Palastinterieur, vermutlich der Palazzo Borghese in Rom, mit dem Urteil des Salomon,
Öl auf Leinwand, 102,5 x 160 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Frankreich

Die vorliegende Darstellung eines Palastinterieurs ist mit ihrer mathematischen Perspektive, den antiken Statuen und der manieristischen Antwerpener Figurenstaffage, die mittels intensiver Lichtkontraste modelliert wird, ein typisches Beispiel für die auf den großen Architekten, Maler und Theoretiker Hans Vredemen de Vries (1527–1607) zurückgehende Malerschule. Die Szene rechts im Bild kann als das Urteil Salomos identifiziert werden, bei dem König Salomo zwischen zwei Frauen, die behaupten, die Mutter ein und desselben Kindes zu sein, entscheidet.

Die Architekturkulisse des vorliegenden Werks ist als Capriccio zu betrachten, das lose auf dem römischen Palazzo Borghese basiert. Vries war ein Titan der Antwerpener Kunstszene, dessen populäres, sich einer akribischen architektonischen Gestaltung bedienendes Oeuvre vielfach kopiert wurde; sein posthum veröffentlichtes Werk Perspective (Leiden 1604) hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des späteren nördlichen Manierismus und Frühbarocks. Sein Sohn Paul Vredeman de Vries arbeitete im Stil seines Vaters, ebenso wie der dänisch-niederländische Meister Peter Isaacsz, sodass die Autorenschaft des vorliegenden Werks eine offene Frage an die Kunstgeschichte bleibt.