Lot Nr. 71


Valerio Castello


Valerio Castello - Alte Meister

(Genua 1624–1659)
Josefs Traum,
Öl auf Leinwand, 129,5 x 195,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Familie Brignole, Palazzo Rosso, Genua, 1847;
Kunsthandel Zamboni, Reggio Emilia;
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich F. Alizeri, Guida artistica per la città di Genova, Genua 1847, Bd. II, Teil I, S. 383 (als „Sovra la porta d’ingresso [del Palazzo Rosso] è un altro dipinto di Valerio Castello, che rappresenta il sogno di San Giuseppe“);
C. Manzitti, Valerio Castello, Turin 2004, S. 120, Nr. 79 (als Valerio Castello)

Valerio Castello setzte des Bildthema Josefs Traum im Laufe seines Schaffens mehrmals um. Aufgrund des Querformats des vorliegenden Gemäldes identifizieren es Forscher mit der einst im Palazzo Rosso in Genua, dem Sitz der Familie Brignole Sale, befindlichen Fassung.

Das Thema ist dem Matthäusevangelium entnommen (1, 20–23), wo berichtet wird, wie ein Engel Josef im Traum erscheint und ihn anweist, aus Bethlehem wegzugehen, um Christus vor dem von Herodes befohlenen Kindermord zu bewahren. In einer auch für Castellos Schaffen ungewöhnlichen ikonografischen Lösung ist Josef hier als junger anstatt als alter weißhaariger Mann dargestellt. Die elegante Erscheinung des Engels weist auf den Einfluss Giulio Cesare Procaccinis, der im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in Ligurien tätig war; hingegen erinnern der satte Farbauftrag und die Wiedergabe der Gesichtszüge des schlafenden Protagonisten stilistisch an Bernardo Strozzi. Kompositorisch steht das vorliegende Gemälde dem Altarbild für die Pfarrkirche San Michele di Pagana in Rapallo sehr nahe, das manche Forscher um 1650 datieren (siehe A. Acordon, in: A. Acordon, M. Bolioli [Hrsg.], La chiesa parrocchiale di San Michele di Pagana, Genua 2005, S. 106f.).

Valerio Castello wurde in eine Künstlerfamilie geboren, verwaiste jedoch im Alter von fünf Jahren. Obwohl seine Familie für ihn eine literarische Laufbahn im Auge gehabt hatte, zeigte sich sehr bald sein Talent für die Malerei. Er schulte sich zunächst an den Zeichnungen, die sein Vater Bernardo hinterlassen hatte, sowie durch das genaue Studium der manieristischen Freskendekorationen in den bedeutendsten Genueser Palästen, insbesondere jener Perino del Vagas in der Villa del Principe, die Andrea Doria bei dem Künstler in Auftrag gegeben hatte.

Valerio verkehrte in der Werkstatt von Domenico Fiasella, die damals die berühmteste und produktivste in Genua war, sowie in jener von Giovanni Andrea de Ferrari. Der wichtigste Wendepunkt in seiner Ausbildung war jedoch eine Studienreise nach Mailand und Parma, die er mit seinem Malerfreund Agostino Merano unternahm. Diese Phase seiner visuellen Schulung ermöglichte es ihm, seine Kenntnis der Malstile Correggios und Giulio Cesare Procaccinis zu vertiefen (dessen Schaffen ihm durch dessen Genueser Werke, insbesondere durch das monumentale Letzte Abendmahl von 1618 in der Santissima Annunziata del Vasto, bereits bekannt war). Nach seiner Rückkehr in seine Geburtsstadt 1646 widmete sich Castello der Ausführung religiöser und weltlicher Themen auf Leinwand und im Fresko. Der Künstler starb verfrüht 1659 im Alter von nur 34 Jahren. Nichtsdestotrotz konnte er sich als einer der wichtigsten Maler des 17. Jahrhunderts in Italien behaupten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Valerio Castello


