Lot Nr. 12


Filippo d’Antonio Filippelli


(Badia a Passignano 1460–1506)
Thronende Madonna mit Kind und den Heiligen Michael und Sebastian,
Öl auf Holz, 116 x 114,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototca Zeri unter Nr. 14813 verzeichnet (als unbekannter Florentiner Künstler).

Wir danken Christopher Daly, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes beinhaltet eine elegante Marmorbrüstung mit einem klassizistischen Thron, dessen reich geschmückte Lehne mit dem halbkreisförmigen oberen Abschluss von Voluten getragen wird. Im Mittelteil der Brüstung trägt eine schmale offene Balustrade das Gesims: Diese Lösung ermöglicht die Einbeziehung einer blühenden Hecke, die sich über die gesamte Breite des Gemäldes erstreckt. Im Vordergrund flankieren der Erzengel Michael und der heilige Sebastian den Thron, auf dem die Madonna mit dem Kind in majestätischer Haltung sitzt.

Stilistisch und kompositorisch lässt sich das vorliegende Gemälde mit zwei Fresken Filippo d’Antonio Filippellis im rechten Seitenschiff der Pieve di Santa Maria a Colonica bei Prato vergleichen. Die beiden Wandgemälde stellen die Heiligen Rochus, Julian und Sebastian sowie das Martyrium des heiligen Sebastian dar und wurden vom Künstler Ende des 15. Jahrhunderts ausgeführt, wie aus der fragmentarisch erhaltenen Inschrift „MCCCCLXXXXV“ hervorgeht (siehe F. Gheri, Una nota pratese, e altro, per Filippo d’Antonio Filippelli, in: Prato, 120, 2016, S. 20–30). Das vorliegende auf Holz gemalte Bild kann in dieselbe Zeit datiert werden.

Gesichtszüge und Pose des heiligen Sebastian auf dem vorliegenden Gemälde lassen sich mit der Darstellung des Heiligen in der Pieve di Santa Maria a Colonica vergleichen; möglicherweise hat der Künstler für beide Werke denselben Karton verwendet. Auch die Züge der weiteren Figuren sind typisch und können mit anderen Werken Filippellis verglichen werden, etwa mit der Himmelfahrt Mariens in der Kirche Santa Maria in Marcialla (siehe F. Gheri 2016, S. 27, Abb. 7). Einen weiteren Vergleich bieten die Fresken aus dem Jahr 1496, die Filippelli in der Kapelle des heiligen Michael in Casanuova di Ama in Gaiole malte, wo die gleichen kompositorischen Merkmale zu erkennen sind, wenn auch die vorliegende Tafel in der Beschreibung der Details eine höhere Qualität aufweist. Dies gilt auch für den viel vornehmer gestalteten und reicher verzierten Thron, der im Fresko vereinfacht und ebenfalls vor einer Balustrade positioniert erscheint, welche aber dort mit Marmorplatten verschlossen ist.

Filippo d’Antonio Filippelli war der Sohn eines Messingschmieds, der eng mit dem Kloster der Vallombrosani von Passignano kollaborierte. Er gehörte zu einer Familie zahlreicher Künstler und Handwerker, die mit der Familie Rosselli zusammenarbeiteten. 1474, im Alter von zwölf Jahren, wurde Filippo garzone bzw. Gehilfe von Bernardo di Stefano Rosselli, der in der Badia di Santo Stefano tätig war; in zeitgenössischen Dokumenten scheint Filippelli als „Filippo suo discepolo“ – sein Schüler – auf. Er assistierte Rosselli auch in der Badia di Passignano, wo sein Meister den Auftrag erhielt, die Fresken Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies und Die Ermordung Abels zu malen, von denen sich Letztere im Refektorium befindet. Dabei kam der junge Maler in Berührung mit den Werken von David und Domenico del Ghirlandaio, die das Letzte Abendmahl malten, welches ebenfalls das Refektorium schmückt. Auf diese Weise lernte Filippelli zwei der wichtigsten Florentiner Werkstätten der zweiten Hälfte des Quattrocento kennen: die Ghirlandaios und vor allem die Rossellis. Der Einfluss dieser beiden Werkstätten war für Filippos Malerei grundlegend (siehe N. Pons, Il pittore Filippo d’Antonio Filippelli e la sua attività fra Valdelsa e Valdipesa, in: Antichità Viva, 30, 4–5, 1991, S. 5–13).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 390.000,-
Schätzwert:
EUR 300.000,- bis EUR 400.000,-

Filippo d’Antonio Filippelli


(Badia a Passignano 1460–1506)
Thronende Madonna mit Kind und den Heiligen Michael und Sebastian,
Öl auf Holz, 116 x 114,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototca Zeri unter Nr. 14813 verzeichnet (als unbekannter Florentiner Künstler).

