Lot Nr. 26


Andrea Boscoli


Andrea Boscoli - Alte Meister

(Florenz 1564–1607)
Abstieg Christi in den Limbus,
signiert links unten: ANDREA BOSCOLI DIPINSE,
Öl auf Kupfer, 45 x 32 cm, ungerahmt

Provenienz:
Sammlung Familie Borni, Fivizzano, Toskana, 1655;
Sammlung Contessa Elisabetta Della Rovere Ferrarese, San Vittore di Cingoli, Marken;
Weitergabe im Erbgang;
Auktion, L’Antonina, Villa Rovere, San Vittore di Cingoli, 14.–16. März 1996, Lot 349 (als Andrea Boscoli);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
Inventario di casa Borni a Fivizzano, 1655, kuratiert von R. Barbieri, S. 4: „In studio […] Un quadro d’altezza di braccio fiorentino con la cornice d’intorno d’argento, et Arme de Borni, in cima pure d’argento, et dipinto nel quandro l’andata che fece Nostro Signore al Limbo a liberare i tanti Padri. Pittura d’Andrea Boscoli“

Dieses feine auf Kupfer gemalte Bild zeigt den in der Bibel beschriebenen Abstieg Christi in den Limbus, wie er im ersten Brief des Petrus (3: 18–19) erzählt wird: Kurz vor der Auferstehung stieg Christus in den Limbus hinab, um Hades zu besuchen und die gerechten Seelen zu befreien, indem er sie bei der Hand nahm. Im Bild links unten wird ein Dämon gezeigt, der von den Pforten der Hölle zermalmt wird, die beim Erscheinen des Heilands zerstört wurden; auf ihnen hat der Künstler signiert.

Die verschiedenen Episoden der Leidensgeschichte Christi waren bevorzugte Themen Boscolis; tatsächlich führte er 1597 einen Zyklus von Zeichnungen aus, die anschließend von Pieter de Jode ins Medium der Grafik übersetzt und an den Sieneser Verleger Matteo Florimi zum Druck weitergegeben wurden.

Die Bezeichnung „Monsignor Borni“ auf der Rückseite der Kupferplatte erlaubt eine Identifizierung des Auftraggebers als einen der beiden Prälaten der Familie Borni, die in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts Bischöfe wurden: Antonio Borni, der 1604 als Klemens VIII. zum Bischof von Castro ernannt wurde, oder Carlo Borni, der ihm 1614 in diesem Amt folgte und zuvor Bischof von Koroni in Griechenland war. Die Borni waren eine adelige Familie aus einem alten Geschlecht in Fivizzano in der toskanischen Provinz Massa-Carrara.

Diese Provenienz wird in einem 1655 erstellten Inventarverzeichnis von Bornis Besitztümern bestätigt, in dem das Werk als „ein Gemälde, eine florentinische Armlänge hoch, mit einem silbernen Rahmen und den Wappen der Borni darüber, ebenfalls aus Silber, und mit der Darstellung der Reise Unseres Herrn, die er in die Unterwelt zur Befreiung der vielen Väter machte, gemalt von Andrea Boscoli“ identifiziert und beschrieben wird – die florentinische Armlänge misst ungefähr 58 cm, wobei die angegebenen Maße offensichtlich den Rahmen miteinschließen.

Dasselbe Inventarverzeichnis dokumentiert ein weiteres Werk desselben Autors – „un quadro dove è ritratta l’effigie di S. Francesco che dorme. Pittura d’Andrea Boscoli di lunghezza di braccio e mezzo, di larghezza di due braccia incirca con cornice ordinaria“ (ein Bild, das den schlafenden Heiligen Franziskus zeigt. Gemälde von Andrea Boscoli, eineinhalb Armlängen hoch und ungefähr zwei Armlängen breit, mit einem gewöhnlichen Rahmen) – bei dem es sich um eine andere Version des Gemäldes handeln mag, die sich heute im Museo Nazionale di Palazzo Reale in Pisa (Inv.-Nr. 1780) befindet.

Der Maler und Zeichner Andrea Boscoli erhielt seine Ausbildung in der Werkstatt von Santi di Tito in Florenz. Sein Stil verbindet Elemente der Malerei der Gegenreformation seines Meisters mit kreativen Anteilen, angeregt von Künstlern, die im Studiolo des Francesco de’ Medici im Palazzo Vecchio tätig waren, darunter Jacopo Coppi and Mirabello Cavalori.

Zeichnungen und Aquarelle nach antiken Skulpturen und Werken Polidoro da Caravaggios dokumentieren eine Studienreise des Künstlers nach Rom, die er in den 1580er-Jahren unternahm. Während seines Romaufenthalts begegnete er auch der Malerei Jacopo Zucchis und Federico Zuccaris und wurde von ihr beeinflusst. Nach seiner Rückkehr in die Toskana widmete er sich mehreren bedeutenden Aufträgen wie den Fresken für den kleinen Kreuzgang von San Pier Maggiore in Florenz (1587), für die Villa di Corliano ai Bagni in Pisa (1592–1593) sowie für die Karmeliterinnenkirche Carmine in Pisa, für die er auch ein Altarbild mit einer Verkündigung (1593) malte. Zwischen 1600 und 1605 war Boscoli auch in den Marken, wo seine Tätigkeit einen starken Eindruck auf die lokale Künstlerschaft hinterließ; während dieser Periode begann er auch den neuen Naturalismus zu studieren, der mit dem Maler Federico Barrocci in die Marken und die Toskana einzog.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Andrea Boscoli