(Genua 1624–1659)
Josefs Traum,
Öl auf Leinwand, 129,5 x 195,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Familie Brignole, Palazzo Rosso, Genua, 1847;
Kunsthandel Zamboni, Reggio Emilia;
europäische Privatsammlung

Literatur:
vermutlich F. Alizeri, Guida artistica per la città di Genova, Genua 1847, Bd. II, Teil I, S. 383 (als „Sovra la porta d’ingresso [del Palazzo Rosso] è un altro dipinto di Valerio Castello, che rappresenta il sogno di San Giuseppe“);
C. Manzitti, Valerio Castello, Turin 2004, S. 120, Nr. 79 (als Valerio Castello)

Valerio Castello setzte des Bildthema Josefs Traum im Laufe seines Schaffens mehrmals um. Aufgrund des Querformats des vorliegenden Gemäldes identifizieren es Forscher mit der einst im Palazzo Rosso in Genua, dem Sitz der Familie Brignole Sale, befindlichen Fassung.

Das Thema ist dem Matthäusevangelium entnommen (1, 20–23), wo berichtet wird, wie ein Engel Josef im Traum erscheint und ihn anweist, aus Bethlehem wegzugehen, um Christus vor dem von Herodes befohlenen Kindermord zu bewahren. In einer auch für Castellos Schaffen ungewöhnlichen ikonografischen Lösung ist Josef hier als junger anstatt als alter weißhaariger Mann dargestellt. Die elegante Erscheinung des Engels weist auf den Einfluss Giulio Cesare Procaccinis, der im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in Ligurien tätig war; hingegen erinnern der satte Farbauftrag und die Wiedergabe der Gesichtszüge des schlafenden Protagonisten stilistisch an Bernardo Strozzi. Kompositorisch steht das vorliegende Gemälde dem Altarbild für die Pfarrkirche San Michele di Pagana in Rapallo sehr nahe, das manche Forscher um 1650 datieren (siehe A. Acordon, in: A. Acordon, M. Bolioli [Hrsg.], La chiesa parrocchiale di San Michele di Pagana, Genua 2005, S. 106f.).

Valerio Castello wurde in eine Künstlerfamilie geboren, verwaiste jedoch im Alter von fünf Jahren. Obwohl seine Familie für ihn eine literarische Laufbahn im Auge gehabt hatte, zeigte sich sehr bald sein Talent für die Malerei. Er schulte sich zunächst an den Zeichnungen, die sein Vater Bernardo hinterlassen hatte, sowie durch das genaue Studium der manieristischen Freskendekorationen in den bedeutendsten Genueser Palästen, insbesondere jener Perino del Vagas in der Villa del Principe, die Andrea Doria bei dem Künstler in Auftrag gegeben hatte.

Valerio verkehrte in der Werkstatt von Domenico Fiasella, die damals die berühmteste und produktivste in Genua war, sowie in jener von Giovanni Andrea de Ferrari. Der wichtigste Wendepunkt in seiner Ausbildung war jedoch eine Studienreise nach Mailand und Parma, die er mit seinem Malerfreund Agostino Merano unternahm. Diese Phase seiner visuellen Schulung ermöglichte es ihm, seine Kenntnis der Malstile Correggios und Giulio Cesare Procaccinis zu vertiefen (dessen Schaffen ihm durch dessen Genueser Werke, insbesondere durch das monumentale Letzte Abendmahl von 1618 in der Santissima Annunziata del Vasto, bereits bekannt war). Nach seiner Rückkehr in seine Geburtsstadt 1646 widmete sich Castello der Ausführung religiöser und weltlicher Themen auf Leinwand und im Fresko. Der Künstler starb verfrüht 1659 im Alter von nur 34 Jahren. Nichtsdestotrotz konnte er sich als einer der wichtigsten Maler des 17. Jahrhunderts in Italien behaupten.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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