Vorserienfahrzeug
Lückenlos dokumentierte Historie
Werksseitig mit Sonderpolster
Originale 113.791 Kilometer

1989 verständigten sich Mercedes-Benz und Porsche, dass man die W124 Limousine bei Porsche mit dem 5-Liter V8-Motor aus dem SL versehen ließe. Dazu wurden von Porsche Chassis und Fahrwerk umgestaltet. Am 1. Oktober 1990 erschien der 500 E erstmals in der Preisliste. Erkennbar war die Über-E-Klasse an ausgestellten Kotflügeln, notwendig für die vergrößerte Bremsanlage. Deswegen passte das Auto auch nicht durch das Fließband bei Mercedes, weshalb die Fahrzeuge in Handarbeit bei Porsche gebaut wurden. Die Endabnahme folgte dann in Untertürkheim. Die Auslieferung erfolgte auch ganz normal über das Mercedes-Händlernetz, schwäbische Gründlichkeit at its best.

Ende der 1980er konstruierten die AMG-Ingenieure in Affalterbach einen 6-Liter Motor. Basis war besagtes 5-Liter Triebwerk, das dank geänderten Zylinderköpfen bei 5.956 ccm Hubraum um die 380 PS ablieferte. Ab 1993 konnte man den Motor offiziell im 500 E bestellen, bei Mercedes in der Aufpreisliste als Code 957 hinterlegt. Vorher orderte man das Kraftpaket bei AMG direkt, zumeist im Nachgang auf den schon eigenen 500 E. Angeblich sollen 148 Stück vom 500er W124 mit 6.0-Maschine gebaut worden sein, zwölf davon noch ohne Mercedes-Code 957-Kennung, so weit die vage Überlieferung.

Dieser 500 E wurde vom Chef der Firma Bizerba-Waagen in Balingen am 2. Oktober 1990 bestellt, nur einen Tag nachdem der 500 E in der offiziellen Preisliste aufgetaucht war! Gängiges blauschwarz-metallic wurde mit schwarzem Leder kombiniert. Zwei Mal Airbag, Standheizung, Klimaautomatik, sowie Sitzheizung vorne und Memory für den Fahrersitz komplettierten die Ausstattung ebenso wie Aktiv-Lautsprecher-System, elektrisches Heckrollo und eine elektrisch verstellbare Lenksäule.

Als Besonderheit weist die Bestellung vom 2. Oktober 1990 folgendes aus: Ausstattung nach Code 071, davon abweichend: Sitze Mittelpartien und Kopfstützen Mitte: Polsterstoff sportiv 9 a 80 schwarz (R129 Stoff). In dieser Kombination handelt es sich bei diesem 500 E wohl um ein werkseitiges Einzelstück.

Am 24. Juni 1991 wurde der 500 E dann ausgeliefert und zugelassen. Am 10. September 1992 bestellte sein Besitzer bei AMG den Umbau auf 6.0 Liter. Die Fahrzeugpapiere wurden bereits am 17. November 1992 geändert. Die Rechnung notierte für Umbau, Montage und TÜV-Abnahme in Summe DM 38.138,76 (umgerechnet EUR 19.500). Im September 1998 wurde der AMG auf den Firmeninhaber, Jahrgang 1935, privat umgemeldet. Im Februar 2004 verkaufte er den Wagen mit 103.188 km an einen befreundeten Arzt, Jahrgang 1943. Der kam aber mit der gebotenen Leistung nicht zurecht und verkaufte den 6.0 nach nur 2 Monaten und 797 Kilometer weiter. Am 29. April 2004 wurde der Mercedes auf den letzten Halter angemeldet. Im März 2005 wurde der Wagen mit 108.880 km abgemeldet und seither nur noch zu Treffen und für Ausfahrten bewegt. Im Mai 2022 erhielt der Mercedes zuletzt ein frisches Service. Abweichend vom Originalzustand waren schon in frühen Jahren der Kühlergrill und der Schriftzug in Wagenfarbe lackiert worden.

Es ist unschwer zu erkennen, dass dieser Leistungsprotz niemals geschunden wurde. Er kam in den Genuss, von einem reiferen Kenner geordert worden zu sein, um dann nahtlos in Liebhaberhand zu wechseln. Er blieb verschont von all den hässlichen Dingen, die der gemeine Alltag und das Alter so bereithalten können. Was für ein Glück, werden Sie zurecht feststellen. Das Alter zeichnet ihn als einen der wenigen pre-957 aus, die werkseitigen Sonderpolster machen ihn zum Einzelstück. Aber man will ja nicht einen von vielen haben, schließlich sollen ja 148 Stück gebaut worden sein. Im Volksmund hieß der 6.0 übrigens „der Hammer“. Auf diesen hier trifft das rundherum zu.

Chassis: WDB1240361B514159
Papiere: Deutsche Zulassung