Lot Nr. 86 V


1975 Volkswagen 1303 Cabriolet Ex-Dr. Bruno Kreisky


1975 Volkswagen 1303 Cabriolet Ex-Dr. Bruno Kreisky - Klassische Fahrzeuge

Das Käfer-Cabrio von Dr. Bruno Kreisky
Gefahren von ihm an seinem Zweitwohnsitz auf Mallorca
Weitgehend im Originalzustand erhalten
Vielfach medial dokumentiert

Die Entwicklung eines Cabriolets auf Basis des Kdf-Wagens begann schon 1936. Auf einen viersitzigen Prototypen von Karmann, folgten rund ein Dutzend Einzelstücke, die während der Kriegsjahre bei Autenrieth gebaut wurden. Die ersten Serien-Cabriolets, genannt Typ 15, entstanden bei Karmann 1949. Im selben Jahr begann man bei Hebmüller mit der Fertigung einer zweisitzigen Kleinserie, die letztlich mit Werksbrand und Insolvenz endete. Auch andere Karosseriebauer versuchten sich an offenen Käfern in minimalsten Stückzahlen.

Die Werkscabriolets baute weiterhin Karmann und sie machten alle Schritte der Käfer-Evolution mit. 1972 war man bei der letzten Entwicklungsstufe deutscher Produktion, dem Volkswagen 1303 angelangt. Der übernahm von seinem Vorgänger die stärkere Motorvariante des Boxers mit 50 PS aus 1.584 ccm. Auffälligstes äußeres Merkmal war die nun gewölbte Windschutzscheibe, die neuen Sicherheitsvorschriften am wichtigen nordamerikanischen Markt geschuldet war. Im Laufe der Produktion wurde noch von Rollenlenkung auf eine neue Zahnstangenlenkung umgestellt, ehe 1975 die Produktion der Limousine, die im Golf einen designierten Nachfolger gefunden hatte, in Deutschland auslief.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, wurde die Produktion eingestellt.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, wurde die Produktion eingestellt.

Sein langjähriger Besitzer macht dieses marinogelbe (L 20 A) 1303 Cabriolet zu einem Stück österreichischer Zeitgeschichte. Es diente niemand geringerem als Dr. Bruno Kreisky, der sicherlich bedeutendsten Persönlichkeit der Zweiten Republik, als fahrbarer Untersatz an dessen Ferienwohnsitz auf Mallorca.

Der Sozialdemokrat Bruno Kreisky (1911-1990) prägte nach seiner Rückkehr aus dem schwedischen Exil 1951 die politische Landschaft Österreichs wie kein anderer, zunächst als Oppositionspolitiker, bald als Staatssekretär, dann als Außenminister und letztlich ab 1970 13 Jahre lang als Bundeskanzler. Unter seiner Kanzlerschaft nahm das kleine Land eine gewichtige Rolle im Herzen Europas am Rande des Eisernen Vorhangs ein. Kreisky selbst setzte mit oft unkonventioneller Politik Maßstäbe als Vermittler in Konflikten, insbesondere im Nahostkonflikt, der ihm mit seinen jüdischen Wurzeln stets ein besonderes Anliegen war.

Ende der 1970er Jahre ließ sich Kreisky in Calvià auf Mallorca nieder. Was von Neidern als „Villa“ tituliert wurde, war tatsächlich ein 100 Quadratmeter großes Haus auf 800 Quadratmeter Hanggrund mit Blick aufs Meer, das er selbst als „kleines Häusl“ bezeichnete. Dort konnte er, der selbst feststellte, dass ein Politiker kein Privatleben hätte, etwas Abstand vom politischen Alltag in Österreich finden, auch, wenn er gerne Journalisten und auch Politiker dorthin einlud. Als fahrbarer Untersatz auf der Baleareninsel diente ihm dieses Volkswagen 1303 Cabriolet, dass am 5. Mai 1978 dort auf ihn selbst mit dem Kennzeichen 1-PM-8483 zugelassen wurde. Es existieren zahlreiche Fotos, die Kreisky mit seiner Familie und dem Käfer zeigen, sogar ein ausführliches Interview wurde fahrender Weise mit ihm auf der Insel geführt. Selbst als Kreisky in seinen letzten Jahren schon schwer gesundheitlich angeschlagen war, ließ er es sich nicht nehmen in seinem Käfer Cabrio gefahren zu werden.

