Lot Nr. 57 V


1936 Steyr Typ 50 Spezial


1936 Steyr Typ 50 Spezial - Klassische Fahrzeuge

Einzigartiges Stück österreichische Automobilgeschichte
Nur vier Besitzer in den Nachkriegsjahren
Vom letzten Besitzer umfangreich restauriert


Nach dem wenig rühmlichen Abgang von Ferdinand Porsche aus Steyr übernahm Karl Jenschke das Ruder in der Entwicklungsabteilung unter den denkbar schwierigsten Rahmenbedingungen. Die Fertigung in Steyr war in den Krisenjahren völlig zum Erliegen gekommen und die Banken hatten eine Zwangsehe mit Austro Daimler und Puch forciert. Trotz aller Widrigkeiten brachte Jentschke einige Neuentwicklungen auf den Weg, bevor er sich 1935 nach 13 Jahren bei Steyr Richtung Frankfurt zu den Adlerwerken verabschiedete.

Eine dieser Entwicklungen war mehr oder weniger aus einer Leidenschaft heraus entstanden. Jentschke, der einer der weltweit ersten Flugzeugpiloten war, konstruierte gemeinsam mit Karl Wagner an einem Motor für ein Leichtflugzeug herum. Waren die ersten beiden Prototypen noch luftgekühlte Zweizylinder, so folgte darauf ein dritter Entwurf, der sich letztlich als überaus tauglich für einen Kleinwagen herausstellen sollte. Der Motor war ein seitengesteuerter Vierzylinder-Boxer mit 978 ccm Hubraum, der 22 PS bei 3.800 U/min leistete.

So entstand die Idee unterhalb des neuen Steyr 100 ein noch kleineres, günstigeres Einstiegsmodell zu bauen, das aber alle Qualitäten, die ein Steyr-Automobil hatte, mitbringen sollte. Das Konzept war dabei relativ simpel, Platz für vier ausgewachsene Passagiere, etwas Kofferraum, eine strömungsgünstige Karosserie, wie sie ohnehin gerade en vogue war, und ein modernes Fahrgestell mit vier an Querblattfedern einzeln aufgehängten Rädern. Nach nur einem Jahr Entwicklungszeit präsentierte Jentschke den fertigen Entwurf dem Vorstand und auch die Politik war angesichts der Aussicht auf neue Arbeitsplätze höchst angetan vom kleinen Steyr.

Im Februar 1936 wurde der Steyr 50 der Weltöffentlichkeit auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin vorgestellt. Die Presse war begeistert und das Klientel ebenso. Nach höchst mageren Jahren war bereits Mitte 1936 der 1000. Steyr 50 ausgeliefert, der vom Volksmund liebevoll Baby getauft wurde. Es gab ihn neben der Basis-Version auch in einer luxuriöser ausgestatteten Spezial-Variante. Dabei schmückten sich die kleinen Steyr mit einer Zweifarben-Lackierung, durften vorne und hinten Stoßstangen tragen und hatten ein zweites Instrument am Armaturenbrett.

Für diesen Steyr 50 wurden erst 1960 neue Papiere ausgestellt und die alten aus der Zeit des Dritten Reichs eingezogen. Daraus geht hervor, dass dieses Baby auf jene Familie Keplinger angemeldete gewesen war, auf die es bis 1967 zugelassen bleiben sollte. Offenbar hatte der Steyr den Weltkrieg im tiefsten oberösterreichischen Mühlviertel unbeschadet und ohne eingezogen zu werden überstanden. Im September 1987 meldete mit Dieter Bachinger aus Linz ein nächster Besitzer den Kleinwagen an. 15 Jahre später wurde er dann abgemeldet und weggestellt, wohl weil er schon spürbar in die Jahre gekommen war.

Wohl aus Sentimentalität blieb er dennoch gut zwei Jahrzehnte in einer Garage gut aufgehoben. Aus der befreite ihn letztlich der Einbringer, fest entschlossen das Baby rasch wieder auf die Straße zu bringen. Dass die Ausgangsbasis mehr als solide war, davon zeugen heute noch einige Fotos, in einem umfangreichen Ordner, der die Arbeiten der folgenden Jahre dokumentiert. Am Ende der Komplettrestaurierung wurde der Steyr 50 schließlich 2014 wieder in Betrieb genommen und angemeldet. Aus Altersgründen wurde er zuletzt immer seltener bewegt und letztlich ist die Zeit gekommen das Baby in neue Hände weiterzugeben, die es ebenso fürsorglich behandeln, wie sein letzter Besitzer.

Als österreichischer „Volkswagen“ sind die Steyr 50 und 55 tief in der hiesigen Automobilseele verwurzelt, weil sie für ganze Generationen vor und nach dem Krieg der erste fahrbare Untersatz waren. Sie leisteten einen gehörigen Beitrag zur Motorisierung Österreichs und zählen damit zurecht zum einheimischen Kulturgut.

