Lot Nr. 44 -


Meister der Grotesken Vasen


Meister der Grotesken Vasen - Alte Meister I

(tätig in Italien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Tulpen, Lilien, Narzissen und andere Blüten in einer skulpturierten Vase,
Öl auf Leinwand, 105 x 90 cm, gerahmt

Wir danken Alberto Cottino, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat. Sein schriftliches Gutachten (April 2022) liegt vor.

Das vorliegende Gemälde zählt zu einer größeren Gruppe charakteristischer Blumenstillleben, zu deren Hauptmerkmalen die opulente und in die Fläche gespreizte Anordnung verschiedenster Blumen zählt. Namensgebend sind dabei in Ermangelung archivalischer Hinweise, die eine schlüssige Identifizierung der verantwortlichen Maler ermöglichten, die regelmäßig gezeigten, archaisch-manieristischen Metallvasen, die meistens – wie hier in Gestalt zweier Harpyien und einer Blattmaske – mit grotesken Motiven gespickt sind. Früher ging die Forschung davon aus, dass eine große römische oder neapolitanische Werkstatt für die erhaltene Gemäldegruppe verantwortlich ist, wohingegen sich heute die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass als das Ergebnis des großen Erfolgs dieser Arrangements bei Sammlern Modelle bald in ganz Italien, der Lombardei ebenso wie in Rom und Neapel, kursierten und dort von verschiedenen Malern ausgeführt worden sind (siehe A. Vecca, I Maestri del vaso a grottesche, in: La natura morta italiana da Caravaggio al Settecento, Ausstellungskatalog, Mailand 2003, S. 107–109). Dies erklärt die teils beachtlichen qualitativen Unterschiede in Komposition, Naturbeobachtung und Ausführung.

Das vorliegende Gemälde zählt zweifelsohne zu den qualitätsvollsten Stücken dieser Gruppe. Dies zeigt sich im lebendigen Licht-Schattenspiel sowie in der Vielfalt genauestens studierter Blüten, hierzu zählen: weiße Lilie, rote Pfingstrose, gelb-rote und weiß-rosafarbene Tulpen, Schwertlilien, Narzissen, Anemonen, rote und rosafarbene Nelken, Rosen, Duftschneeball, Flieder, Orangenblüte, Mohn, Ringelblume, weißes Veilchen, Jasmin und viele mehr. Hierzu Cottino: „L’opera qui studiata s’inserisce proprio nel novero di questi dipinti arcaici ancora privi di nomi sicuri, ad un livello tuttavia molto alto, cioè tra i migliori esemplari di questo tipo di produzione, per eleganza e scioltezza di segno, il che fa supporre la mano di un pittore di prim’ordine.” [„Das hier untersuchte Werk reiht sich genau in die Reihe dieser archaischen Gemälde ein, die noch ohne Künstlernamen sind, auf einem sehr hohen Niveau, d. h. unter den besten Beispielen dieser Art von Produktion, was die Eleganz und Flüssigkeit der Zeichnung betrifft, was auf die Hand eines erstklassigen Malers schließen lässt.“]

Cottino verweist weiters auf den Vorbildcharakter botanischer Traktate, die im 17. Jahrhundert in Europa kursierten und schreibt: „[N]el quadro qui studiato mi pare si possano cogliere affinità compositive e tipologiche con alcune tavole del De florum cultura, pubblicato a Roma nel 1633 (Abb. 1), sia nella foggia bizzarra del vaso sia nella gamma dei fiori e nella loro disposizione a ventaglio, secondo un gusto che potrebbe aver ispirato l’autore del dipinto. Questo potrebbe anche indicare una data post quem per la realizzazione dell’opera, che comunque a mio avviso non dovrebbe superare la metà del secolo. Tra le innumerevoli composizioni ascritte al ‘Maestro del vaso a grottesche’ quella più vicina all’autore del quadro qui studiato, a mio parere, è la tela passata ad un’asta in Parigi, 2007 (Neret-Minet, 21. November 2007, Lot 13), che presenta decise similitudini nella morfologia dei fiori e nell’eleganza del vaso cesellato, pur se è assai arduo poter ipotizzare un’assoluta identità di mano.” [„In dem hier untersuchten Gemälde scheint mir eine kompositorische und typologische Verwandtschaft mit bestimmten Tafeln des 1633 in Rom erschienenen Werks De florum cultura (Abb. 1) erkennbar zu sein, sowohl in der bizarren Form der Vase als auch in der Auswahl der Blumen und ihrer fächerförmigen Anordnung, in einem Geschmack, der den Autor des Gemäldes inspiriert haben könnte. Dies könnte auch auf ein post-quem-Datum für die Realisierung des Werks hindeuten, das meines Erachtens auf keinen Fall über die Mitte des Jahrhunderts hinausgehen sollte. Von den zahllosen Kompositionen, die dem ‚Meister der grotesken Vasen‘ zugeschrieben werden, ist jene, die 2007 in Paris zur Auktion gelangte (Neret-Minet, 21. November 2007, Lot 13), meiner Meinung nach diejenige, die dem Autor des hier untersuchten Gemäldes am nächsten kommt.“]. Mit diesem teilt das Gemälde etwa auch die Motive des bekrönenden Lilienstils, die symmetrisch zu beiden Seiten ausgreifenden Iris sowie das im Zentrum angeordnete Anemonenpaar.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Meister der Grotesken Vasen


(tätig in Italien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Tulpen, Lilien, Narzissen und andere Blüten in einer skulpturierten Vase,
Öl auf Leinwand, 105 x 90 cm, gerahmt

Wir danken Alberto Cottino, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat. Sein schriftliches Gutachten (April 2022) liegt vor.