(Florenz 1564–1607)
Abstieg Christi in den Limbus,
signiert links unten: ANDREA BOSCOLI DIPINSE,
Öl auf Kupfer, 45 x 32 cm, ungerahmt

Provenienz:
Sammlung Familie Borni, Fivizzano, Toskana, 1655;
Sammlung Contessa Elisabetta Della Rovere Ferrarese, San Vittore di Cingoli, Marken;
Weitergabe im Erbgang;
Auktion, L’Antonina, Villa Rovere, San Vittore di Cingoli, 14.–16. März 1996, Lot 349 (als Andrea Boscoli);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
Inventario di casa Borni a Fivizzano, 1655, kuratiert von R. Barbieri, S. 4: „In studio […] Un quadro d’altezza di braccio fiorentino con la cornice d’intorno d’argento, et Arme de Borni, in cima pure d’argento, et dipinto nel quandro l’andata che fece Nostro Signore al Limbo a liberare i tanti Padri. Pittura d’Andrea Boscoli“

Dieses feine auf Kupfer gemalte Bild zeigt den in der Bibel beschriebenen Abstieg Christi in den Limbus, wie er im ersten Brief des Petrus (3: 18–19) erzählt wird: Kurz vor der Auferstehung stieg Christus in den Limbus hinab, um Hades zu besuchen und die gerechten Seelen zu befreien, indem er sie bei der Hand nahm. Im Bild links unten wird ein Dämon gezeigt, der von den Pforten der Hölle zermalmt wird, die beim Erscheinen des Heilands zerstört wurden; auf ihnen hat der Künstler signiert.

Die verschiedenen Episoden der Leidensgeschichte Christi waren bevorzugte Themen Boscolis; tatsächlich führte er 1597 einen Zyklus von Zeichnungen aus, die anschließend von Pieter de Jode ins Medium der Grafik übersetzt und an den Sieneser Verleger Matteo Florimi zum Druck weitergegeben wurden.

Die Bezeichnung „Monsignor Borni“ auf der Rückseite der Kupferplatte erlaubt eine Identifizierung des Auftraggebers als einen der beiden Prälaten der Familie Borni, die in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts Bischöfe wurden: Antonio Borni, der 1604 als Klemens VIII. zum Bischof von Castro ernannt wurde, oder Carlo Borni, der ihm 1614 in diesem Amt folgte und zuvor Bischof von Koroni in Griechenland war. Die Borni waren eine adelige Familie aus einem alten Geschlecht in Fivizzano in der toskanischen Provinz Massa-Carrara.

Diese Provenienz wird in einem 1655 erstellten Inventarverzeichnis von Bornis Besitztümern bestätigt, in dem das Werk als „ein Gemälde, eine florentinische Armlänge hoch, mit einem silbernen Rahmen und den Wappen der Borni darüber, ebenfalls aus Silber, und mit der Darstellung der Reise Unseres Herrn, die er in die Unterwelt zur Befreiung der vielen Väter machte, gemalt von Andrea Boscoli“ identifiziert und beschrieben wird – die florentinische Armlänge misst ungefähr 58 cm, wobei die angegebenen Maße offensichtlich den Rahmen miteinschließen.

Dasselbe Inventarverzeichnis dokumentiert ein weiteres Werk desselben Autors – „un quadro dove è ritratta l’effigie di S. Francesco che dorme. Pittura d’Andrea Boscoli di lunghezza di braccio e mezzo, di larghezza di due braccia incirca con cornice ordinaria“ (ein Bild, das den schlafenden Heiligen Franziskus zeigt. Gemälde von Andrea Boscoli, eineinhalb Armlängen hoch und ungefähr zwei Armlängen breit, mit einem gewöhnlichen Rahmen) – bei dem es sich um eine andere Version des Gemäldes handeln mag, die sich heute im Museo Nazionale di Palazzo Reale in Pisa (Inv.-Nr. 1780) befindet.

Der Maler und Zeichner Andrea Boscoli erhielt seine Ausbildung in der Werkstatt von Santi di Tito in Florenz. Sein Stil verbindet Elemente der Malerei der Gegenreformation seines Meisters mit kreativen Anteilen, angeregt von Künstlern, die im Studiolo des Francesco de’ Medici im Palazzo Vecchio tätig waren, darunter Jacopo Coppi and Mirabello Cavalori.

Zeichnungen und Aquarelle nach antiken Skulpturen und Werken Polidoro da Caravaggios dokumentieren eine Studienreise des Künstlers nach Rom, die er in den 1580er-Jahren unternahm. Während seines Romaufenthalts begegnete er auch der Malerei Jacopo Zucchis und Federico Zuccaris und wurde von ihr beeinflusst. Nach seiner Rückkehr in die Toskana widmete er sich mehreren bedeutenden Aufträgen wie den Fresken für den kleinen Kreuzgang von San Pier Maggiore in Florenz (1587), für die Villa di Corliano ai Bagni in Pisa (1592–1593) sowie für die Karmeliterinnenkirche Carmine in Pisa, für die er auch ein Altarbild mit einer Verkündigung (1593) malte. Zwischen 1600 und 1605 war Boscoli auch in den Marken, wo seine Tätigkeit einen starken Eindruck auf die lokale Künstlerschaft hinterließ; während dieser Periode begann er auch den neuen Naturalismus zu studieren, der mit dem Maler Federico Barrocci in die Marken und die Toskana einzog.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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