Lot Nr. 23 -


Habsburgischer Hofmaler, um 1600


Habsburgischer Hofmaler, um 1600 - Alte Meister

Dreiviertelporträt der spanischen Königin Elisabeth von Valois (1545–1568),
Öl auf Leinwand, 112 x 88 cm, gerahmt

Wir danken Gloria Martínez-Leiva für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses Porträt der Elisabeth von Valois, der dritten Frau König Philipps II. von Spanien, zeigt die Königin in formeller Vornehmheit in schwarzer Samtrobe mit weiten Ärmeln, die den Blick auf die darunter befindlichen geschlitzten und mit Gold- und Silberfäden bestickten, roten Seidenärmeln des Untergewandes freigeben. Auf dem Kopf trägt sie eine schräg sitzende flache Kappe, die wie die ihr Gewand schmückenden Knöpfe mit Diamanten und Rubinen besetzt ist. Elisabeth pflegte sich in dieser Art für feierliche Anlässe zu kleiden, zu denen sie ihre Aufmachung wie hier dargestellt noch mit Schmuck wie dem Halsband, der doppelreihigen Perlenkette und dem Gürtel verschönerte. Auch in ihre aufwendige Frisur sind Perlen eingeflochten. Rechts auf dem Kopf trägt sie ein aus einem Diamanten, einem Rubin und einer Perle bestehendes Gehänge, das sie später ihrer Tochter Isabella Clara Eugenia vererben sollte, die ebenfalls damit dargestellt wurde. Einer Gepflogenheit des 16. Jahrhunderts zufolge färbte man die Unterseite der Diamanten schwarz. Aus dem Kragen der schwarzen Robe tritt ein mit flachen Goldperlen besetzter Rüschenkragen hervor, den sie auch auf anderen Porträts trägt. Das Gewand ist mit den in ihrem Inventar beschriebenen roten Bändern geschmückt, die in mit kleinen indischen Rubinen und Perlen verzierten Goldstiften enden.

Elisabeth von Valois wurde 1559 im Alter von 14 Jahren die dritte Ehefrau von Philipp II. Bei ihrer Hochzeit lernte sie die Malerin Sofonisba Anguissola kennen. Philip II. ernannte Sofonisba zur Hofdame und Hofmalerin der Königin. Unter Anguissolas Anleitung verbesserte Elisabeth ihre laienhaften Künste als Malerin. Während ihrer Zeit bei Hofe nahm, Anguissola auch Einfluss auf die künstlerische Betätigung von Elisabeths Kindern Isabella Clara Eugenia und Caterina Michaela. Sofonisba schuf mehrere Bildnisse der Königin, darunter die heute verlorene Urfassung der vorliegenden Komposition, die vermutlich 1561 entstand. Es sind mehrere in der königlichen Werkstatt ausgeführte Fassungen dokumentiert. Diese Porträts waren oft für Höfe im Ausland bestimmt, wohin sie als diplomatische Geschenke verschickt wurden, oder sie dienten der dynastischen Propaganda.

Das in mehreren Inventarverzeichnissen beschriebene Porträt von der Hand Sofonisba Anguissolas befand sich im Palast El Pardo, wo es 1604 einem Brand zum Opfer fiel. 1605 beauftragt man Juan Pantoja de la Cruz mit der Herstellung einer Kopie des zerstörten Bildes, die zusammen mit dem vorliegenden Gemälde einen wunderbaren Eindruck vermittelt, wie der verlorene Prototyp ausgesehen haben muss (Juan Pantoja de la Cruz, Bildnis der Elisabeth von Spanien, Öl auf Leinwand, 120,1 cm x 84 cm, Museo del Prado, Madrid, Inv.-Nr. P001030). Pantoja muss sich bei seiner Fassung des Jahres 1605 auf existierende Vorlagen berufen haben. Es ist unklar, ob das vorliegende Porträt das verlorene Bildnis von Sofonisba Anguissola zum Vorbild hatte oder ob es auf der Fassung Pantojas beruht. Ein ähnliches Bildnis befindet sich im Musée de Grenoble (Öl auf Leinwand, 110 x 83 cm, Inv.-Nr. MG 1757). Pantojas Porträt findet in späteren Inventaren Erwähnung, etwa in jenem des Jahres 1653, wo es sich nach wie vor in der neuen Porträtgalerie des Palastes El Pardo befand. Dort scheint es sich nicht genau nachvollziehbaren Quellen zufolge bis Ende des 17. Jahrhunderts befunden zu haben.