Chassis: L 2794
Aufbau L 2794
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung von 1960 (historisch)

15.10.2022 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 34.500,-
Schätzwert:
EUR 32.000,- bis EUR 42.000,-

1936 Steyr Typ 50 Spezial


Einzigartiges Stück österreichische Automobilgeschichte
Nur vier Besitzer in den Nachkriegsjahren
Vom letzten Besitzer umfangreich restauriert


Nach dem wenig rühmlichen Abgang von Ferdinand Porsche aus Steyr übernahm Karl Jenschke das Ruder in der Entwicklungsabteilung unter den denkbar schwierigsten Rahmenbedingungen. Die Fertigung in Steyr war in den Krisenjahren völlig zum Erliegen gekommen und die Banken hatten eine Zwangsehe mit Austro Daimler und Puch forciert. Trotz aller Widrigkeiten brachte Jentschke einige Neuentwicklungen auf den Weg, bevor er sich 1935 nach 13 Jahren bei Steyr Richtung Frankfurt zu den Adlerwerken verabschiedete.

Eine dieser Entwicklungen war mehr oder weniger aus einer Leidenschaft heraus entstanden. Jentschke, der einer der weltweit ersten Flugzeugpiloten war, konstruierte gemeinsam mit Karl Wagner an einem Motor für ein Leichtflugzeug herum. Waren die ersten beiden Prototypen noch luftgekühlte Zweizylinder, so folgte darauf ein dritter Entwurf, der sich letztlich als überaus tauglich für einen Kleinwagen herausstellen sollte. Der Motor war ein seitengesteuerter Vierzylinder-Boxer mit 978 ccm Hubraum, der 22 PS bei 3.800 U/min leistete.

So entstand die Idee unterhalb des neuen Steyr 100 ein noch kleineres, günstigeres Einstiegsmodell zu bauen, das aber alle Qualitäten, die ein Steyr-Automobil hatte, mitbringen sollte. Das Konzept war dabei relativ simpel, Platz für vier ausgewachsene Passagiere, etwas Kofferraum, eine strömungsgünstige Karosserie, wie sie ohnehin gerade en vogue war, und ein modernes Fahrgestell mit vier an Querblattfedern einzeln aufgehängten Rädern. Nach nur einem Jahr Entwicklungszeit präsentierte Jentschke den fertigen Entwurf dem Vorstand und auch die Politik war angesichts der Aussicht auf neue Arbeitsplätze höchst angetan vom kleinen Steyr.

Im Februar 1936 wurde der Steyr 50 der Weltöffentlichkeit auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin vorgestellt. Die Presse war begeistert und das Klientel ebenso. Nach höchst mageren Jahren war bereits Mitte 1936 der 1000. Steyr 50 ausgeliefert, der vom Volksmund liebevoll Baby getauft wurde. Es gab ihn neben der Basis-Version auch in einer luxuriöser ausgestatteten Spezial-Variante. Dabei schmückten sich die kleinen Steyr mit einer Zweifarben-Lackierung, durften vorne und hinten Stoßstangen tragen und hatten ein zweites Instrument am Armaturenbrett.

Für diesen Steyr 50 wurden erst 1960 neue Papiere ausgestellt und die alten aus der Zeit des Dritten Reichs eingezogen. Daraus geht hervor, dass dieses Baby auf jene Familie Keplinger angemeldete gewesen war, auf die es bis 1967 zugelassen bleiben sollte. Offenbar hatte der Steyr den Weltkrieg im tiefsten oberösterreichischen Mühlviertel unbeschadet und ohne eingezogen zu werden überstanden. Im September 1987 meldete mit Dieter Bachinger aus Linz ein nächster Besitzer den Kleinwagen an. 15 Jahre später wurde er dann abgemeldet und weggestellt, wohl weil er schon spürbar in die Jahre gekommen war.

Wohl aus Sentimentalität blieb er dennoch gut zwei Jahrzehnte in einer Garage gut aufgehoben. Aus der befreite ihn letztlich der Einbringer, fest entschlossen das Baby rasch wieder auf die Straße zu bringen. Dass die Ausgangsbasis mehr als solide war, davon zeugen heute noch einige Fotos, in einem umfangreichen Ordner, der die Arbeiten der folgenden Jahre dokumentiert. Am Ende der Komplettrestaurierung wurde der Steyr 50 schließlich 2014 wieder in Betrieb genommen und angemeldet. Aus Altersgründen wurde er zuletzt immer seltener bewegt und letztlich ist die Zeit gekommen das Baby in neue Hände weiterzugeben, die es ebenso fürsorglich behandeln, wie sein letzter Besitzer.

Als österreichischer „Volkswagen“ sind die Steyr 50 und 55 tief in der hiesigen Automobilseele verwurzelt, weil sie für ganze Generationen vor und nach dem Krieg der erste fahrbare Untersatz waren. Sie leisteten einen gehörigen Beitrag zur Motorisierung Österreichs und zählen damit zurecht zum einheimischen Kulturgut.

Chassis: L 2794
Aufbau L 2794
Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung von 1960 (historisch)


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Klassische Fahrzeuge
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 15.10.2022 - 16:00
Auktionsort: Messezentrum Salzburg
Besichtigung: 14.10. - 15.10.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.