Lombardische Schule, 18. Jahrhundert
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Soldaten beim Kartenspiel,
Öl auf Leinwand, 141 x 165 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Pellizzari, Villa Pellizzari di San Girolamo, Desenzano del Garda, 1931;
europäische Privatsammlung
Ausgestellt:
Brescia, Palazzo Loggia, La mostra della pittura a Brescia nel Seicento e Settecento, 1935, Nr. 107 (als Giacomo Ceruti)
Literatur:
G. Delogu, Appunti su Jacopo Ceruti pittore bresciano detto il „Pitocchetto“, in: L’Arte. Rivista bimestrale di storia dell’arte medioevale e moderna, Bd. 34, 1931, S. 331, Nr. 17 (als Giacomo Ceruti);
E. Calabi et al., La Pittura a Brescia nel Seicento e Settecento, Ausstellungskatalog, Brescia 1935, Kat.-Nr. 107, S. XXXII; 27, Tafel X (als Giacomo Ceruti);
M. Gregori, Giacomo Ceruti, Mailand 1982, S. 431, Erwähnung unter Nr. 44, (als Replik);
M. Gregori, B. Passamani et. al. (Hrsg.), Giacomo Ceruti. Il Pitocchetto, Ausstellungskatalog, Mailand 1987, S. 172, Erwähnung unter Kat.-Nr. 15 (als Replik)
Das vorliegende Gemälde bezieht sich auf eine Komposition von Giacomo Ceruti in der Pinacoteca Tosio Martinengo, Brescia (siehe M. Gregori, Giacomo Ceruti, Mailand 1982, S. 431, Nr. 44). Es haben einige maßgebliche Abwandlungen stattgefunden, etwa der Landschaftsausblick rechts und die an der Wand liegende Dogge, die einen der Spieler feindselig beäugt, vielleicht ahnend, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Bei den Figuren handelt es sich wahrscheinlich um Grenzer oder aus der Bauernschaft rekrutierte Soldaten meist slawischer Herkunft, die sowohl vom venezianischen als auch vom habsburgischen Militär bezahlt wurden. Sie trugen nicht die üblichen Uniformen, sondern die traditionelle Kleidung ihres Herkunftslandes.
In einem der ersten Aufsätze über den Maler wurde das vorliegende Gemälde von Giuseppe Delogu als ein Werk Giacomo Cerutis vorgestellt, der auch unter dem Beinamen Pitocchetto bekannt ist, weil er die untersten sozialen Schichten der Epoche (die sogenannten „pitocchi“) darzustellen pflegte. Der Künstler, der in den 1920er-Jahren von einigen der führenden Kunsthistoriker wie Roberto Longhi, Giovanni Testori und Mina Gregori wiederentdeckt wurde, gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter des lombardischen Realismus des 18. Jahrhunderts. Von Beginn seines Schaffens an zeichnet sich das Werk des Künstlers durch einen kühnen Realismus und eine prägnante Sprache aus, wie seine berühmten Szenen aus dem Volksleben belegen. Die Genreszenen des Künstlers werden von Wäscherinnen, Fuhrleuten und Bettlern bevölkert, die stets mit viel Realismus und großer Würde dargestellt werden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Ceruti in der Region zwischen Mailand und Brescia ausgebildet, auch wenn dies nicht urkundlich dokumentiert ist. Seine ersten mit Sicherheit zu datierenden Werke sind die Gemälde religiösen Bildinhalts, die er 1723 für die Pfarrkirche von Rino di Sonico in Valle Camonica malte. Die Reise Cerutis nach Padua und Venedig sollte sich als prägend für seine spätere stilistische Entwicklung erweisen. Sie markierte die Einführung einer helleren, von den Vorbildern Tiepolos und Pittonis beeinflussten Farbpalette und seine Hinwendung zu leichter zugänglichen Sujets wie den Porträts des lombardischen Adels und den sogenannten „imaginierten Köpfen“.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
03.05.2023 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 180.000,- bis EUR 220.000,-