Philipp II. war von seiner 14-jährigen Braut ganz bezaubert. Trotz des beträchtlichen Altersunterschieds war auch Elisabeth von ihrem Gemahl angetan. Philipp veranstaltete gerne Ritterturniere, um seine Frau zu unterhalten. Elisabeth spielte für die drei jungen Prinzen des spanischen Hofes – Carlos, den Fürsten von Asturien, Juan de Austria, den unehelichen Sohn von Karl V., und Alexander Farnese, den Herzog von Parma und Sohn Margarethes, der unehelichen Tochter Karls V. – die Lehensfrau. Elisabeth war ursprünglich mit Philipps Sohn Carlos, dem Fürsten von Asturien, verlobt gewesen, doch politische Komplikationen erforderten die sofortige Heirat mit Philipp. Das Verhältnis zu ihrem unglücklichen Stiefsohn Carlos war warm und herzlich. Doch Carlos’ geistige Instabilität machte einen neuen männlichen Erben erstrebenswert, und einen solchen hervorzubringen wurde zur wesentlichen Aufgabe der neuen Königin. Auf diesen Aspekt spielt möglicherweise der goldene Marderkopf an, den sie auf dem Bild in der einen Hand hält, während in der anderen die mit Diamanten und farbigem Email verzierte Goldkette liegt, an der er befestigt ist. Die Eigenschaften dieses zur Familie der Wiesel gehörenden Tieres werden in Ovids Metamorphosen dahingehend beschrieben, dass es durch das Ohr (oder den Mund) empfangen und gebären kann. Das Kontobuch der Königin verzeichnet mehrere dieser diamantenbesetzten Marderköpfe mit goldenen Klauen und Rubinaugen, die auf Fellen anstelle von Kopf und Pfoten angebracht wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 28.250,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Habsburgischer Hofmaler, um 1600


Dreiviertelporträt der spanischen Königin Elisabeth von Valois (1545–1568),
Öl auf Leinwand, 112 x 88 cm, gerahmt

Wir danken Gloria Martínez-Leiva für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses Porträt der Elisabeth von Valois, der dritten Frau König Philipps II. von Spanien, zeigt die Königin in formeller Vornehmheit in schwarzer Samtrobe mit weiten Ärmeln, die den Blick auf die darunter befindlichen geschlitzten und mit Gold- und Silberfäden bestickten, roten Seidenärmeln des Untergewandes freigeben. Auf dem Kopf trägt sie eine schräg sitzende flache Kappe, die wie die ihr Gewand schmückenden Knöpfe mit Diamanten und Rubinen besetzt ist. Elisabeth pflegte sich in dieser Art für feierliche Anlässe zu kleiden, zu denen sie ihre Aufmachung wie hier dargestellt noch mit Schmuck wie dem Halsband, der doppelreihigen Perlenkette und dem Gürtel verschönerte. Auch in ihre aufwendige Frisur sind Perlen eingeflochten. Rechts auf dem Kopf trägt sie ein aus einem Diamanten, einem Rubin und einer Perle bestehendes Gehänge, das sie später ihrer Tochter Isabella Clara Eugenia vererben sollte, die ebenfalls damit dargestellt wurde. Einer Gepflogenheit des 16. Jahrhunderts zufolge färbte man die Unterseite der Diamanten schwarz. Aus dem Kragen der schwarzen Robe tritt ein mit flachen Goldperlen besetzter Rüschenkragen hervor, den sie auch auf anderen Porträts trägt. Das Gewand ist mit den in ihrem Inventar beschriebenen roten Bändern geschmückt, die in mit kleinen indischen Rubinen und Perlen verzierten Goldstiften enden.