Nach seinem Tod blieb der Käfer noch Jahre bei Kreiskys Familie auf der Insel, wie auch die Aufkleber auf der Windschutzscheibe zeigen. Ein Freund der Familie, ein Gastronom im 2. Bezirk, durfte anschließend das bereits in die Jahre gekommene, aber weitgehend original erhaltene Cabriolet übernehmen und behielt es, bis er es vor gut fünf Jahren an den Einbringer verkaufte. Der ließ erst einmal die etwas löchrig gewordenen Bodenbleche erneuern, bewahrte es ansonsten aber weiterhin in jenem unberührten Zustand, in dem es nach wie vor war. Selbst die eine Delle in der vorderen Stoßstange ist bereits auf den alten Fotos mit Bruno Kreisky zu finden. Es folgte ein längerer Aufenthalt im Wiener Technischen Museum als Leihgabe, aber jetzt wird dieses Stück österreichische Zeitgeschichte in neue Hände weitergegeben, die es hoffentlich ebenso für die Nachwelt konservieren werden, wie es alle bisherigen Besitzer getan haben.

Chassis: 157 20599
Aufbau: 13-9301
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
Spanischer Zulassungsschein in Kopie

www.youtube.com/watch

02.07.2022 - 15:00

Erzielter Preis: **
EUR 85.100,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

1975 Volkswagen 1303 Cabriolet Ex-Dr. Bruno Kreisky


Das Käfer-Cabrio von Dr. Bruno Kreisky
Gefahren von ihm an seinem Zweitwohnsitz auf Mallorca
Weitgehend im Originalzustand erhalten
Vielfach medial dokumentiert

Die Entwicklung eines Cabriolets auf Basis des Kdf-Wagens begann schon 1936. Auf einen viersitzigen Prototypen von Karmann, folgten rund ein Dutzend Einzelstücke, die während der Kriegsjahre bei Autenrieth gebaut wurden. Die ersten Serien-Cabriolets, genannt Typ 15, entstanden bei Karmann 1949. Im selben Jahr begann man bei Hebmüller mit der Fertigung einer zweisitzigen Kleinserie, die letztlich mit Werksbrand und Insolvenz endete. Auch andere Karosseriebauer versuchten sich an offenen Käfern in minimalsten Stückzahlen.

Die Werkscabriolets baute weiterhin Karmann und sie machten alle Schritte der Käfer-Evolution mit. 1972 war man bei der letzten Entwicklungsstufe deutscher Produktion, dem Volkswagen 1303 angelangt. Der übernahm von seinem Vorgänger die stärkere Motorvariante des Boxers mit 50 PS aus 1.584 ccm. Auffälligstes äußeres Merkmal war die nun gewölbte Windschutzscheibe, die neuen Sicherheitsvorschriften am wichtigen nordamerikanischen Markt geschuldet war. Im Laufe der Produktion wurde noch von Rollenlenkung auf eine neue Zahnstangenlenkung umgestellt, ehe 1975 die Produktion der Limousine, die im Golf einen designierten Nachfolger gefunden hatte, in Deutschland auslief.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, wurde die Produktion eingestellt.

Aufgrund weiterhin starker Absatzzahlen lief die Fertigung der Cabriolets bei Karmann in Osnabrück weiter. Als 1979 dessen Ende angekündigt wurde, war der Aufschrei groß, aber selbst Demonstrationen konnten die Entscheidung, die Wolfsburg getroffen hatte, nicht mehr ändern. An einem Donnerstag, dem 10. Jänner 1980, wurde die Produktion eingestellt.

