Lot Nr. 95


Gaspar van Wittel, gen. Vanvitelli


Gaspar van Wittel, gen. Vanvitelli - Alte Meister I

(Amersfoort 1653–1736 Rom)
Das Kolosseum und der Konstantinsbogen in Rom,
signiert auf der Balustrade links: Gasparo / Van Witel / Roma,
Öl auf Leinwand, 57,5 x 110 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Colnaghi, London;
europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Briganti, Gaspar van Wittel, hrsg. von L. Laureati und L. Trezzani, Mailand 1996, S. 154, Nr. 58 (als Gaspar van Wittel)

Der aus Holland stammende Maler Gaspar van Wittel, der besser als Vanvitelli bekannt war, gilt als Begründer der italienischen Schule der Ansichtenmaler oder vedutisti. Er ging bei dem Spezialisten für Landschafts- und Stilllebenmalerei Mathias Withoos in die Lehre und zog 1674 nach Rom. Dort begann die Zusammenarbeit mit seinem Landsmann, dem Ingenieur Cornelis Meyer. Es entstanden topografische Ansichten der Stadt als Illustrationen für eine Studie, die der Schiffbarmachung des Tibers gewidmet war. Während dieser Zeit wurde der Künstler Mitglied der Schildersbent (Verbindung der Tafelmaler), der Vereinigung holländischer Künstler in Rom.

Die ersten Gemälde des Künstlers datieren aus 1680. Sie verraten eine perfekte Formensprache und die vollkommene Beherrschung von Instrumenten wie der camera ottica oder camera obscura, die ihm bei der Komposition seiner Ansichten dienlich waren.

Zwischen 1690 und 1695 unternahm van Wittel zahlreiche Reisen in ganz Norditalien. Ab 1699 verbrachte er zwei Jahre in Neapel, wo er für Vizekönig Luis de la Cerda, den Herzog von Medinaceli, tätig war. 1717/18 arbeitete für Kardinal Albani in Urbino. Seine Hauptauftraggeber waren jedoch die Fürsten des Hauses Colonna in Rom, für die er über einhundert Gemälde schuf.

Anhand der Werke Vanvitellis lässt sich der Übergang von der „idealen“ Landschaftsmalerei zur Darstellung von „realen“ Landschaften beobachten, die es bis dahin in der italienischen Malerei gar nicht gegeben hatte. Seine Technik verband die für die Malerei des Nordens typische Aufmerksamkeit für Details mit einer präzisen topografischen Wiedergabe der Örtlichkeiten. Dies wurde durch die Verwendung der camera ottica sowie durch hohe zeichnerische Kunstfertigkeit erzielt, wie sie der herausragende Bestand an Zeichnungen im Vanvitelli-Archiv in der Reggia di Caserta veranschaulicht.

Das vorliegende Gemälde ist signiert und mit seinen Darstellungen der beiden berühmtesten Monumente Roms ein bedeutendes Werk. Links ist das flavische Amphitheater, genannt Kolosseum, zu sehen, das ab 70 n. Chr. auf Geheiß von Kaiser Vespasian für Gladiatorenkämpfe und öffentliche Spektakel erbaut und zehn Jahre später unter seinem Nachfolger Titus vollendet wurde. Rechts erscheint der Konstantinsbogen, der größte erhaltene Triumphbogen der Antike, der von Konstantin zur Feier seines Sieges über Maxentius 312 n. Chr. errichtet wurde.

Den Aufzeichnungen des Kunsthistorikers Giuliano Briganti zufolge handelt es sich hier um die größte bekannte Fassung dieses Bildthemas, entstanden zwischen den 1710er- und den 1720er-Jahren. Ganz links sind auch noch die Bauten der antiken Vigna Sinibaldi zu sehen, die in den anderen Versionen des Sujets nicht beinhaltet ist.