Elisabeth von Valois wurde 1559 im Alter von 14 Jahren die dritte Ehefrau von Philipp II. Bei ihrer Hochzeit lernte sie die Malerin Sofonisba Anguissola kennen. Philip II. ernannte Sofonisba zur Hofdame und Hofmalerin der Königin. Unter Anguissolas Anleitung verbesserte Elisabeth ihre laienhaften Künste als Malerin. Während ihrer Zeit bei Hofe nahm, Anguissola auch Einfluss auf die künstlerische Betätigung von Elisabeths Kindern Isabella Clara Eugenia und Caterina Michaela. Sofonisba schuf mehrere Bildnisse der Königin, darunter die heute verlorene Urfassung der vorliegenden Komposition, die vermutlich 1561 entstand. Es sind mehrere in der königlichen Werkstatt ausgeführte Fassungen dokumentiert. Diese Porträts waren oft für Höfe im Ausland bestimmt, wohin sie als diplomatische Geschenke verschickt wurden, oder sie dienten der dynastischen Propaganda.

Das in mehreren Inventarverzeichnissen beschriebene Porträt von der Hand Sofonisba Anguissolas befand sich im Palast El Pardo, wo es 1604 einem Brand zum Opfer fiel. 1605 beauftragt man Juan Pantoja de la Cruz mit der Herstellung einer Kopie des zerstörten Bildes, die zusammen mit dem vorliegenden Gemälde einen wunderbaren Eindruck vermittelt, wie der verlorene Prototyp ausgesehen haben muss (Juan Pantoja de la Cruz, Bildnis der Elisabeth von Spanien, Öl auf Leinwand, 120,1 cm x 84 cm, Museo del Prado, Madrid, Inv.-Nr. P001030). Pantoja muss sich bei seiner Fassung des Jahres 1605 auf existierende Vorlagen berufen haben. Es ist unklar, ob das vorliegende Porträt das verlorene Bildnis von Sofonisba Anguissola zum Vorbild hatte oder ob es auf der Fassung Pantojas beruht. Ein ähnliches Bildnis befindet sich im Musée de Grenoble (Öl auf Leinwand, 110 x 83 cm, Inv.-Nr. MG 1757). Pantojas Porträt findet in späteren Inventaren Erwähnung, etwa in jenem des Jahres 1653, wo es sich nach wie vor in der neuen Porträtgalerie des Palastes El Pardo befand. Dort scheint es sich nicht genau nachvollziehbaren Quellen zufolge bis Ende des 17. Jahrhunderts befunden zu haben.

Philipp II. war von seiner 14-jährigen Braut ganz bezaubert. Trotz des beträchtlichen Altersunterschieds war auch Elisabeth von ihrem Gemahl angetan. Philipp veranstaltete gerne Ritterturniere, um seine Frau zu unterhalten. Elisabeth spielte für die drei jungen Prinzen des spanischen Hofes – Carlos, den Fürsten von Asturien, Juan de Austria, den unehelichen Sohn von Karl V., und Alexander Farnese, den Herzog von Parma und Sohn Margarethes, der unehelichen Tochter Karls V. – die Lehensfrau. Elisabeth war ursprünglich mit Philipps Sohn Carlos, dem Fürsten von Asturien, verlobt gewesen, doch politische Komplikationen erforderten die sofortige Heirat mit Philipp. Das Verhältnis zu ihrem unglücklichen Stiefsohn Carlos war warm und herzlich. Doch Carlos’ geistige Instabilität machte einen neuen männlichen Erben erstrebenswert, und einen solchen hervorzubringen wurde zur wesentlichen Aufgabe der neuen Königin. Auf diesen Aspekt spielt möglicherweise der goldene Marderkopf an, den sie auf dem Bild in der einen Hand hält, während in der anderen die mit Diamanten und farbigem Email verzierte Goldkette liegt, an der er befestigt ist. Die Eigenschaften dieses zur Familie der Wiesel gehörenden Tieres werden in Ovids Metamorphosen dahingehend beschrieben, dass es durch das Ohr (oder den Mund) empfangen und gebären kann. Das Kontobuch der Königin verzeichnet mehrere dieser diamantenbesetzten Marderköpfe mit goldenen Klauen und Rubinaugen, die auf Fellen anstelle von Kopf und Pfoten angebracht wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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