Sein langjähriger Besitzer macht dieses marinogelbe (L 20 A) 1303 Cabriolet zu einem Stück österreichischer Zeitgeschichte. Es diente niemand geringerem als Dr. Bruno Kreisky, der sicherlich bedeutendsten Persönlichkeit der Zweiten Republik, als fahrbarer Untersatz an dessen Ferienwohnsitz auf Mallorca.

Der Sozialdemokrat Bruno Kreisky (1911-1990) prägte nach seiner Rückkehr aus dem schwedischen Exil 1951 die politische Landschaft Österreichs wie kein anderer, zunächst als Oppositionspolitiker, bald als Staatssekretär, dann als Außenminister und letztlich ab 1970 13 Jahre lang als Bundeskanzler. Unter seiner Kanzlerschaft nahm das kleine Land eine gewichtige Rolle im Herzen Europas am Rande des Eisernen Vorhangs ein. Kreisky selbst setzte mit oft unkonventioneller Politik Maßstäbe als Vermittler in Konflikten, insbesondere im Nahostkonflikt, der ihm mit seinen jüdischen Wurzeln stets ein besonderes Anliegen war.

Ende der 1970er Jahre ließ sich Kreisky in Calvià auf Mallorca nieder. Was von Neidern als „Villa“ tituliert wurde, war tatsächlich ein 100 Quadratmeter großes Haus auf 800 Quadratmeter Hanggrund mit Blick aufs Meer, das er selbst als „kleines Häusl“ bezeichnete. Dort konnte er, der selbst feststellte, dass ein Politiker kein Privatleben hätte, etwas Abstand vom politischen Alltag in Österreich finden, auch, wenn er gerne Journalisten und auch Politiker dorthin einlud. Als fahrbarer Untersatz auf der Baleareninsel diente ihm dieses Volkswagen 1303 Cabriolet, dass am 5. Mai 1978 dort auf ihn selbst mit dem Kennzeichen 1-PM-8483 zugelassen wurde. Es existieren zahlreiche Fotos, die Kreisky mit seiner Familie und dem Käfer zeigen, sogar ein ausführliches Interview wurde fahrender Weise mit ihm auf der Insel geführt. Selbst als Kreisky in seinen letzten Jahren schon schwer gesundheitlich angeschlagen war, ließ er es sich nicht nehmen in seinem Käfer Cabrio gefahren zu werden.

Nach seinem Tod blieb der Käfer noch Jahre bei Kreiskys Familie auf der Insel, wie auch die Aufkleber auf der Windschutzscheibe zeigen. Ein Freund der Familie, ein Gastronom im 2. Bezirk, durfte anschließend das bereits in die Jahre gekommene, aber weitgehend original erhaltene Cabriolet übernehmen und behielt es, bis er es vor gut fünf Jahren an den Einbringer verkaufte. Der ließ erst einmal die etwas löchrig gewordenen Bodenbleche erneuern, bewahrte es ansonsten aber weiterhin in jenem unberührten Zustand, in dem es nach wie vor war. Selbst die eine Delle in der vorderen Stoßstange ist bereits auf den alten Fotos mit Bruno Kreisky zu finden. Es folgte ein längerer Aufenthalt im Wiener Technischen Museum als Leihgabe, aber jetzt wird dieses Stück österreichische Zeitgeschichte in neue Hände weitergegeben, die es hoffentlich ebenso für die Nachwelt konservieren werden, wie es alle bisherigen Besitzer getan haben.

Chassis: 157 20599
Aufbau: 13-9301
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
Spanischer Zulassungsschein in Kopie

www.youtube.com/watch


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Klassische Fahrzeuge
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 02.07.2022 - 15:00
Auktionsort: Vösendorf
Besichtigung: 30.06. – 02.07.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.