Lot Nr. 3


Zugeschrieben an Zacharias Wehme


Zugeschrieben an Zacharias Wehme - Alte Meister

(Dresden 1555–1606)
Madonna mit Kind in einer Landschaft,
Öl auf Kupfer, 36 x 26 cm, gerahmt

Rainer Stüwe schreibt das vorliegende Gemälde auf der Basis eines HR-Fotos dem Dresdener Hofmaler Zacharias Wehme zu und datiert es um 1590–1600. Ein schriftliches Gutachten vom 9. März 1923 liegt vor.

Das vorliegende Gemälde basiert auf dem Kupferstich Madonna mit der Meerkatze von Albrecht Dürer (Bartsch 42, Meder 30). Stüwe schreibt: „Die hier vorgestellte Ausführung auf einer Kupfertafel stimmt in allen motivischen Veränderungen im Gegensatz zum Vorbild Dürers mit einer anderen Tafel, die dem Prager Hofmaler Daniel Fröschl aus der Zeit um 1590/1600 zugeschrieben wird, überein (Auktion Van Ham, Köln, 12. April 2003, Lot 1209).“ Stüwe weiter: „Die hier vorgestellte Kupfertafel unterscheidet sich von der des Daniel Fröschl deutlich in der stilistischen Auffassung. Die Farbigkeit ist erdiger, und die Konturierungen und Kopftypen sind deutlich weniger lieblich. Zu beachten sind weiterhin die Faltenstrukturen, die sich stark an Vorbildern aus der deutschen Malerei um 1500–1510 orientieren, ohne sich auf den vorbildlichen Kupferstich von Dürer zu beziehen. Es liegen hier somit freie Interpretationen eines Faltenwurfs der Dürerzeit vor, die sich deutlich abheben von dem hier verarbeiteten Modell Fröschls. Der bei der hier zu begutachtenden Tafel tätige Meister zeigt sich hier als bemerkenswert geübt in der Übersetzung eines Vorbildes von einer Stilsprache in eine andere. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine weitere charakteristische Differenz zwischen der Tafel von Fröschl und der hier vorliegenden: Die Abzäunung in der Landschaft ist bei Fröschl sehr weit gesteckt und in dieser Form wenig realistisch. Die hier vorliegende Tafel interpretiert dieses Detailmotiv weitaus realitätsnäher mit enger gesteckten Pflöcken.“

Die Aspekte der unterschiedlichen Farbigkeit und unterschiedlichen Realitätsnähe der Darstellung zeigen, dass der hier tätige Meister sich stilistisch deutlich enger an den ihm wohl im Original und im Detail bekannten Vorbildern der deutschen Malerei des frühen 16. Jahrhunderts orientierte. Das Vorbild Fröschls wurde somit in einer Form modifiziert, die die Stilrichtung der Dürer-Renaissance in einer idealtypischen Weise präsentiert: Die in der Reichhaltigkeit der Motive verbesserte Vorlage Dürers wird auch stilistisch an das Vorbild Dürers angepasst.

Innerhalb des engen Kreises von Meistern um 1600, die auf dem hier vorliegenden Niveau Gemälde der Dürer-Renaissance malen konnten, fällt insbesondere der sächsische Hofmaler Zacharias Wehme auf. Bisher sind nur wenige Arbeiten dieses Meisters in der Forschung bekannt. Diese zeichnen sich jedoch durch eine außergewöhnliche Qualität bei der stilistischen Imitation der Werke sowohl von Cranach wie auch von Dürer aus. Sofort nach seinem Ausscheiden aus der Cranach-Werkstatt wird Wehme in der spärlichen Literatur des späten 19. Jahrhunderts hauptsächlich als Porträtist am sächsischen Hof (seit 1605 Hofmaler) erwähnt. Dort schuf er Porträts der Kurfürsten und von Mitgliedern der Hofgesellschaft.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 33.800,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Zugeschrieben an Zacharias Wehme


(Dresden 1555–1606)
Madonna mit Kind in einer Landschaft,
Öl auf Kupfer, 36 x 26 cm, gerahmt

Rainer Stüwe schreibt das vorliegende Gemälde auf der Basis eines HR-Fotos dem Dresdener Hofmaler Zacharias Wehme zu und datiert es um 1590–1600. Ein schriftliches Gutachten vom 9. März 1923 liegt vor.

Das vorliegende Gemälde basiert auf dem Kupferstich Madonna mit der Meerkatze von Albrecht Dürer (Bartsch 42, Meder 30). Stüwe schreibt: „Die hier vorgestellte Ausführung auf einer Kupfertafel stimmt in allen motivischen Veränderungen im Gegensatz zum Vorbild Dürers mit einer anderen Tafel, die dem Prager Hofmaler Daniel Fröschl aus der Zeit um 1590/1600 zugeschrieben wird, überein (Auktion Van Ham, Köln, 12. April 2003, Lot 1209).“ Stüwe weiter: „Die hier vorgestellte Kupfertafel unterscheidet sich von der des Daniel Fröschl deutlich in der stilistischen Auffassung. Die Farbigkeit ist erdiger, und die Konturierungen und Kopftypen sind deutlich weniger lieblich. Zu beachten sind weiterhin die Faltenstrukturen, die sich stark an Vorbildern aus der deutschen Malerei um 1500–1510 orientieren, ohne sich auf den vorbildlichen Kupferstich von Dürer zu beziehen. Es liegen hier somit freie Interpretationen eines Faltenwurfs der Dürerzeit vor, die sich deutlich abheben von dem hier verarbeiteten Modell Fröschls. Der bei der hier zu begutachtenden Tafel tätige Meister zeigt sich hier als bemerkenswert geübt in der Übersetzung eines Vorbildes von einer Stilsprache in eine andere. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine weitere charakteristische Differenz zwischen der Tafel von Fröschl und der hier vorliegenden: Die Abzäunung in der Landschaft ist bei Fröschl sehr weit gesteckt und in dieser Form wenig realistisch. Die hier vorliegende Tafel interpretiert dieses Detailmotiv weitaus realitätsnäher mit enger gesteckten Pflöcken.“

Die Aspekte der unterschiedlichen Farbigkeit und unterschiedlichen Realitätsnähe der Darstellung zeigen, dass der hier tätige Meister sich stilistisch deutlich enger an den ihm wohl im Original und im Detail bekannten Vorbildern der deutschen Malerei des frühen 16. Jahrhunderts orientierte. Das Vorbild Fröschls wurde somit in einer Form modifiziert, die die Stilrichtung der Dürer-Renaissance in einer idealtypischen Weise präsentiert: Die in der Reichhaltigkeit der Motive verbesserte Vorlage Dürers wird auch stilistisch an das Vorbild Dürers angepasst.

Innerhalb des engen Kreises von Meistern um 1600, die auf dem hier vorliegenden Niveau Gemälde der Dürer-Renaissance malen konnten, fällt insbesondere der sächsische Hofmaler Zacharias Wehme auf. Bisher sind nur wenige Arbeiten dieses Meisters in der Forschung bekannt. Diese zeichnen sich jedoch durch eine außergewöhnliche Qualität bei der stilistischen Imitation der Werke sowohl von Cranach wie auch von Dürer aus. Sofort nach seinem Ausscheiden aus der Cranach-Werkstatt wird Wehme in der spärlichen Literatur des späten 19. Jahrhunderts hauptsächlich als Porträtist am sächsischen Hof (seit 1605 Hofmaler) erwähnt. Dort schuf er Porträts der Kurfürsten und von Mitgliedern der Hofgesellschaft.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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