Das vorliegende Gemälde zählt zu einer größeren Gruppe charakteristischer Blumenstillleben, zu deren Hauptmerkmalen die opulente und in die Fläche gespreizte Anordnung verschiedenster Blumen zählt. Namensgebend sind dabei in Ermangelung archivalischer Hinweise, die eine schlüssige Identifizierung der verantwortlichen Maler ermöglichten, die regelmäßig gezeigten, archaisch-manieristischen Metallvasen, die meistens – wie hier in Gestalt zweier Harpyien und einer Blattmaske – mit grotesken Motiven gespickt sind. Früher ging die Forschung davon aus, dass eine große römische oder neapolitanische Werkstatt für die erhaltene Gemäldegruppe verantwortlich ist, wohingegen sich heute die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass als das Ergebnis des großen Erfolgs dieser Arrangements bei Sammlern Modelle bald in ganz Italien, der Lombardei ebenso wie in Rom und Neapel, kursierten und dort von verschiedenen Malern ausgeführt worden sind (siehe A. Vecca, I Maestri del vaso a grottesche, in: La natura morta italiana da Caravaggio al Settecento, Ausstellungskatalog, Mailand 2003, S. 107–109). Dies erklärt die teils beachtlichen qualitativen Unterschiede in Komposition, Naturbeobachtung und Ausführung.

Das vorliegende Gemälde zählt zweifelsohne zu den qualitätsvollsten Stücken dieser Gruppe. Dies zeigt sich im lebendigen Licht-Schattenspiel sowie in der Vielfalt genauestens studierter Blüten, hierzu zählen: weiße Lilie, rote Pfingstrose, gelb-rote und weiß-rosafarbene Tulpen, Schwertlilien, Narzissen, Anemonen, rote und rosafarbene Nelken, Rosen, Duftschneeball, Flieder, Orangenblüte, Mohn, Ringelblume, weißes Veilchen, Jasmin und viele mehr. Hierzu Cottino: „L’opera qui studiata s’inserisce proprio nel novero di questi dipinti arcaici ancora privi di nomi sicuri, ad un livello tuttavia molto alto, cioè tra i migliori esemplari di questo tipo di produzione, per eleganza e scioltezza di segno, il che fa supporre la mano di un pittore di prim’ordine.” [„Das hier untersuchte Werk reiht sich genau in die Reihe dieser archaischen Gemälde ein, die noch ohne Künstlernamen sind, auf einem sehr hohen Niveau, d. h. unter den besten Beispielen dieser Art von Produktion, was die Eleganz und Flüssigkeit der Zeichnung betrifft, was auf die Hand eines erstklassigen Malers schließen lässt.“]

Cottino verweist weiters auf den Vorbildcharakter botanischer Traktate, die im 17. Jahrhundert in Europa kursierten und schreibt: „[N]el quadro qui studiato mi pare si possano cogliere affinità compositive e tipologiche con alcune tavole del De florum cultura, pubblicato a Roma nel 1633 (Abb. 1), sia nella foggia bizzarra del vaso sia nella gamma dei fiori e nella loro disposizione a ventaglio, secondo un gusto che potrebbe aver ispirato l’autore del dipinto. Questo potrebbe anche indicare una data post quem per la realizzazione dell’opera, che comunque a mio avviso non dovrebbe superare la metà del secolo. Tra le innumerevoli composizioni ascritte al ‘Maestro del vaso a grottesche’ quella più vicina all’autore del quadro qui studiato, a mio parere, è la tela passata ad un’asta in Parigi, 2007 (Neret-Minet, 21. November 2007, Lot 13), che presenta decise similitudini nella morfologia dei fiori e nell’eleganza del vaso cesellato, pur se è assai arduo poter ipotizzare un’assoluta identità di mano.” [„In dem hier untersuchten Gemälde scheint mir eine kompositorische und typologische Verwandtschaft mit bestimmten Tafeln des 1633 in Rom erschienenen Werks De florum cultura (Abb. 1) erkennbar zu sein, sowohl in der bizarren Form der Vase als auch in der Auswahl der Blumen und ihrer fächerförmigen Anordnung, in einem Geschmack, der den Autor des Gemäldes inspiriert haben könnte. Dies könnte auch auf ein post-quem-Datum für die Realisierung des Werks hindeuten, das meines Erachtens auf keinen Fall über die Mitte des Jahrhunderts hinausgehen sollte. Von den zahllosen Kompositionen, die dem ‚Meister der grotesken Vasen‘ zugeschrieben werden, ist jene, die 2007 in Paris zur Auktion gelangte (Neret-Minet, 21. November 2007, Lot 13), meiner Meinung nach diejenige, die dem Autor des hier untersuchten Gemäldes am nächsten kommt.“]. Mit diesem teilt das Gemälde etwa auch die Motive des bekrönenden Lilienstils, die symmetrisch zu beiden Seiten ausgreifenden Iris sowie das im Zentrum angeordnete Anemonenpaar.

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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

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