Lot Nr. 109


Giovanni Domenico Lombardi, gen. Omino


Giovanni Domenico Lombardi, gen. Omino - Alte Meister

(Lucca 1682–1752)
Anbetung der Hirten,
Öl auf Leinwand, 151,5 x 114 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Kardinals Orazio Filippo Spada (1659–1724), Lucca (Monogramm O. F. S. auf dem Keilrahmen und auf der Rückseite des Rahmens), 1716;
vermutlich Weitergabe im Erbgang;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
vermutlich Nota di quadri esistenti in casa dello spet.le Luigi Spada ricavata da una nota originale del Card: Orazio Filippo Spada che dice così 1716 Inventario di quadri di autori diversi appartenenti al Card.le Orazio Filippo Spada lasciati da esso in Lucca nelle mani dei suoi Sigg:ri Fratelli Ab:e Bartol:o, e Gio: Batt.a Spada, 1716, Nr. 79: „Una natività del Sig:re del Lombardi con molte figurine“ (siehe P. Betti, Giovan Domenico Lombardi e gli Spada tra Lucca e Osimo, in: Predella Journal of Visual Arts, Bd. 34, 2014, S. 64)

Literatur:
A. Crispo, Itinerari di Giovanni Domenico Lombardi tra Lucca, Roma e il settentrione, in: Nuovi Studi. Rivista di Arte antica e moderna, Bd. 10, 2004, S. 221, Nr. 241 (als Giovanni Domenico Lombardi)

Bei dem Maler Giovanni Domenico Lombardi, gen. Omino, handelt es sich um einen erst jüngst wiederentdeckten Künstler. Er ging in Lucca bei Andrea Marracci in die Lehre und unternahm vermutlich eine prägende Reise in die Emilia, wo er wohl unter den Einfluss der Werke Giovanni Francesco Barbieris, gen. Guercino, und Guido Renis geriet. Außerdem liegt nahe, dass er auch mit dem Schaffen Giovanni Lanfrancos vertraut war.

Während der ersten Jahre des 18. Jahrhunderts verbrachte der Künstler vermutlich einige Zeit in Venedig, wo er die Möglichkeit hatte, die großen Klassiker des 16. Jahrhunderts (vor allem Veronese, Tizian und Tintoretto) zu studieren und Werke Sebastiano Riccis sowie die ersten Arbeiten Giovanni Battista Piazzettas und Giovanni Battista Pittonis zu sehen. Die Anbetung der Könige für die Kirche San Nicolao in Lucca, die sich heute in der Villa Guinigi befindet, zeugt davon und nimmt insbesondere Bezug auf Werke Paolo Veroneses.

Es ist möglich, dass Omino auch in Rom lebte und arbeitete, worauf einige im Kunsthandel aufgetauchte Gemälde verweisen, die Stillleben mit Putten darstellen. Die Passagen mit Früchten könnten von Spadino stammen, während die Figuren Lombardi zugeschrieben werden können. Es wird angenommen, dass Spadino Rom nie verlassen hat, sodass es wahrscheinlich ist, dass sein Kollege aus Lucca Giovanni Domenico Lombardi sich ihm in der Ewigen Stadt anschloss.

Ab 1706, dem Jahr seiner Heirat, ist Giovanni Domenico Lombardi wieder in Lucca nachweisbar, wo er sich sowohl der Sakral- als auch der Genremalerei widmete und von der carravagesken Tradition angeregte Werke schuf, darunter galante Szenen, Soldaten, Spieler, Konzertszenen und Allegorien der Künste und Sinne. In diesem Genre ließ sich der Künstler besonders von den Werken des ebenfalls aus Lucca stammenden Pietro Paolini inspirieren und entwickelte eine so große Ähnlichkeit, dass Kunsthistoriker Werke Ominos fälschlicherweise Paolini zugeschrieben haben.

Die vorliegende Anbetung der Hirten fügt sich in Lombardis oben erwähntes venezianisch inspiriertes Schaffen ein, wobei er sich in erster Linie auf Kompositionen Jacopo Bassanos berief. Dies zeigt sich in der architektonischen Inszenierung der Szene in einem von der Antike inspirierten verfallenen Gebäude sowie in der Darstellung des Himmels und der Hintergrundlandschaft. Auch die Wahl der Farbpalette und die Körperhaltung der Figuren, insbesondere die des Hirten im Vordergrund, der dem Betrachter den Rücken zuwendet, erinnern an die Gemälde der Bassano.

Die mächtige Familie Spada gehörte zu den wichtigsten Auftraggebern Ominos, insbesondere Orazio Filippo Spada (1659–1724), der Erzbischof von Lucca und später Osimo. In einem 1716 erstellten Inventar der Werke des Kardinals finden sich mehrere Gemälde des Künstlers, darunter „una natività del Signore del Lombardi con molte figurine“ [„eine Geburt des Herrn von Lombardi mit vielen Figuren“] (P. Betti, Giovan Domenico Lombardi e gli Spada tra Lucca e Osimo, in: Predella Journal of Visual Arts, Nr. 34, 2014, S. 64). Das Vorhandensein der Initialen „O. F. S“, die mit dem Pinsel auf dem Keilrahmen und auf der Rückseite des Rahmens des vorliegenden Gemäldes angebracht wurden, legen nahe, dass dieses Werk mit dem im Inventar von 1716 beschriebenen identifiziert werden kann.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 31.200,-
Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 30.000,-

