Lot Nr. 3


Tiroler Schule, frühes 16. Jahrhundert


Verkündigungsengel,
Öl auf Holz, 203 x 69 cm, gerahmt 

Provenienz:
Galerie Litybur, Paris;
Auktion, Dorotheum, Wien, 5. Dezember 1961, Lot 46 (als Hans Baldung Grien);
Privatsammlung, Oberösterreich

Literatur:
A. Stange, Ein unbekannter Hans Baldung Grien, in: Die Weltkunst, XXXI, Nr. 19a, 10. Oktober 1961, S. 25f. (als Hans Baldung);
G. von der Osten, Hans Baldung Grien, Berlin 1983, unter Nr. XV 129 (als „Verschollen. Nicht von Baldung“)

Die vorliegende Tafel zeigt einen lebensgroßen Erzengel Gabriel. Die rechte Hand hält er im Segensgestus, mit der anderen umfasst er ein mit einer Banderole umschlungenes Zepter, das die von ihm an die Jungfrau Maria gesprochenen Worte „Ave Maria Gracia plena“ übermittelt. Trotz des beeinträchtigten Zustands der Fichtentafel reichte der hochwertige Charakter der reichlich vorhandenen Vorzeichnung aus, um Alfred Stange bei seinem Gutachten von 1961 davon zu überzeugen, dass es sich bei dem Gemälde um ein Meisterwerk des deutschen Renaissancemalers Hans Baldung Grien (1484/85–1545) handelt, das dessen grandioses schöpferisches Können und die Bandbreite seines Talents verrät. Auch wenn die Zuschreibung an Baldung nicht mehr aufrecht ist (siehe von der Osten in der Literatur), erinnert die Erscheinung Gabriels zweifellos an Dürer. Insbesondere ist der Erzengel des vorliegenden Bildes mit einem Holzschnitt der Verkündigung (1500–1502) aus der Serie des Marienlebens eng verwandt, die Albrecht Dürer (1471–1528) kurz nach 1500 begonnen und 1510/11 vollendet hatte. Abgesehen von der auffallend ähnlichen Positionierung des Erzengels gibt die Erscheinung Gottvaters in einem himmlischen Wolkenbett im Dürer’schen Holzschnitt Einblick in die Absichten des Künstlers der vorliegenden Tafel. Obwohl ein Teil der Maloberfläche der Tafel verloren ist, ist die vorbereitende Zeichnung darunter teilweise sichtbar.

Auch das Motiv des kreuztragenden Jesuskindes oben rechts im Bild ist eine Besonderheit, die in der damaligen Kunst nur selten zu finden ist. Das Motiv erscheint in skulpturaler Form auf einem Relief der Verkündigung von Michael Pacher (um 1435–1498), das dem Flügelaltar der Marienkrönung (1471/75) in der Alten Pfarrkirche von Gries in Bozen, Südtirol, entnommen wurde. Darüber hinaus kennt man zwei weitere Bildbeispiele: den Außenflügel des Altars der Kirche von San Mauro di Pinè, Trentino (um 1514/16) und den Außenflügel des Hochaltars der Kirche St. Peter und Paul in Lavant, Osttirol (um 1508). Es ist daher anzunehmen, dass dem Maler des vorliegenden Werks besagtes Motiv bekannt war.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 39.000,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Tiroler Schule, frühes 16. Jahrhundert


Verkündigungsengel,
Öl auf Holz, 203 x 69 cm, gerahmt 

Provenienz:
Galerie Litybur, Paris;
Auktion, Dorotheum, Wien, 5. Dezember 1961, Lot 46 (als Hans Baldung Grien);
Privatsammlung, Oberösterreich

Literatur:
A. Stange, Ein unbekannter Hans Baldung Grien, in: Die Weltkunst, XXXI, Nr. 19a, 10. Oktober 1961, S. 25f. (als Hans Baldung);
G. von der Osten, Hans Baldung Grien, Berlin 1983, unter Nr. XV 129 (als „Verschollen. Nicht von Baldung“)

Die vorliegende Tafel zeigt einen lebensgroßen Erzengel Gabriel. Die rechte Hand hält er im Segensgestus, mit der anderen umfasst er ein mit einer Banderole umschlungenes Zepter, das die von ihm an die Jungfrau Maria gesprochenen Worte „Ave Maria Gracia plena“ übermittelt. Trotz des beeinträchtigten Zustands der Fichtentafel reichte der hochwertige Charakter der reichlich vorhandenen Vorzeichnung aus, um Alfred Stange bei seinem Gutachten von 1961 davon zu überzeugen, dass es sich bei dem Gemälde um ein Meisterwerk des deutschen Renaissancemalers Hans Baldung Grien (1484/85–1545) handelt, das dessen grandioses schöpferisches Können und die Bandbreite seines Talents verrät. Auch wenn die Zuschreibung an Baldung nicht mehr aufrecht ist (siehe von der Osten in der Literatur), erinnert die Erscheinung Gabriels zweifellos an Dürer. Insbesondere ist der Erzengel des vorliegenden Bildes mit einem Holzschnitt der Verkündigung (1500–1502) aus der Serie des Marienlebens eng verwandt, die Albrecht Dürer (1471–1528) kurz nach 1500 begonnen und 1510/11 vollendet hatte. Abgesehen von der auffallend ähnlichen Positionierung des Erzengels gibt die Erscheinung Gottvaters in einem himmlischen Wolkenbett im Dürer’schen Holzschnitt Einblick in die Absichten des Künstlers der vorliegenden Tafel. Obwohl ein Teil der Maloberfläche der Tafel verloren ist, ist die vorbereitende Zeichnung darunter teilweise sichtbar.

Auch das Motiv des kreuztragenden Jesuskindes oben rechts im Bild ist eine Besonderheit, die in der damaligen Kunst nur selten zu finden ist. Das Motiv erscheint in skulpturaler Form auf einem Relief der Verkündigung von Michael Pacher (um 1435–1498), das dem Flügelaltar der Marienkrönung (1471/75) in der Alten Pfarrkirche von Gries in Bozen, Südtirol, entnommen wurde. Darüber hinaus kennt man zwei weitere Bildbeispiele: den Außenflügel des Altars der Kirche von San Mauro di Pinè, Trentino (um 1514/16) und den Außenflügel des Hochaltars der Kirche St. Peter und Paul in Lavant, Osttirol (um 1508). Es ist daher anzunehmen, dass dem Maler des vorliegenden Werks besagtes Motiv bekannt war.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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