Giorgio de Chirico *
(Volos, Griechenland 1888–1978 Rom)
Venezia (Canal Grande e Chiesa della Salute), ca. 1955, signiert; rückseitig signiert, betitelt und bezeichnet, Öl auf Leinwand, 60 x 110 cm, gerahmt
Die vorliegende Arbeit ist bei der Fondazione Giorgio e Isa de Chirico, Rom, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung
Diese Ansicht von Venedig ist ein Werk aus der Mitte der 1950er Jahre und kann als ‚Spätbarock‘ bezeichnet werden. In dieser Zeit wendet sich der Künstler der flämischen Malerei von Rubens zu und zwar insbesondere den dunkleren Farbverläufen, die auch für die manieristischen Farben von Tintoretto typisch sind.
Die 1950er Jahre waren für de Chirico eine Zeit großer Veränderungen: Es waren die Jahre, mit seinem endgültigen Umzug nach Rom, die Trauer um den Tod seines Bruders Savinio und die Reihe von Werken, die der Lagunenstadt gewidmet waren, einer Stadt, die er seit seinen ersten Ausstellungen auf den Kunstbiennalen zu entdecken und zu lieben begonnen hatte.
In ikonografischer Hinsicht ist das Erbe des Künstlers von den großen Meistern des venezianischen Vedutismus unbestreitbar: vor allem Canaletto, Bellotto und Guardi und ihre große Aufmerksamkeit für die perspektivische Darstellung. Im Gegensatz zu den „Capricci“ bieten sich de Chiricos Werke jedoch als objektive und wahrheitsgetreue Darstellungen eines manchmal späteren, aber ebenso melancholischen Venedigs an, um Aznavour zu paraphrasieren.
Auch die Maltechnik ist ein hervorstechendes Merkmal dieser Serien und deutet auf eine reifere Produktion hin. Er wendet sich ab von der Akribie und wissenschaftlichen Strenge der Darstellungen Canalettos und hin zu einem für das zwanzigste Jahrhundert typischen Malstil. Dieser zeichnet sich durch breitere Hintergründe und eine dichtere und weichere Pinselführung aus, die zuweilen divisionistisch ist, wie etwa bei der Darstellung des Canal Grande zu sehen ist. Ebenso werden die Farbtöne besonders intensiv und bilden entscheidende Hell-Dunkel-Kontraste, wie bei der Chiesa della Salute und den Gondeln, die im rechten Teil des Bildes ankern.
Doch auch in dieser späteren Phase – die damals von den avantgardistischsten Kreisen missverstanden wurde – scheint das hervorstechende Merkmal, das den Maler immer ausgezeichnet hat, wieder aufzutauchen: die Aufmerksamkeit für die zeitliche Dimension. Auch dieses Venedig scheint mit einer eigenen Dauer zu leben, in einer Atmosphäre, die immer in der Schwebe ist und in einer Zeit, welche die Lyriker „aionisch” nennen würden.
Zitat:
„Es ist eine Stadt der Kontraste, eine Stadt, die sich für die Malerei eignet, die Stadt der Malerei schlechthin [...] Ob es sich um einen Palast aus dem 18. oder 19. Jahrhundert handelt, Venedig ist immer schön, und ich betrachte es immer unter dem Gesichtspunkt der Malerei”.
Aus einem Interview mit Giorgio de Chirico von Franco Simongini, Venedig, 1971
Experte: Alessandro Rizzi
Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41
alessandro.rizzi@dorotheum.it
23.05.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 299.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 120.000,- bis EUR 180.000,-
Giorgio de Chirico *
(Volos, Griechenland 1888–1978 Rom)
Venezia (Canal Grande e Chiesa della Salute), ca. 1955, signiert; rückseitig signiert, betitelt und bezeichnet, Öl auf Leinwand, 60 x 110 cm, gerahmt
Die vorliegende Arbeit ist bei der Fondazione Giorgio e Isa de Chirico, Rom, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung
Diese Ansicht von Venedig ist ein Werk aus der Mitte der 1950er Jahre und kann als ‚Spätbarock‘ bezeichnet werden. In dieser Zeit wendet sich der Künstler der flämischen Malerei von Rubens zu und zwar insbesondere den dunkleren Farbverläufen, die auch für die manieristischen Farben von Tintoretto typisch sind.
Die 1950er Jahre waren für de Chirico eine Zeit großer Veränderungen: Es waren die Jahre, mit seinem endgültigen Umzug nach Rom, die Trauer um den Tod seines Bruders Savinio und die Reihe von Werken, die der Lagunenstadt gewidmet waren, einer Stadt, die er seit seinen ersten Ausstellungen auf den Kunstbiennalen zu entdecken und zu lieben begonnen hatte.
In ikonografischer Hinsicht ist das Erbe des Künstlers von den großen Meistern des venezianischen Vedutismus unbestreitbar: vor allem Canaletto, Bellotto und Guardi und ihre große Aufmerksamkeit für die perspektivische Darstellung. Im Gegensatz zu den „Capricci“ bieten sich de Chiricos Werke jedoch als objektive und wahrheitsgetreue Darstellungen eines manchmal späteren, aber ebenso melancholischen Venedigs an, um Aznavour zu paraphrasieren.
Auch die Maltechnik ist ein hervorstechendes Merkmal dieser Serien und deutet auf eine reifere Produktion hin. Er wendet sich ab von der Akribie und wissenschaftlichen Strenge der Darstellungen Canalettos und hin zu einem für das zwanzigste Jahrhundert typischen Malstil. Dieser zeichnet sich durch breitere Hintergründe und eine dichtere und weichere Pinselführung aus, die zuweilen divisionistisch ist, wie etwa bei der Darstellung des Canal Grande zu sehen ist. Ebenso werden die Farbtöne besonders intensiv und bilden entscheidende Hell-Dunkel-Kontraste, wie bei der Chiesa della Salute und den Gondeln, die im rechten Teil des Bildes ankern.
Doch auch in dieser späteren Phase – die damals von den avantgardistischsten Kreisen missverstanden wurde – scheint das hervorstechende Merkmal, das den Maler immer ausgezeichnet hat, wieder aufzutauchen: die Aufmerksamkeit für die zeitliche Dimension. Auch dieses Venedig scheint mit einer eigenen Dauer zu leben, in einer Atmosphäre, die immer in der Schwebe ist und in einer Zeit, welche die Lyriker „aionisch” nennen würden.
Zitat:
„Es ist eine Stadt der Kontraste, eine Stadt, die sich für die Malerei eignet, die Stadt der Malerei schlechthin [...] Ob es sich um einen Palast aus dem 18. oder 19. Jahrhundert handelt, Venedig ist immer schön, und ich betrachte es immer unter dem Gesichtspunkt der Malerei”.
Aus einem Interview mit Giorgio de Chirico von Franco Simongini, Venedig, 1971
Experte: Alessandro Rizzi
Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41
alessandro.rizzi@dorotheum.it
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Moderne |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 23.05.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 13.05. - 23.05.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.