Lot Nr. 35


Neapolitanische Schule, Anfang 17. Jahrhundert


Neapolitanische Schule, Anfang 17. Jahrhundert - Alte Meister

Der heilige Franziskus in Ekstase,
bezeichnet rechts oben mit alter Inventarnummer „2(...)2“ und mit dem Familienwappen der Colonna rechts unten,
Öl auf Leinwand, 85,5 x 69 cm, ungerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Colonna, Rom (lt. Familienwappen rechts unten);
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Franziskus in Ekstase, bevor er die Wundmale empfängt. Der Gestalt sind mit Totenschädel und Rosenkranz Attribute beigegeben, die symbolhaft für die Meditation des Heiligen über den Tod stehen. Die Ausführung des Bildes ist von großer Feinheit, mit einem besonderen Gespür und viel Aufmerksamkeit für die Beschreibung des schweren Tuchs seiner Kutte und des Knotens der dicken Kordel um seine Körpermitte; Hände und Totenkopf sind mit sorgfältig ausgewogenem Helldunkel dargestellt.

In der rechten unteren Ecke der Leinwand befindet sich das Zeichen einer in Gold aufgedruckten Säule, das mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Herkunft des Bildes aus einer der angesehensten und mächtigsten Familien Roms verweist: der Colonna. Aus derselben Zeit wie dieses Zeichen datierend ist eine nur zum Teil lesbare Nummerierung rechts oben, die möglicherweise als „232“ zu lesen ist. Leider war es nicht möglich, dieses Werk in den bis dato veröffentlichten Inventarverzeichnissen der Colonna zu identifizieren (Eduard A. Safarik, Collezione dei dipinti Colonna: inventari 1611–1795, München, New Providence, London, Paris 1996), doch handelte es sich um eine riesige Sammlung, die über die vielen Zweige der Familie verstreut war.

Das Gemälde ist einem Künstler zuzuschreiben, der in den 1610er-Jahren in Neapel tätig war und unter dem Einfluss des kühnen Realismus der Werke Caravaggios stand, die dieser während zwei aufeinanderfolgenden Aufenthalten in der Stadt 1606/1607 und 1609/1610 schuf. Hingegen scheint das Gemälde nicht von Jusepe de Ribera beeinflusst, der 1616 in Neapel eintraf und eine Caravaggios Vorbild entgegengesetzte Auffassung vertrat, mit der er in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich auf die in der Stadt tätigen Künstler einwirkte. Aus stilistischen Gründen schlägt Spinosa eine Zuschreibung des vorliegenden Werks an Carlo Sellitto (1581–1614) oder – was wohl noch wahrscheinlicher ist – in die Frühzeit seines Schülers Filippo Vitale (1585–1650) vor. Der vorliegende Heilige Franziskus in Ekstase ist demnach zeitlich ein wenig früher als die Befreiung des Petrus aus dem Kerker im Musée des Beaux-Arts in Nantes (Inv.-Nr. 30) einzuordnen.

Es ist dokumentiert, dass Caravaggio während seines zweiten Aufenthalts in Neapel ein Heiligen Franziskus, die Wundmale empfangend für die Fenaroli-Kapelle in Sant’Anna dei Lombardi malte, während Carlo Sellitto zeitgleich in der Cortona-Kapelle derselben Kirche an einem Gemälde arbeitete, das ebenfalls den Gründer des Franziskanerordens darstellte. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich in dem vorliegenden Gemälde Caravaggios Bilderfindung, die nach wie vor als verloren gilt, in gewisser Weise widerspiegelt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Neapolitanische Schule, Anfang 17. Jahrhundert


Der heilige Franziskus in Ekstase,
bezeichnet rechts oben mit alter Inventarnummer „2(...)2“ und mit dem Familienwappen der Colonna rechts unten,
Öl auf Leinwand, 85,5 x 69 cm, ungerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Colonna, Rom (lt. Familienwappen rechts unten);
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde zeigt den heiligen Franziskus in Ekstase, bevor er die Wundmale empfängt. Der Gestalt sind mit Totenschädel und Rosenkranz Attribute beigegeben, die symbolhaft für die Meditation des Heiligen über den Tod stehen. Die Ausführung des Bildes ist von großer Feinheit, mit einem besonderen Gespür und viel Aufmerksamkeit für die Beschreibung des schweren Tuchs seiner Kutte und des Knotens der dicken Kordel um seine Körpermitte; Hände und Totenkopf sind mit sorgfältig ausgewogenem Helldunkel dargestellt.

In der rechten unteren Ecke der Leinwand befindet sich das Zeichen einer in Gold aufgedruckten Säule, das mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Herkunft des Bildes aus einer der angesehensten und mächtigsten Familien Roms verweist: der Colonna. Aus derselben Zeit wie dieses Zeichen datierend ist eine nur zum Teil lesbare Nummerierung rechts oben, die möglicherweise als „232“ zu lesen ist. Leider war es nicht möglich, dieses Werk in den bis dato veröffentlichten Inventarverzeichnissen der Colonna zu identifizieren (Eduard A. Safarik, Collezione dei dipinti Colonna: inventari 1611–1795, München, New Providence, London, Paris 1996), doch handelte es sich um eine riesige Sammlung, die über die vielen Zweige der Familie verstreut war.

Das Gemälde ist einem Künstler zuzuschreiben, der in den 1610er-Jahren in Neapel tätig war und unter dem Einfluss des kühnen Realismus der Werke Caravaggios stand, die dieser während zwei aufeinanderfolgenden Aufenthalten in der Stadt 1606/1607 und 1609/1610 schuf. Hingegen scheint das Gemälde nicht von Jusepe de Ribera beeinflusst, der 1616 in Neapel eintraf und eine Caravaggios Vorbild entgegengesetzte Auffassung vertrat, mit der er in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich auf die in der Stadt tätigen Künstler einwirkte. Aus stilistischen Gründen schlägt Spinosa eine Zuschreibung des vorliegenden Werks an Carlo Sellitto (1581–1614) oder – was wohl noch wahrscheinlicher ist – in die Frühzeit seines Schülers Filippo Vitale (1585–1650) vor. Der vorliegende Heilige Franziskus in Ekstase ist demnach zeitlich ein wenig früher als die Befreiung des Petrus aus dem Kerker im Musée des Beaux-Arts in Nantes (Inv.-Nr. 30) einzuordnen.

Es ist dokumentiert, dass Caravaggio während seines zweiten Aufenthalts in Neapel ein Heiligen Franziskus, die Wundmale empfangend für die Fenaroli-Kapelle in Sant’Anna dei Lombardi malte, während Carlo Sellitto zeitgleich in der Cortona-Kapelle derselben Kirche an einem Gemälde arbeitete, das ebenfalls den Gründer des Franziskanerordens darstellte. Es ist daher nicht auszuschließen, dass sich in dem vorliegenden Gemälde Caravaggios Bilderfindung, die nach wie vor als verloren gilt, in gewisser Weise widerspiegelt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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