Wir danken Christopher Daly, der die Zuschreibung auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Die Komposition des vorliegenden Gemäldes beinhaltet eine elegante Marmorbrüstung mit einem klassizistischen Thron, dessen reich geschmückte Lehne mit dem halbkreisförmigen oberen Abschluss von Voluten getragen wird. Im Mittelteil der Brüstung trägt eine schmale offene Balustrade das Gesims: Diese Lösung ermöglicht die Einbeziehung einer blühenden Hecke, die sich über die gesamte Breite des Gemäldes erstreckt. Im Vordergrund flankieren der Erzengel Michael und der heilige Sebastian den Thron, auf dem die Madonna mit dem Kind in majestätischer Haltung sitzt.

Stilistisch und kompositorisch lässt sich das vorliegende Gemälde mit zwei Fresken Filippo d’Antonio Filippellis im rechten Seitenschiff der Pieve di Santa Maria a Colonica bei Prato vergleichen. Die beiden Wandgemälde stellen die Heiligen Rochus, Julian und Sebastian sowie das Martyrium des heiligen Sebastian dar und wurden vom Künstler Ende des 15. Jahrhunderts ausgeführt, wie aus der fragmentarisch erhaltenen Inschrift „MCCCCLXXXXV“ hervorgeht (siehe F. Gheri, Una nota pratese, e altro, per Filippo d’Antonio Filippelli, in: Prato, 120, 2016, S. 20–30). Das vorliegende auf Holz gemalte Bild kann in dieselbe Zeit datiert werden.

Gesichtszüge und Pose des heiligen Sebastian auf dem vorliegenden Gemälde lassen sich mit der Darstellung des Heiligen in der Pieve di Santa Maria a Colonica vergleichen; möglicherweise hat der Künstler für beide Werke denselben Karton verwendet. Auch die Züge der weiteren Figuren sind typisch und können mit anderen Werken Filippellis verglichen werden, etwa mit der Himmelfahrt Mariens in der Kirche Santa Maria in Marcialla (siehe F. Gheri 2016, S. 27, Abb. 7). Einen weiteren Vergleich bieten die Fresken aus dem Jahr 1496, die Filippelli in der Kapelle des heiligen Michael in Casanuova di Ama in Gaiole malte, wo die gleichen kompositorischen Merkmale zu erkennen sind, wenn auch die vorliegende Tafel in der Beschreibung der Details eine höhere Qualität aufweist. Dies gilt auch für den viel vornehmer gestalteten und reicher verzierten Thron, der im Fresko vereinfacht und ebenfalls vor einer Balustrade positioniert erscheint, welche aber dort mit Marmorplatten verschlossen ist.

Filippo d’Antonio Filippelli war der Sohn eines Messingschmieds, der eng mit dem Kloster der Vallombrosani von Passignano kollaborierte. Er gehörte zu einer Familie zahlreicher Künstler und Handwerker, die mit der Familie Rosselli zusammenarbeiteten. 1474, im Alter von zwölf Jahren, wurde Filippo garzone bzw. Gehilfe von Bernardo di Stefano Rosselli, der in der Badia di Santo Stefano tätig war; in zeitgenössischen Dokumenten scheint Filippelli als „Filippo suo discepolo“ – sein Schüler – auf. Er assistierte Rosselli auch in der Badia di Passignano, wo sein Meister den Auftrag erhielt, die Fresken Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies und Die Ermordung Abels zu malen, von denen sich Letztere im Refektorium befindet. Dabei kam der junge Maler in Berührung mit den Werken von David und Domenico del Ghirlandaio, die das Letzte Abendmahl malten, welches ebenfalls das Refektorium schmückt. Auf diese Weise lernte Filippelli zwei der wichtigsten Florentiner Werkstätten der zweiten Hälfte des Quattrocento kennen: die Ghirlandaios und vor allem die Rossellis. Der Einfluss dieser beiden Werkstätten war für Filippos Malerei grundlegend (siehe N. Pons, Il pittore Filippo d’Antonio Filippelli e la sua attività fra Valdelsa e Valdipesa, in: Antichità Viva, 30, 4–5, 1991, S. 5–13).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


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