(Pieve di Cadore um 1485/90–1576 Venedig)
Ecce Homo,
Öl auf Leinwand, 126,5 x 100,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung, zumindest bis 1875

Die vorliegende Komposition ist eng mit dem Ecce Homo im St. Louis Art Museum (Inv.-Nr. 10:1963) verwandt, das allgemein als Spätwerk Tizians angesehen und von einigen Forschern Tizian und seiner Werkstatt zugeschrieben wird, obschon Unklarheit über das Verhältnis zwischen dem Beitrag des Meisters und dem seiner Mitarbeiter herrscht.

Während die Verbindung zwischen dem vorliegenden Gemälde und dem Werk in St. Louis in der kompakten, von Pathos geprägten Komposition offensichtlich ist, gibt es größere Gemeinsamkeiten zwischen dem vorliegenden Gemälde und zwei weiteren Versionen, die zu einer um 1570 entstandenen Gruppe von Gemälden gehören. Die erste Version befindet sich als Dauerleihgabe der Abtei Münsterschwarzach in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 6252), während die zweite Version am 20. Oktober 2015 im Dorotheum in Wien als Lot 39 versteigert wurde (siehe P. Joannides The Mocking of Christ, the Recognition of Christ’s Divinity and the Ecce Homo by Titian and His Studio, in: P. Humfrey (Hrsg.), Themes and Variation, Florenz 2022, S. 95–113).

In den beiden letztgenannten Werken sowie in der vorliegenden Version befindet sich im linken oberen Quadranten des Gemäldes eine Fackel, die von einem Jüngling getragen wird; außerdem ist auf der rechten Seite des Gemäldes in allen drei Versionen der von der Schulter gleitende Mantel Christi dargestellt. Das vorliegende Gemälde, das bisher unbekannt war, kann nun dieser Gruppe hinzugefügt werden; ungewöhnlich ist, dass sich am unteren Rand ein Sims befindet, was im Vergleich zu den anderen Fassungen einzigartig erscheint.