Cornelis de Baillieur I.
(Antwerpen 1607–1661)
Die Versuchung des heiligen Antonius,
Öl auf Holz, 50 x 64,5 cm, gerahmt
Das vorliegende Bild ist ein lebendiges und meisterhaft ausgeführtes Werk Antwerpener Barockmalerei von der Hand des Cornelis de Baillieur, der auf eine von Hieronymus Bosch (um 1450–1516), dem Meister aus Brabant, ausgehende reiche ikonografische Tradition des vorangegangenen Jahrhunderts zurückgriff. Das Triptychon Boschs im Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon und eine weitere Umsetzung des Themas im Museo Lázaro Galdiano in Madrid stellen die Höllenqualen des heiligen Antonius des Großen dar.
Diese als Versuchung des heiligen Antonius bezeichnete Episode im Leben des Heiligen wird in der mittelalterlichen „Legenda Aurea“ erzählt und beruht auf einem älteren griechischen Text, der um 360 n. Chr. geschrieben wurde. Die Figur rechts im vorliegenden Bild trägt das Gewand eines Pilgers, der sich auf dem Weg zum Schrein des heiligen Jakobus befindet. Die Darstellung beruht auf der schriftlichen Überlieferung, wonach Antonius in der Wüste Dämonen begegnete, die als heilige Wesen verkleidet waren, darunter die Wein anbietende zügellose Frau und der eine Pastete tragende Vielfraß. Auch vor ihnen wird in den Berichten über die Versuchung des heiligen Antonius als Sünden des Fleisches gewarnt. Umgekehrt verweisen die affenartigen Züge einiger Dämonen auf den Einfluss von Antwerpener Zeitgenossen de Bailleurs, etwa der Künstlerfamilie Teniers, die das Subgenre der „Singeries“, satirischer Szenen mit Affen in menschlicher Gewandung, populär machte.
Das vorliegende Gemälde mit der Versuchung des heiligen Antonius ist auch in Form einer weiteren eigenhändigen Fassung (Auktion, Bonham’s, London, 3. Juli 2014, Lot 26) bekannt, in der de Bailleur eine andere Figur aus seinem Motivvorrat für den Pastetenträger einführte; einen Schuh der zum Heiligtum des Jakobus pilgernden Gestalt ließ er weg, um sie verrohter erscheinen zu lassen. Gegenüber dem bei Bonham’s angebotenen Werk hat Bailleur im vorliegenden Gemälde den Hintergrund mit zwei weiteren Dämonen, von denen einer eine geflügelte Schlange und der andere eine Art dämonischen Kugelfisch darstellt, belebt. Eine weitere Umsetzung dieses Sujets, die mit der vorliegenden Komposition insgesamt in Zusammenhang steht, wurde von Frans Francken II. gemalt. De Bailleur erhielt seine Ausbildung bei Anthonis Lisaert, bevor er 1626 selbstständiger Meister der Antwerpener Lukasgilde wurde. Wie die flüssige Pinselführung im vorliegenden Bild beweist, war er ein talentierter Figurenmaler, der Figuren auch häufig als Staffage für Kompositionen anderer Meister ausführte. Zu seinen wichtigsten Mitarbeitern zählte Hans Jordaens III.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
03.05.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 36.400,-
- Schätzwert:
-
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-
Cornelis de Baillieur I.
(Antwerpen 1607–1661)
Die Versuchung des heiligen Antonius,
Öl auf Holz, 50 x 64,5 cm, gerahmt
Das vorliegende Bild ist ein lebendiges und meisterhaft ausgeführtes Werk Antwerpener Barockmalerei von der Hand des Cornelis de Baillieur, der auf eine von Hieronymus Bosch (um 1450–1516), dem Meister aus Brabant, ausgehende reiche ikonografische Tradition des vorangegangenen Jahrhunderts zurückgriff. Das Triptychon Boschs im Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon und eine weitere Umsetzung des Themas im Museo Lázaro Galdiano in Madrid stellen die Höllenqualen des heiligen Antonius des Großen dar.
Diese als Versuchung des heiligen Antonius bezeichnete Episode im Leben des Heiligen wird in der mittelalterlichen „Legenda Aurea“ erzählt und beruht auf einem älteren griechischen Text, der um 360 n. Chr. geschrieben wurde. Die Figur rechts im vorliegenden Bild trägt das Gewand eines Pilgers, der sich auf dem Weg zum Schrein des heiligen Jakobus befindet. Die Darstellung beruht auf der schriftlichen Überlieferung, wonach Antonius in der Wüste Dämonen begegnete, die als heilige Wesen verkleidet waren, darunter die Wein anbietende zügellose Frau und der eine Pastete tragende Vielfraß. Auch vor ihnen wird in den Berichten über die Versuchung des heiligen Antonius als Sünden des Fleisches gewarnt. Umgekehrt verweisen die affenartigen Züge einiger Dämonen auf den Einfluss von Antwerpener Zeitgenossen de Bailleurs, etwa der Künstlerfamilie Teniers, die das Subgenre der „Singeries“, satirischer Szenen mit Affen in menschlicher Gewandung, populär machte.
Das vorliegende Gemälde mit der Versuchung des heiligen Antonius ist auch in Form einer weiteren eigenhändigen Fassung (Auktion, Bonham’s, London, 3. Juli 2014, Lot 26) bekannt, in der de Bailleur eine andere Figur aus seinem Motivvorrat für den Pastetenträger einführte; einen Schuh der zum Heiligtum des Jakobus pilgernden Gestalt ließ er weg, um sie verrohter erscheinen zu lassen. Gegenüber dem bei Bonham’s angebotenen Werk hat Bailleur im vorliegenden Gemälde den Hintergrund mit zwei weiteren Dämonen, von denen einer eine geflügelte Schlange und der andere eine Art dämonischen Kugelfisch darstellt, belebt. Eine weitere Umsetzung dieses Sujets, die mit der vorliegenden Komposition insgesamt in Zusammenhang steht, wurde von Frans Francken II. gemalt. De Bailleur erhielt seine Ausbildung bei Anthonis Lisaert, bevor er 1626 selbstständiger Meister der Antwerpener Lukasgilde wurde. Wie die flüssige Pinselführung im vorliegenden Bild beweist, war er ein talentierter Figurenmaler, der Figuren auch häufig als Staffage für Kompositionen anderer Meister ausführte. Zu seinen wichtigsten Mitarbeitern zählte Hans Jordaens III.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 03.05.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 22.04. - 03.05.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.