(Asti dokumentiert 1493–1517)
Christus vor dem Sanhedrin,
Tempera auf Holz, 28,5 x 50,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Giovanni Sarti, Paris, 2002;
Privatsammlung;
Auktion, Sotheby’s, New York, 20. Mai 2021, Lot 52 (als Gandolfino da Roreto);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
A. de Marchi, in: Fonds d’or et fonds peints Italiens (1300–1560), Paris 2002, S. 148–157 (als Gandolfino da Roreto, um 1500);
J. Marciari, Italian, Spanish, and French Paintings before 1850 in the San Diego Museum of Art, San Diego 2015, S. 115–117 (als Gandolfino da Roreto).

Gandolfino da Roreto gehört zu den bedeutendsten norditalienischen Künstlern des stilistischen Übergangs von der Spätgotik zur Frührenaissance. Die Rekonstruktion seines Werkkorpus basiert auf seinem ersten belegten Auftrag, dem großen Flügelaltar mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens mit Heiligen für die Kirche des heiligen Franziskus in Alba (Cuneo), signiert und mit 1493 datiert, heute in der Galleria Sabauda in Turin.

Die vorliegende Tafel war einst Teil der unteren Predellenzone eines Altarbilds mit der Himmelfahrt Mariens. Diese Predella beschrieb ursprünglich eine fortlaufende Erzählung der Passion Christi. Ursprünglich gehörten besagter Predella fünf weitere Tafeln an, von denen heute noch vier bekannt sind. Alle weisen die gleiche verfeinerte Maltechnik und mehrfigurige Kompositionen auf. Von links nach rechts umfassten die Tafeln dieser Predella das Letzte Abendmahl (Privatsammlung, Turin); eine mehrere Szenen umfassende Tafel mit der Fußwaschung Christi durch Maria Magdalena, Christus auf dem Ölberg und der Verhaftung Christi (Privatsammlung, Turin); das vorliegende Lot; eine Tafel mit Geißelung, Dornenkrönung und Ecce Homo (unbekannter Aufbewahrungsort); eine Kreuztragung (San Diego Museum of Art); und eine weitere noch nicht identifizierte Tafel. Das obere Register dieses Altaraufsatzes bestand ursprünglich aus einer Mitteltafel mit der Himmelfahrt Mariens (unbekannter Aufbewahrungsort), flankiert von den Heiligen Johannes dem Täufer und Franziskus links (unbekannter Aufbewahrungsort) und den Heiligen Stephanus und Antonius von Padua rechts (Musei Civici d’Arte Antica, Turin).

Stilistisch spiegeln Gandolfinos Werke einen traditionellen höfischen Geschmack wider, zu dem eine überzeugende plastische und modern erscheinende Darstellung der menschlichen Figur gehört. Der Einfluss der flämischen Malerei ist in seinen Werken ebenso erkennbar wie südeuropäische Elemente – eine Kombination von Einflüssen, die Gandolfinos Schaffen insgesamt auszeichnen.