Lot Nr. 63


Werkstatt des Georges Lallemant


Werkstatt des Georges Lallemant - Alte Meister

(Nancy 1575–1636 Paris)
Georges prompt à la soupe (Der Linsenesser),
Öl auf Leinwand, 120 x 91 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Ader-Picard-Tajan, Paris, 25. Juni 1991, Lot 40 (als Georges Lallemant);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
J. Thuillier (Hrsg.), L’art en Lorraine au temps de Jacques Callot, Ausstellungskatalog, Paris 1992, S. 270f., Erwähnung unter Nr. 85 (als „réplique“)

Das vorliegende Gemälde zeigt einen elegant gekleideten Mann in Dreiviertelfigur im Vordergrund; er blickt den Betrachter an, während er aus einer Schüssel Linsen isst. Hinter ihm steht eine junge Frau und hält noch die Kelle hoch, mit der sie ihm eben serviert hat. Ihr gegenüber befindet sich ein Jüngling, der sich ebenfalls dem Betrachter zuzuwenden scheint, während er auf die Linsen im Zentrum der Erzählung deutet. Die Episode findet in einer spärlich ausgestatteten Taverne oder in einem einfachen Haus statt, wodurch der französische Künstler die ganze Aufmerksamkeit auf die Darstellung der Figuren gelenkt hat, welche eine Szenerie bevölkern, die selbst nur mit minimalen Details ausgestattet ist, darunter einer Flasche Wein und einem über den Tischrand hinabhängenden Fasan.

Das in ausgezeichneter Qualität ausgeführte Gemälde kann der Werkstatt von Georges Lallement zugeschrieben werden; es wiederholt eine Version desselben Sujets im Nationalmuseum von Warschau (Inv.-Nr. M.Ob.637), welches in das erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datiert wird. Die Zeichnung zu dieser Komposition des französischen Malers war Werkstattmitgliedern sicherlich zugänglich; ein eigenhändiges Blatt im Musée des Beaux-Art, Rouen (Inv.-Nr. 975.4.637) zeigt nur die Hauptfigur, deren Ausdruck allerdings von jenem der Figur des vorliegenden Gemäldes abweicht. Diese Zeichnungen dienten nicht nur der Produktion von Werkstattwiederholungen, sondern auch zur Übersetzung in die Druckgrafik, wie man an einem Kupferstich von Pierre Daret (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 67.539.194) erkennen kann, der ungefähr 20 Jahre später ausgeführt wurde und von der damaligen großen Anziehungskraft des Sujets zeugt.

Die Ikonografie, welche verwandten pittoresken Genreszenen holländischer und flämischer Künstler folgt, gehört einem Bildtypus an, der in Frankreich am Beginn des 17. Jahrhunderts weit verbreitet war. Darüber hinaus entwickelte sich während der Regierung von Heinrich IV. ein spezifisch französisches satirisches Schrifttum, das mit großer Sicherheit Maler inspirierte, Bilder mit stark moralisierenden und provokanten Inhalten herzustellen.

Lallement wurde um 1575 in Nancy geboren. Es gibt keine Aufzeichnungen über seine Ausbildung, aber man vermutet, dass er möglicherweise bei Jacques Bellange in die Lehre ging. 1601 zog er nach Paris, wo er eine bedeutende Werkstatt leitete, aus der Künstler vom Kaliber eines Philippe de Champaigne, eines Laurent de la Hyre und eines Nicolas Poussin hervorgingen. Sein Stil verband flämische mit aus dem späten 16. Jahrhunderts stammenden italienischen Stilelementen. Sein erstes bekanntes Werk zeigt den Vorsteher der Kaufmannsgilde und Magistratsbeamten von Paris (Prévôt Des Marchands Et Les Échevins De La Ville De Paris, Musée Carnevalet, Inv.-Nr. P626). 1626 wurde er mit dem Titel eines „peintre officiel du roi“ geehrt.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Werkstatt des Georges Lallemant


(Nancy 1575–1636 Paris)
Georges prompt à la soupe (Der Linsenesser),
Öl auf Leinwand, 120 x 91 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Ader-Picard-Tajan, Paris, 25. Juni 1991, Lot 40 (als Georges Lallemant);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
J. Thuillier (Hrsg.), L’art en Lorraine au temps de Jacques Callot, Ausstellungskatalog, Paris 1992, S. 270f., Erwähnung unter Nr. 85 (als „réplique“)

Das vorliegende Gemälde zeigt einen elegant gekleideten Mann in Dreiviertelfigur im Vordergrund; er blickt den Betrachter an, während er aus einer Schüssel Linsen isst. Hinter ihm steht eine junge Frau und hält noch die Kelle hoch, mit der sie ihm eben serviert hat. Ihr gegenüber befindet sich ein Jüngling, der sich ebenfalls dem Betrachter zuzuwenden scheint, während er auf die Linsen im Zentrum der Erzählung deutet. Die Episode findet in einer spärlich ausgestatteten Taverne oder in einem einfachen Haus statt, wodurch der französische Künstler die ganze Aufmerksamkeit auf die Darstellung der Figuren gelenkt hat, welche eine Szenerie bevölkern, die selbst nur mit minimalen Details ausgestattet ist, darunter einer Flasche Wein und einem über den Tischrand hinabhängenden Fasan.

Das in ausgezeichneter Qualität ausgeführte Gemälde kann der Werkstatt von Georges Lallement zugeschrieben werden; es wiederholt eine Version desselben Sujets im Nationalmuseum von Warschau (Inv.-Nr. M.Ob.637), welches in das erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datiert wird. Die Zeichnung zu dieser Komposition des französischen Malers war Werkstattmitgliedern sicherlich zugänglich; ein eigenhändiges Blatt im Musée des Beaux-Art, Rouen (Inv.-Nr. 975.4.637) zeigt nur die Hauptfigur, deren Ausdruck allerdings von jenem der Figur des vorliegenden Gemäldes abweicht. Diese Zeichnungen dienten nicht nur der Produktion von Werkstattwiederholungen, sondern auch zur Übersetzung in die Druckgrafik, wie man an einem Kupferstich von Pierre Daret (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 67.539.194) erkennen kann, der ungefähr 20 Jahre später ausgeführt wurde und von der damaligen großen Anziehungskraft des Sujets zeugt.

Die Ikonografie, welche verwandten pittoresken Genreszenen holländischer und flämischer Künstler folgt, gehört einem Bildtypus an, der in Frankreich am Beginn des 17. Jahrhunderts weit verbreitet war. Darüber hinaus entwickelte sich während der Regierung von Heinrich IV. ein spezifisch französisches satirisches Schrifttum, das mit großer Sicherheit Maler inspirierte, Bilder mit stark moralisierenden und provokanten Inhalten herzustellen.

Lallement wurde um 1575 in Nancy geboren. Es gibt keine Aufzeichnungen über seine Ausbildung, aber man vermutet, dass er möglicherweise bei Jacques Bellange in die Lehre ging. 1601 zog er nach Paris, wo er eine bedeutende Werkstatt leitete, aus der Künstler vom Kaliber eines Philippe de Champaigne, eines Laurent de la Hyre und eines Nicolas Poussin hervorgingen. Sein Stil verband flämische mit aus dem späten 16. Jahrhunderts stammenden italienischen Stilelementen. Sein erstes bekanntes Werk zeigt den Vorsteher der Kaufmannsgilde und Magistratsbeamten von Paris (Prévôt Des Marchands Et Les Échevins De La Ville De Paris, Musée Carnevalet, Inv.-Nr. P626). 1626 wurde er mit dem Titel eines „peintre officiel du roi“ geehrt.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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