Adriaen Thomasz. Key
![Adriaen Thomasz. Key - Alte Meister Adriaen Thomasz. Key - Alte Meister](/fileadmin/lot-images/38A230503/normal/adriaen-thomasz-key-8507542.jpg)
(Antwerpen um 1544 – nach 1589)
Porträt eines Bärtigen,
Öl auf Holz, 78 x 58 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Belgien, bis 2022
Wir danken Koenraad Jonckheere, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er datiert das Werk um 1570.
Das vorliegende Porträt eines bärtigen Mannes von fesselnder Intimität ist mit dem überzeugend festgehaltenen nachdenklichen Blick des Dargestellten und dem eindrucksvoll naturalistisch wiedergegebenen Gesicht ein herausragendes Beispiel aus dem Schaffen des Antwerpener Meisters Adriaen Thomasz. Key. Der Porträtierte trägt ein teures modisches Wams in „Burgunder Schwarz“; von seinen Händen hat er die feinen Ziegenlederhandschuhe gestreift, um seine mit gleich drei Ringen geschmückten Finger zu zeigen. Bei dem Dargestellten handelt es sich vermutlich um einen bis dato unbekannten Adeligen. Antwerpen war damals ein bedeutendes Wirtschaftszentrum Nordeuropas, und die von Willem Key (1516–1578), dem Lehrmeister von Adriaen Thomasz., gegründete Werkstatt fertigte Porträts einer sehr internationalen und betuchten Klientele an, von Margarethe von Parma bis hin zu Wilhelm dem Schweiger, dem Prinzen von Oranien. Somit bleibt auch die Nationalität des Dargestellten eine offene Frage an die Kunstgeschichte.
Adriaen Thomasz. galt lange als der Sohn von Willem Key, doch haben archivalische Nachforschungen ergeben, dass er mit Willem bloß durch Heirat verwandt war. Vermutlich fügte er „Key“ seinem Namen als Garant für Qualität hinzu, als er die Werkstatt seines verstorbenen Meisters übernahm. Nach dem Beeldenstorm bzw. Ikonoklasmus von 1566 war Antwerpen das Zentrum heftiger religiöser und politischer Unruhen, doch zumindest konnte man sich der gleichbleibend erlesenen Qualität der Produkte aus dem Atelier Key sicher sein. Zweifellos übertraf Adriaen Thomasz. seinen Lehrer noch an Vervollkommnung; Jonckheere spricht davon, wie „Adriaen es noch mehr als seinem Meister gelang, seine Beobachtungen aus der Natur in ein detailreiches Bild zu übertragen“.
Technische Untersuchung durch Gianluca Poldi:
Die Unterzeichnung im Bereich des Kopfes ist in den IR-Aufnahmen nahezu zur Gänze unsichtbar, wohingegen in den Händen vor allem um die Handgelenke eine freie, ziemlich breite schwarze Unterzeichnung zu erkennen ist: Womöglich bediente sich der Maler einer anderen Zeichentechnik bzw. eines anderen Mediums, um das Gesicht des Dargestellten festzulegen und in seinen Einzelheiten zu gestalten – eines Mediums wie Eisengallustinte, das unter IR-Strahlung größtenteils nicht sichtbar wird.
Die Pigmente umfassen Ockertöne und braune (Kasseler) Erde, Bleiweiß, Schwarzpigment und Zinnober, das sehr fein vermalen den Schwarz- und Brauntönen beigemengt wurde. Auch Rotlack ist feststellbar, der im Inkarnat vermischt mit Zinnober und Bleiweiß Anwendung fand.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
03.05.2023 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-
Adriaen Thomasz. Key
(Antwerpen um 1544 – nach 1589)
Porträt eines Bärtigen,
Öl auf Holz, 78 x 58 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Belgien, bis 2022
Wir danken Koenraad Jonckheere, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Er datiert das Werk um 1570.
Das vorliegende Porträt eines bärtigen Mannes von fesselnder Intimität ist mit dem überzeugend festgehaltenen nachdenklichen Blick des Dargestellten und dem eindrucksvoll naturalistisch wiedergegebenen Gesicht ein herausragendes Beispiel aus dem Schaffen des Antwerpener Meisters Adriaen Thomasz. Key. Der Porträtierte trägt ein teures modisches Wams in „Burgunder Schwarz“; von seinen Händen hat er die feinen Ziegenlederhandschuhe gestreift, um seine mit gleich drei Ringen geschmückten Finger zu zeigen. Bei dem Dargestellten handelt es sich vermutlich um einen bis dato unbekannten Adeligen. Antwerpen war damals ein bedeutendes Wirtschaftszentrum Nordeuropas, und die von Willem Key (1516–1578), dem Lehrmeister von Adriaen Thomasz., gegründete Werkstatt fertigte Porträts einer sehr internationalen und betuchten Klientele an, von Margarethe von Parma bis hin zu Wilhelm dem Schweiger, dem Prinzen von Oranien. Somit bleibt auch die Nationalität des Dargestellten eine offene Frage an die Kunstgeschichte.
Adriaen Thomasz. galt lange als der Sohn von Willem Key, doch haben archivalische Nachforschungen ergeben, dass er mit Willem bloß durch Heirat verwandt war. Vermutlich fügte er „Key“ seinem Namen als Garant für Qualität hinzu, als er die Werkstatt seines verstorbenen Meisters übernahm. Nach dem Beeldenstorm bzw. Ikonoklasmus von 1566 war Antwerpen das Zentrum heftiger religiöser und politischer Unruhen, doch zumindest konnte man sich der gleichbleibend erlesenen Qualität der Produkte aus dem Atelier Key sicher sein. Zweifellos übertraf Adriaen Thomasz. seinen Lehrer noch an Vervollkommnung; Jonckheere spricht davon, wie „Adriaen es noch mehr als seinem Meister gelang, seine Beobachtungen aus der Natur in ein detailreiches Bild zu übertragen“.
Technische Untersuchung durch Gianluca Poldi:
Die Unterzeichnung im Bereich des Kopfes ist in den IR-Aufnahmen nahezu zur Gänze unsichtbar, wohingegen in den Händen vor allem um die Handgelenke eine freie, ziemlich breite schwarze Unterzeichnung zu erkennen ist: Womöglich bediente sich der Maler einer anderen Zeichentechnik bzw. eines anderen Mediums, um das Gesicht des Dargestellten festzulegen und in seinen Einzelheiten zu gestalten – eines Mediums wie Eisengallustinte, das unter IR-Strahlung größtenteils nicht sichtbar wird.
Die Pigmente umfassen Ockertöne und braune (Kasseler) Erde, Bleiweiß, Schwarzpigment und Zinnober, das sehr fein vermalen den Schwarz- und Brauntönen beigemengt wurde. Auch Rotlack ist feststellbar, der im Inkarnat vermischt mit Zinnober und Bleiweiß Anwendung fand.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 03.05.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 22.04. - 03.05.2023 |