Lot Nr. 17


Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino


(Mailand 1480/85–1553)
Die heilige Katharina von Alexandrien,
Öl auf Holz, 63 x 50 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Mailand, Palazzo dell’Arte, Mostra di Leonardo da Vinci, Mai – Oktober 1939, Kat.-Nr. 143 (lt. rückseitigem Aufkleber)

Wir danken Cristina Geddo, die die Zuschreibung bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde der heiligen Katharina von Alexandrien ist eine weitere eigenhändige Replik der Komposition dieses Bildthemas in den Uffizien in Florenz (Inv.-Nr. 1890, 8544, 381, 64 x 50 cm). Die Ausführung von Wiederholungen desselben Motivs war typisch für Giampietrinos Arbeitsweise. Die Heilige ist als Halbfigur im Dreiviertelprofil ohne Heiligenschein und nackt, mit langem, gelocktem Haar vor einer Felskulisse dargestellt. Sie ist nach rechts gewendet und hat die Hände zum Gebet über der Brust gekreuzt, wobei das hölzerne Rad ihres Martyriums deutlich sichtbar ist.

Giampietrinos Werk oszilliert zwischen dem Sakralen und dem Profanen: In Werken wie der vorliegenden Tafel stellt der Künstler weibliche Heilige auf sinnliche Art und Weise dar; dieser Ansatz sollte in der Folge Correggio und die lombardische Seicento-Malerei inspirieren (siehe C. Geddo, Una nuova Maddalena del Giampietrino, Cinisello Balsamo 2009, S. 291). Stil, Ikonografie und formale Qualitäten des vorliegenden Gemäldes lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um ein eigenhändiges Werk des Künstlers handelt. Mit seiner Maltechnik zielt darauf ab, das Helldunkel zu steigern, das durch den Gegensatz zwischen dem weiblichen Akt und der im Schatten liegenden Höhlenlandschaft entsteht, vor der die Heilige dramatisch hervortritt, sodass ihr Körper noch wirkungsvoller beleuchtet wird.

Die stilistische Nähe des vorliegenden Werks zu dem Altarbild der Madonna von Loreto mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Katharina in der Kirche von Ponte Capriasca in Lugano lässt vermuten, dass unser Werk der späteren Reifezeit des Künstlers zuzurechnen ist und etwa aus den 1530er-Jahren datiert. Die Frauengestalten beider Werke weisen einen starken Kontrast zwischen Körperlichkeit und zartem Profil auf. Dieselben Merkmale finden sich auch bei der Diana als Jägerin im Metropolitan Museum of Art, New York (Inv.-Nr. 1989.21), die auf eine Druckgrafik von Gian Giacomo Caraglio (um 1500–1570) zurückgeht.

Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino, war einer von Leonardos Schülern. Er war in Mailand und den umliegenden Gebieten während der ersten Hälfte des Cinquecento bis zu seinem Tod im Jahr 1553 tätig. Er trat Mitte der 1490er-Jahre in die Werkstatt Leonardos ein, wo er mit Malern wie Boltraffio und Marco d’Oggiono in Berührung kam (siehe P. C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino. Milano, notizie dal 1495 um al 1549, in: I Leonardeschi. L’eredità di Leonardo in Lombardia, Mailand 1998, S. 275). Seine Produktion umfasste hauptsächlich halbfigurige männliche und weibliche Heilige, die er für die private Andacht schuf; nur selten malte er Altarbilder in voller Größe. Die raffinierte Technik des Malens in transparenten Farbschleiern übernahm er von Leonardo und interpretierte sie auf ganz persönliche Weise.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino


(Mailand 1480/85–1553)
Die heilige Katharina von Alexandrien,
Öl auf Holz, 63 x 50 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Italien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Mailand, Palazzo dell’Arte, Mostra di Leonardo da Vinci, Mai – Oktober 1939, Kat.-Nr. 143 (lt. rückseitigem Aufkleber)

Wir danken Cristina Geddo, die die Zuschreibung bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde der heiligen Katharina von Alexandrien ist eine weitere eigenhändige Replik der Komposition dieses Bildthemas in den Uffizien in Florenz (Inv.-Nr. 1890, 8544, 381, 64 x 50 cm). Die Ausführung von Wiederholungen desselben Motivs war typisch für Giampietrinos Arbeitsweise. Die Heilige ist als Halbfigur im Dreiviertelprofil ohne Heiligenschein und nackt, mit langem, gelocktem Haar vor einer Felskulisse dargestellt. Sie ist nach rechts gewendet und hat die Hände zum Gebet über der Brust gekreuzt, wobei das hölzerne Rad ihres Martyriums deutlich sichtbar ist.

Giampietrinos Werk oszilliert zwischen dem Sakralen und dem Profanen: In Werken wie der vorliegenden Tafel stellt der Künstler weibliche Heilige auf sinnliche Art und Weise dar; dieser Ansatz sollte in der Folge Correggio und die lombardische Seicento-Malerei inspirieren (siehe C. Geddo, Una nuova Maddalena del Giampietrino, Cinisello Balsamo 2009, S. 291). Stil, Ikonografie und formale Qualitäten des vorliegenden Gemäldes lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um ein eigenhändiges Werk des Künstlers handelt. Mit seiner Maltechnik zielt darauf ab, das Helldunkel zu steigern, das durch den Gegensatz zwischen dem weiblichen Akt und der im Schatten liegenden Höhlenlandschaft entsteht, vor der die Heilige dramatisch hervortritt, sodass ihr Körper noch wirkungsvoller beleuchtet wird.

Die stilistische Nähe des vorliegenden Werks zu dem Altarbild der Madonna von Loreto mit den Heiligen Johannes dem Täufer und Katharina in der Kirche von Ponte Capriasca in Lugano lässt vermuten, dass unser Werk der späteren Reifezeit des Künstlers zuzurechnen ist und etwa aus den 1530er-Jahren datiert. Die Frauengestalten beider Werke weisen einen starken Kontrast zwischen Körperlichkeit und zartem Profil auf. Dieselben Merkmale finden sich auch bei der Diana als Jägerin im Metropolitan Museum of Art, New York (Inv.-Nr. 1989.21), die auf eine Druckgrafik von Gian Giacomo Caraglio (um 1500–1570) zurückgeht.

Giovanni Pietro Rizzoli, gen. Giampietrino, war einer von Leonardos Schülern. Er war in Mailand und den umliegenden Gebieten während der ersten Hälfte des Cinquecento bis zu seinem Tod im Jahr 1553 tätig. Er trat Mitte der 1490er-Jahre in die Werkstatt Leonardos ein, wo er mit Malern wie Boltraffio und Marco d’Oggiono in Berührung kam (siehe P. C. Marani Giovan Pietro Rizzoli detto il Giampietrino. Milano, notizie dal 1495 um al 1549, in: I Leonardeschi. L’eredità di Leonardo in Lombardia, Mailand 1998, S. 275). Seine Produktion umfasste hauptsächlich halbfigurige männliche und weibliche Heilige, die er für die private Andacht schuf; nur selten malte er Altarbilder in voller Größe. Die raffinierte Technik des Malens in transparenten Farbschleiern übernahm er von Leonardo und interpretierte sie auf ganz persönliche Weise.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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