Antwerpener Schule, 17. Jahrhundert
Junge Frau mit Federmütze,
Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Pandolfini, Rom, 3. März 2020, Lot 151;
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich
Das vorliegende Porträt einer jungen Dame von atemberaubender Schönheit ist eine Tronie und herausragendes Beispiel dafür, wie die Antwerpener Schule Köpfe festhielt, die später in größeren Historienkompositionen wiederverwendet werden konnten. Die Malweise – angefangen bei dem feinen weißen Farbauftrag im Bereich der unteren Augenlider, der einen Anflug von Tränen und Melancholie nahelegt, bis hin zur malerischen Lebendigkeit, mit der das fließende Haar der Frau wiedergegeben ist – lässt die erfahrene Hand eines Künstlers im Umkreis des Peter Paul Rubens (1577–1640) oder auch seines talentiertesten Schülers Anthonis van Dyck (1599–1641) vermuten. Eine mögliche Vorzeichnung für das vorliegende Bild, die einmal Jacob Jordaens (1593–1678), dem dritten Meister des großen Antwerpener Triumvirats, zugeschrieben wurde, befindet sich im Kupferstichkabinett in Dresden (Inv.-Nr. C. 19290-144). Die Autorenschaft sowohl der Dresdener Zeichnung als auch des vorliegenden Gemäldes bleibt allerdings eine noch offene kunsthistorische Frage.
Die vorliegende Tronie scheint auch bei der weiblichen Figur in dem Werk Schäfer und Schäferin in der Sammlung der Grafen Schönborn in Pommersfelden verarbeitet worden zu sein. Dieses wurde einst dem Rubens-Schüler Jan van Hoecke gegeben (siehe W. Schonath und Max H. von Freeden, 250 Jahre Schloss Pommersfelden [1718–1968], Würzburg 1968, S. 164, Nr. 351). Sowohl das Gemälde in Pommersfelden als auch das vorliegende Leinwandbild lassen sich in ein pastorales Antwerpener Subgenre mythologischer Hirten und Hirtinnen einordnen, das erstmals von van Dyck eingeführt wurde, als er die aus der Tragikomödie Il pastor fido (Der treue Hirte) von 1590 des Ferrareser Schriftstellers Giovanni Battista Guarini entnommenen Figuren Amarilli und Mirtillo darstellte. Eine Zuschreibung der vorliegenden Tronie an Jan Cossiers (1600–1671), der wahrscheinlich ebenfalls in Rubens’ Werkstatt tätig war, wurde ebenfalls vorgeschlagen.
Wir danken Bert Schepers vom Centrum Rubenianum, Antwerpen, der die Verbindung des vorliegenden Werks zum Gemälde in Pommersfelden und zur Zeichnung in Dresden hergestellt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
09.11.2022 - 17:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 97.562,-
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
Antwerpener Schule, 17. Jahrhundert
Junge Frau mit Federmütze,
Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Pandolfini, Rom, 3. März 2020, Lot 151;
Privatsammlung, Vereinigtes Königreich
Das vorliegende Porträt einer jungen Dame von atemberaubender Schönheit ist eine Tronie und herausragendes Beispiel dafür, wie die Antwerpener Schule Köpfe festhielt, die später in größeren Historienkompositionen wiederverwendet werden konnten. Die Malweise – angefangen bei dem feinen weißen Farbauftrag im Bereich der unteren Augenlider, der einen Anflug von Tränen und Melancholie nahelegt, bis hin zur malerischen Lebendigkeit, mit der das fließende Haar der Frau wiedergegeben ist – lässt die erfahrene Hand eines Künstlers im Umkreis des Peter Paul Rubens (1577–1640) oder auch seines talentiertesten Schülers Anthonis van Dyck (1599–1641) vermuten. Eine mögliche Vorzeichnung für das vorliegende Bild, die einmal Jacob Jordaens (1593–1678), dem dritten Meister des großen Antwerpener Triumvirats, zugeschrieben wurde, befindet sich im Kupferstichkabinett in Dresden (Inv.-Nr. C. 19290-144). Die Autorenschaft sowohl der Dresdener Zeichnung als auch des vorliegenden Gemäldes bleibt allerdings eine noch offene kunsthistorische Frage.
Die vorliegende Tronie scheint auch bei der weiblichen Figur in dem Werk Schäfer und Schäferin in der Sammlung der Grafen Schönborn in Pommersfelden verarbeitet worden zu sein. Dieses wurde einst dem Rubens-Schüler Jan van Hoecke gegeben (siehe W. Schonath und Max H. von Freeden, 250 Jahre Schloss Pommersfelden [1718–1968], Würzburg 1968, S. 164, Nr. 351). Sowohl das Gemälde in Pommersfelden als auch das vorliegende Leinwandbild lassen sich in ein pastorales Antwerpener Subgenre mythologischer Hirten und Hirtinnen einordnen, das erstmals von van Dyck eingeführt wurde, als er die aus der Tragikomödie Il pastor fido (Der treue Hirte) von 1590 des Ferrareser Schriftstellers Giovanni Battista Guarini entnommenen Figuren Amarilli und Mirtillo darstellte. Eine Zuschreibung der vorliegenden Tronie an Jan Cossiers (1600–1671), der wahrscheinlich ebenfalls in Rubens’ Werkstatt tätig war, wurde ebenfalls vorgeschlagen.
Wir danken Bert Schepers vom Centrum Rubenianum, Antwerpen, der die Verbindung des vorliegenden Werks zum Gemälde in Pommersfelden und zur Zeichnung in Dresden hergestellt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
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old.masters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister I |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 09.11.2022 - 17:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 22.10. - 09.11.2022 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.