(Berlin 1969 geb.)
puls führt, 2014, auf der Rückseite betitelt, signiert, datiert Jonas Burgert 14, Öl auf Leinwand, 240 x 280 cm, auf Keilrahmen

Die vorliegende Arbeit ist in Jonas Burgerts Werkverzeichnis unter Nr. WerkJ.B./P/014/04 registriert.

Provenienz:
Blain Southern, ehem. Berlin
Privatsammlung, Deutschland - bei obigem erworben

Ausgestellt / Literatur:
Blain Southern, Jonas Burgert: Stück Hirn Blind, London, 14. Oktober – 22. November 2014
MAMbo Museo D’Arte Moderna di Bologna, Jonas Burgert: Lotsucht / Scandagliodipendenza, Bologna, 26. Januar – 17. April 2017, mit Katal.: Lotsucht - Scandagliodipendenza , (Hrsg.) Laura Carlini Fanfogna, Corraini Edizioni Januar 2017, (doppelseitige Farbabb.)

Jonas Burgert ist einer der aufstrebenden Stars der deutschen Gegenwartskunstszene. Noch vor wenigen Jahren lebte er in einer Garage, die ihm gleichzeitig als Atelier diente. Heute ist sein großes Atelier in Berlin-Weißensee der Ausgangspunkt für die Geschichten, die er auf seinen Leinwänden erzählt. Burgerts figurative Gemälde von enormem Ausmaß zeigen oft überfüllte und sehr detaillierte Szenen. Der Künstler scheint in jedem Bild seine eigene surrealistische Welt zu erschaffen. Vor einem Hintergrund aus erdigen Tönen – die Erde als Quelle des Lebens – bevölkern neben den Tieren auch die mystischen Charaktere des Künstlers die Bilder und erzählen ihre eigenen Geschichten.
Die psychologische Motivation des Menschen und warum er bestimmte Dinge tut oder bestimmte Verhaltensweisen zeigt, ist die Inspiration für jedes Kunstwerk. Burgert untersucht unser instinktives Bedürfnis, dem Leben einen Sinn, eine Richtung und ein Ziel zu geben.
Auf der riesigen Leinwand von „puls führt“ sehen wir ein Rennpferd, das sich hinlegt und eines der skurrilen Wesen des Künstlers, das sich mit dem, was sein Besitz sein könnte, auf dem Rücken des Pferdes verstrickt. Die Figur blickt den Betrachter direkt an, hält ein Röhrchen an die Schlagader des Pferdes und hört seinen Puls ab. Die Ausrichtung der Pferdeohren lässt vermuten, dass auch das Tier selbst seinen Puls abhört. Das Kunstwerk ist als Kritik an der heutigen Leistungsgesellschaft zu verstehen. Alle haben es eilig und versuchen, in kürzerer Zeit mehr zu erreichen. Aber was passiert, wenn wir uns hinlegen und einfach unserem Herzschlag lauschen?
Dieser selbst verursachte Stress hallt laut in unserem Körper wider – durch ein pochendes Herz, das sich langsam, aber stetig entspannt und die aufgestaute Spannung abbaut. Die Frage, die diesem Kunstwerk zugrunde liegt, könnte lauten: Wenn unser Körper so deutlich zu uns spricht, warum haben wir dann immer noch das Bedürfnis, uns so sehr unter Druck zu setzen?