Lot Nr. 80


Orazio Borgianni


Orazio Borgianni - Alte Meister

(Rom 1574–1616)
Der heilige Franziskus im Gebet,
Öl auf Holz, 60 x 45,4 cm, gerahmt

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dieses beeindruckende Gemälde, das den heiligen Franziskus im Gebet und mit sichtbar seine Wangen herablaufenden Tränen im Zustand großer Ergriffenheit zeigt, ist ein charakteristisches Werk aus der spanischen Periode Orazio Borgiannis. Der Heilige ist als Brustbild dargestellt; die Pinselführung und die Art und Weise, wie der Künstler die Gesichtszüge und die Hände des Heiligen dargestellt hat, stehen dem Gemälden Der Heilige Franziskus erhält die Wundmale im Prado und der Kreuzigung im Bischofspalast in Toledo sehr nahe (siehe G. Papi, Orazio Borgianni, Soncino 1993, S. 154, Abb. 3).

Die damals vorherrschende emilianische Figurenauffassung, insbesondere jene der Werke Lelio Orsis und des jungen Ludovico Carracci, kommt in Borgiannis Lehrjahren und im vorliegenden Werk deutlich zum Ausdruck. Von Correggios entlehnte Elemente und der über die Werke Ludovico Carraccis vermittelte Einfluss Parmigianinos ließen Cesare Brandi annehmen, dass sich Borgianni in Parma aufgehalten haben könnte (siehe C. Brandi, Disegno della pittura in Italia, Turin 1980, S. 466–468). Diese Einflüsse nahmen noch zu, als der Maler Spanien erreichte und dem Eindruck der Gemälde El Grecos und seines Kreises erlag.

Der genaue Zeitraum des Aufenthalts des Künstlers in Spanien kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, doch ist anzunehmen, dass er dort zwischen 1597 und 1598 eintraf. Aufgrund seiner Unterschrift im Inventar des Marquis Poza hielt er sich am 9. Jänner 1605 in Spanien auf und war vor dem 27. Juni 1606 wieder zurück in Rom (zu diesen biografischen Details siehe G. Papi, Orazio Borgianni. Un genio inquieto nella Roma di Caravaggio, Ausstellungskatalog, Mailand 2020, S. 165–167). In Spanien arbeitete er für den Adel und für Hofbeamte an verschiedenen bedeutenden Orten wie beispielsweise Pamplona, Toledo, Madrid und Saragozza (siehe H. E. Wethey, Orazio Borgianni in Italy and in Spain, in: The Burlington Magazine, Bd. 106, Nr. 733, April 1964, S. 149).

Nach seiner Rückkehr nach Italien gelangte er zu einer ganz persönlichen Synthese verschiedener Bildauffassungen, denen er ausgesetzt gewesen war. Er verband Correggios Raumauffassung mit einer venezianischen Farbgebung, gefiltert durch seine Erfahrungen mit El Greco und den spanischen Helldunkelmalern. Es ist kein Zufall, dass Bellori ihn mit einem großen Meister der italienischen Malerei, nämlich Giulio Romano, verglich.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.500,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Orazio Borgianni


(Rom 1574–1616)
Der heilige Franziskus im Gebet,
Öl auf Holz, 60 x 45,4 cm, gerahmt

Wir danken Gianni Papi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Dieses beeindruckende Gemälde, das den heiligen Franziskus im Gebet und mit sichtbar seine Wangen herablaufenden Tränen im Zustand großer Ergriffenheit zeigt, ist ein charakteristisches Werk aus der spanischen Periode Orazio Borgiannis. Der Heilige ist als Brustbild dargestellt; die Pinselführung und die Art und Weise, wie der Künstler die Gesichtszüge und die Hände des Heiligen dargestellt hat, stehen dem Gemälden Der Heilige Franziskus erhält die Wundmale im Prado und der Kreuzigung im Bischofspalast in Toledo sehr nahe (siehe G. Papi, Orazio Borgianni, Soncino 1993, S. 154, Abb. 3).

Die damals vorherrschende emilianische Figurenauffassung, insbesondere jene der Werke Lelio Orsis und des jungen Ludovico Carracci, kommt in Borgiannis Lehrjahren und im vorliegenden Werk deutlich zum Ausdruck. Von Correggios entlehnte Elemente und der über die Werke Ludovico Carraccis vermittelte Einfluss Parmigianinos ließen Cesare Brandi annehmen, dass sich Borgianni in Parma aufgehalten haben könnte (siehe C. Brandi, Disegno della pittura in Italia, Turin 1980, S. 466–468). Diese Einflüsse nahmen noch zu, als der Maler Spanien erreichte und dem Eindruck der Gemälde El Grecos und seines Kreises erlag.

Der genaue Zeitraum des Aufenthalts des Künstlers in Spanien kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, doch ist anzunehmen, dass er dort zwischen 1597 und 1598 eintraf. Aufgrund seiner Unterschrift im Inventar des Marquis Poza hielt er sich am 9. Jänner 1605 in Spanien auf und war vor dem 27. Juni 1606 wieder zurück in Rom (zu diesen biografischen Details siehe G. Papi, Orazio Borgianni. Un genio inquieto nella Roma di Caravaggio, Ausstellungskatalog, Mailand 2020, S. 165–167). In Spanien arbeitete er für den Adel und für Hofbeamte an verschiedenen bedeutenden Orten wie beispielsweise Pamplona, Toledo, Madrid und Saragozza (siehe H. E. Wethey, Orazio Borgianni in Italy and in Spain, in: The Burlington Magazine, Bd. 106, Nr. 733, April 1964, S. 149).

Nach seiner Rückkehr nach Italien gelangte er zu einer ganz persönlichen Synthese verschiedener Bildauffassungen, denen er ausgesetzt gewesen war. Er verband Correggios Raumauffassung mit einer venezianischen Farbgebung, gefiltert durch seine Erfahrungen mit El Greco und den spanischen Helldunkelmalern. Es ist kein Zufall, dass Bellori ihn mit einem großen Meister der italienischen Malerei, nämlich Giulio Romano, verglich.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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