. Ruggeri, Giambattista Piazzetta, il suo tempo, la sua scuola, Ausstellungskatalog, Venedig 1983, S. 69f., Kat.-Nr. 12;
M. A. Chiari Moretto Wiel, L’eredità di Piazzetta: volti e figure nell’incisione del Settecento, Ausstellungskatalog, Venedig 1996, zit. S. 19, Kat.-Nr. 10, ohne Abb.

Dieses Brustbild eines Heiligen ist ein bedeutendes Beispiel für Piazzettas dramatisch hervorgehobene Darstellungen einzelner Heiligenfiguren. Das Bild gehörte ehemals der Sammlung Leo Planiscig in Wien, wo es vermutlich gemeinsam mit Piazzettas berühmtem Porträt der Giulia Lama, das sich heute in der Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid (Inv.-Nr. 316) befindet, hing.

Das vorliegende Gemälde stammt aus Piazzettas früher Reifezeit um 1715–1720. Das Bild ist durch ein ausgeprägtes Helldunkel aufgebaut, was typisch für seine Werke dieser Periode ist, in der Licht, welches er gemäß den Prinzipien der Tenebristen oder Schattenmaler des späteren 17. Jahrhunderts einsetzte, eine bedeutende Rolle für ihn spielte.

Das klare Licht von oben setzt den Heiligen in einen scharfen Kontrast gegen den tiefen, dunklen Hintergrund. Das dichte Impasto der das Helldunkel modulierenden Ockertöne wird durch den scharfen Kontrast des leuchtenden Weißtons der Unterkleidung des Heiligen unterbrochen. Laut Mariuz (siehe Literatur) ist die Wahl des Bildgegenstands eine offensichtliche und bewusste Hommage an die Kunst Guercinos, für die etwa der heilige Markus in der Gemäldegalerie in Dresden steht.

Als zeitlich und stilistisch nächster Vergleich in Piazettas Schaffen bietet sich das zeitgleich entstandene Gemälde Susanna und die Alten in den Uffizien (Inv.-Nr. 8419) an. Tatsächlich weist der im Profil gegebene Kopf eines der beiden Alten des Bildes in den Uffizien sehr ähnliche Merkmale wie der Heilige im vorliegenden Bild auf. Eine ähnliche Komposition hat Piazzetta auch für den Heiligen Matthäus gewählt, der uns nur durch einen Kupferstich von Marco Alvise Pitteri (1702–1786) bekannt ist und der zu einer Apostelserie gehörte (siehe Chiari Moretto Wiel in der Literatur). Unter Piazzettas bemerkenswertesten Arbeiten finden sich höchst individualisierte Darstellungen von Heiligen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Physiognomien.

Giambattista Piazzetta spielte eine Schlüsselrolle in der Erneuerung der venezianischen Settecento-Malerei. Während Sebastiano Ricci und Giambattista Tiepolo mit ihren reichen und höchst fantasievollen Kompositionen für eine Wiederbelebung der venezianischen Annäherung an die Farbe verantwortlich waren, gehörte Piazzetta einer neuen Entwicklung an, mit der das Genrebild um die Mitte des 18. Jahrhunderts wiederbelebt wurde. In Venedig geboren, hielt sich Piazzetta zwei Jahre in Bologna auf, wo er bei Giovanni Maria Crespi studierte. Danach kehrte er dauerhaft nach Venedig zurück, wo er einer der führenden Rokokomaler der Stadt wurde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 11.05.2022 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 30.04. - 11.05.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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