Giovanni Domenico Lombardi, gen. Omino


(Lucca 1682–1752)
Anbetung der Hirten,
Öl auf Leinwand, 151,5 x 114 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung des Kardinals Orazio Filippo Spada (1659–1724), Lucca (Monogramm O. F. S. auf dem Keilrahmen und auf der Rückseite des Rahmens), 1716;
vermutlich Weitergabe im Erbgang;
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
vermutlich Nota di quadri esistenti in casa dello spet.le Luigi Spada ricavata da una nota originale del Card: Orazio Filippo Spada che dice così 1716 Inventario di quadri di autori diversi appartenenti al Card.le Orazio Filippo Spada lasciati da esso in Lucca nelle mani dei suoi Sigg:ri Fratelli Ab:e Bartol:o, e Gio: Batt.a Spada, 1716, Nr. 79: „Una natività del Sig:re del Lombardi con molte figurine“ (siehe P. Betti, Giovan Domenico Lombardi e gli Spada tra Lucca e Osimo, in: Predella Journal of Visual Arts, Bd. 34, 2014, S. 64)

Literatur:
A. Crispo, Itinerari di Giovanni Domenico Lombardi tra Lucca, Roma e il settentrione, in: Nuovi Studi. Rivista di Arte antica e moderna, Bd. 10, 2004, S. 221, Nr. 241 (als Giovanni Domenico Lombardi)

Bei dem Maler Giovanni Domenico Lombardi, gen. Omino, handelt es sich um einen erst jüngst wiederentdeckten Künstler. Er ging in Lucca bei Andrea Marracci in die Lehre und unternahm vermutlich eine prägende Reise in die Emilia, wo er wohl unter den Einfluss der Werke Giovanni Francesco Barbieris, gen. Guercino, und Guido Renis geriet. Außerdem liegt nahe, dass er auch mit dem Schaffen Giovanni Lanfrancos vertraut war.

Während der ersten Jahre des 18. Jahrhunderts verbrachte der Künstler vermutlich einige Zeit in Venedig, wo er die Möglichkeit hatte, die großen Klassiker des 16. Jahrhunderts (vor allem Veronese, Tizian und Tintoretto) zu studieren und Werke Sebastiano Riccis sowie die ersten Arbeiten Giovanni Battista Piazzettas und Giovanni Battista Pittonis zu sehen. Die Anbetung der Könige für die Kirche San Nicolao in Lucca, die sich heute in der Villa Guinigi befindet, zeugt davon und nimmt insbesondere Bezug auf Werke Paolo Veroneses.

Es ist möglich, dass Omino auch in Rom lebte und arbeitete, worauf einige im Kunsthandel aufgetauchte Gemälde verweisen, die Stillleben mit Putten darstellen. Die Passagen mit Früchten könnten von Spadino stammen, während die Figuren Lombardi zugeschrieben werden können. Es wird angenommen, dass Spadino Rom nie verlassen hat, sodass es wahrscheinlich ist, dass sein Kollege aus Lucca Giovanni Domenico Lombardi sich ihm in der Ewigen Stadt anschloss.

Ab 1706, dem Jahr seiner Heirat, ist Giovanni Domenico Lombardi wieder in Lucca nachweisbar, wo er sich sowohl der Sakral- als auch der Genremalerei widmete und von der carravagesken Tradition angeregte Werke schuf, darunter galante Szenen, Soldaten, Spieler, Konzertszenen und Allegorien der Künste und Sinne. In diesem Genre ließ sich der Künstler besonders von den Werken des ebenfalls aus Lucca stammenden Pietro Paolini inspirieren und entwickelte eine so große Ähnlichkeit, dass Kunsthistoriker Werke Ominos fälschlicherweise Paolini zugeschrieben haben.

Die vorliegende Anbetung der Hirten fügt sich in Lombardis oben erwähntes venezianisch inspiriertes Schaffen ein, wobei er sich in erster Linie auf Kompositionen Jacopo Bassanos berief. Dies zeigt sich in der architektonischen Inszenierung der Szene in einem von der Antike inspirierten verfallenen Gebäude sowie in der Darstellung des Himmels und der Hintergrundlandschaft. Auch die Wahl der Farbpalette und die Körperhaltung der Figuren, insbesondere die des Hirten im Vordergrund, der dem Betrachter den Rücken zuwendet, erinnern an die Gemälde der Bassano.

Die mächtige Familie Spada gehörte zu den wichtigsten Auftraggebern Ominos, insbesondere Orazio Filippo Spada (1659–1724), der Erzbischof von Lucca und später Osimo. In einem 1716 erstellten Inventar der Werke des Kardinals finden sich mehrere Gemälde des Künstlers, darunter „una natività del Signore del Lombardi con molte figurine“ [„eine Geburt des Herrn von Lombardi mit vielen Figuren“] (P. Betti, Giovan Domenico Lombardi e gli Spada tra Lucca e Osimo, in: Predella Journal of Visual Arts, Nr. 34, 2014, S. 64). Das Vorhandensein der Initialen „O. F. S“, die mit dem Pinsel auf dem Keilrahmen und auf der Rückseite des Rahmens des vorliegenden Gemäldes angebracht wurden, legen nahe, dass dieses Werk mit dem im Inventar von 1716 beschriebenen identifiziert werden kann.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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