Die Komposition erfreute sich eines enormen Erfolges. Sie wurde das gesamte 18. Jahrhundert hindurch repliziert und regte andere große Ansichtenmaler wie Giovanni Paolo Panini und Canaletto an (siehe zum Beispiel Canalettos Fassung in der Royal Collection, Hampton Court Palace).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 193.500,-
Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 300.000,-

Gaspar van Wittel, gen. Vanvitelli


(Amersfoort 1653–1736 Rom)
Das Kolosseum und der Konstantinsbogen in Rom,
signiert auf der Balustrade links: Gasparo / Van Witel / Roma,
Öl auf Leinwand, 57,5 x 110 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Colnaghi, London;
europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Briganti, Gaspar van Wittel, hrsg. von L. Laureati und L. Trezzani, Mailand 1996, S. 154, Nr. 58 (als Gaspar van Wittel)

Der aus Holland stammende Maler Gaspar van Wittel, der besser als Vanvitelli bekannt war, gilt als Begründer der italienischen Schule der Ansichtenmaler oder vedutisti. Er ging bei dem Spezialisten für Landschafts- und Stilllebenmalerei Mathias Withoos in die Lehre und zog 1674 nach Rom. Dort begann die Zusammenarbeit mit seinem Landsmann, dem Ingenieur Cornelis Meyer. Es entstanden topografische Ansichten der Stadt als Illustrationen für eine Studie, die der Schiffbarmachung des Tibers gewidmet war. Während dieser Zeit wurde der Künstler Mitglied der Schildersbent (Verbindung der Tafelmaler), der Vereinigung holländischer Künstler in Rom.

Die ersten Gemälde des Künstlers datieren aus 1680. Sie verraten eine perfekte Formensprache und die vollkommene Beherrschung von Instrumenten wie der camera ottica oder camera obscura, die ihm bei der Komposition seiner Ansichten dienlich waren.

Zwischen 1690 und 1695 unternahm van Wittel zahlreiche Reisen in ganz Norditalien. Ab 1699 verbrachte er zwei Jahre in Neapel, wo er für Vizekönig Luis de la Cerda, den Herzog von Medinaceli, tätig war. 1717/18 arbeitete für Kardinal Albani in Urbino. Seine Hauptauftraggeber waren jedoch die Fürsten des Hauses Colonna in Rom, für die er über einhundert Gemälde schuf.

Anhand der Werke Vanvitellis lässt sich der Übergang von der „idealen“ Landschaftsmalerei zur Darstellung von „realen“ Landschaften beobachten, die es bis dahin in der italienischen Malerei gar nicht gegeben hatte. Seine Technik verband die für die Malerei des Nordens typische Aufmerksamkeit für Details mit einer präzisen topografischen Wiedergabe der Örtlichkeiten. Dies wurde durch die Verwendung der camera ottica sowie durch hohe zeichnerische Kunstfertigkeit erzielt, wie sie der herausragende Bestand an Zeichnungen im Vanvitelli-Archiv in der Reggia di Caserta veranschaulicht.

Das vorliegende Gemälde ist signiert und mit seinen Darstellungen der beiden berühmtesten Monumente Roms ein bedeutendes Werk. Links ist das flavische Amphitheater, genannt Kolosseum, zu sehen, das ab 70 n. Chr. auf Geheiß von Kaiser Vespasian für Gladiatorenkämpfe und öffentliche Spektakel erbaut und zehn Jahre später unter seinem Nachfolger Titus vollendet wurde. Rechts erscheint der Konstantinsbogen, der größte erhaltene Triumphbogen der Antike, der von Konstantin zur Feier seines Sieges über Maxentius 312 n. Chr. errichtet wurde.

Den Aufzeichnungen des Kunsthistorikers Giuliano Briganti zufolge handelt es sich hier um die größte bekannte Fassung dieses Bildthemas, entstanden zwischen den 1710er- und den 1720er-Jahren. Ganz links sind auch noch die Bauten der antiken Vigna Sinibaldi zu sehen, die in den anderen Versionen des Sujets nicht beinhaltet ist.

Die Komposition erfreute sich eines enormen Erfolges. Sie wurde das gesamte 18. Jahrhundert hindurch repliziert und regte andere große Ansichtenmaler wie Giovanni Paolo Panini und Canaletto an (siehe zum Beispiel Canalettos Fassung in der Royal Collection, Hampton Court Palace).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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