Lombardische Schule, 18. Jahrhundert
Soldaten beim Kartenspiel,
Öl auf Leinwand, 141 x 165 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Pellizzari, Villa Pellizzari di San Girolamo, Desenzano del Garda, 1931;
europäische Privatsammlung
Ausgestellt:
Brescia, Palazzo Loggia, La mostra della pittura a Brescia nel Seicento e Settecento, 1935, Nr. 107 (als Giacomo Ceruti)
Literatur:
G. Delogu, Appunti su Jacopo Ceruti pittore bresciano detto il „Pitocchetto“, in: L’Arte. Rivista bimestrale di storia dell’arte medioevale e moderna, Bd. 34, 1931, S. 331, Nr. 17 (als Giacomo Ceruti);
E. Calabi et al., La Pittura a Brescia nel Seicento e Settecento, Ausstellungskatalog, Brescia 1935, Kat.-Nr. 107, S. XXXII; 27, Tafel X (als Giacomo Ceruti);
M. Gregori, Giacomo Ceruti, Mailand 1982, S. 431, Erwähnung unter Nr. 44, (als Replik);
M. Gregori, B. Passamani et. al. (Hrsg.), Giacomo Ceruti. Il Pitocchetto, Ausstellungskatalog, Mailand 1987, S. 172, Erwähnung unter Kat.-Nr. 15 (als Replik)
Das vorliegende Gemälde bezieht sich auf eine Komposition von Giacomo Ceruti in der Pinacoteca Tosio Martinengo, Brescia (siehe M. Gregori, Giacomo Ceruti, Mailand 1982, S. 431, Nr. 44). Es haben einige maßgebliche Abwandlungen stattgefunden, etwa der Landschaftsausblick rechts und die an der Wand liegende Dogge, die einen der Spieler feindselig beäugt, vielleicht ahnend, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Bei den Figuren handelt es sich wahrscheinlich um Grenzer oder aus der Bauernschaft rekrutierte Soldaten meist slawischer Herkunft, die sowohl vom venezianischen als auch vom habsburgischen Militär bezahlt wurden. Sie trugen nicht die üblichen Uniformen, sondern die traditionelle Kleidung ihres Herkunftslandes.
In einem der ersten Aufsätze über den Maler wurde das vorliegende Gemälde von Giuseppe Delogu als ein Werk Giacomo Cerutis vorgestellt, der auch unter dem Beinamen Pitocchetto bekannt ist, weil er die untersten sozialen Schichten der Epoche (die sogenannten „pitocchi“) darzustellen pflegte. Der Künstler, der in den 1920er-Jahren von einigen der führenden Kunsthistoriker wie Roberto Longhi, Giovanni Testori und Mina Gregori wiederentdeckt wurde, gilt heute als einer der wichtigsten Vertreter des lombardischen Realismus des 18. Jahrhunderts. Von Beginn seines Schaffens an zeichnet sich das Werk des Künstlers durch einen kühnen Realismus und eine prägnante Sprache aus, wie seine berühmten Szenen aus dem Volksleben belegen. Die Genreszenen des Künstlers werden von Wäscherinnen, Fuhrleuten und Bettlern bevölkert, die stets mit viel Realismus und großer Würde dargestellt werden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde Ceruti in der Region zwischen Mailand und Brescia ausgebildet, auch wenn dies nicht urkundlich dokumentiert ist. Seine ersten mit Sicherheit zu datierenden Werke sind die Gemälde religiösen Bildinhalts, die er 1723 für die Pfarrkirche von Rino di Sonico in Valle Camonica malte. Die Reise Cerutis nach Padua und Venedig sollte sich als prägend für seine spätere stilistische Entwicklung erweisen. Sie markierte die Einführung einer helleren, von den Vorbildern Tiepolos und Pittonis beeinflussten Farbpalette und seine Hinwendung zu leichter zugänglichen Sujets wie den Porträts des lombardischen Adels und den sogenannten „imaginierten Köpfen“.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 03.05.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 22.04. - 03.05.2023 |