Lot Nr. 75


Claes Jacobsz van der Heck


(Alkmaar um 1575/81–1652)
Hexensabbat,
signiert und datiert rechts vom Eingang in die Grotte: C Heck fe/ 1650,
Öl auf Holz, 39 x 57,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Fred Meijer, der das vorliegende Gemälde auf Grundlage einer Fotografie als eigenhändiges Werk des Künstlers bestätigt hat.

In der vorliegenden Komposition kreist eine Horde wimmelnder Dämonen über einer Panoramalandschaft, in der gerade ein Dorf von zwei Dämonen, die jetzt am Fuße eines Obelisken ausgelassen herumtollen, in Brand gesteckt wurde. Im Vordergrund der Komposition zieht eine Prozession geheimnisvoller Gestalten und monströser Kreaturen, die an die Werke von Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel dem Älteren angelehnt sind, vorbei. Sie werden von einer Hexe und einem sie begleitenden Druiden angeführt. Die Gruppe zieht auch bei Antonius dem Großen vorbei, der links unten in einer Felsgrotte vor einem Altar kniet und dort von weiteren Hexen, Dämonen und Kreaturen umringt wird. Darunter rührt eine Gruppe von Hexen in einem Kessel und wartet auf die Ankunft der von der Oberhexe angeführten Prozession. In dem Zug ist ein mehrköpfiges drachenähnliches Wesen zu sehen, dessen Kopfbedeckungen an das rote Birett und den roten Kardinalshut erinnern; die goldene Krone, die der dritte Drachenkopf trägt, könnte sich auf die päpstliche Tiara beziehen. Auf dem Rücken der Kreatur sitzt eine halbnackte Frau, die zwei brennende Fackeln hoch über ihrem Kopf hält. Ungeheuer und Frau erinnern an die in der Offenbarung (17, 3–6) beschriebenen Wesen, wo die Hure von Babylon, die traditionell für die falsche Religion steht, auf einem ähnlichen Geschöpf reitet. Die Kombination dieser Elemente kann als eine Kritik der protestantischen Reformatoren am Katholizismus verstanden werden.

Unsere Szene spielt sich in einer Landschaft ab, die jenen der flämischen Künstler Paul Bril und Willem van Nieulandt II. gleicht, die beide im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert nach Rom gereist waren. Die klassische Architektur, die Ruinen und der Obelisk verweisen auf die antike Stadt und könnten Motive sein, die der Künstler von seinen Künstlerkollegen übernommen hatte, zumal es keine Aufzeichnungen darüber gibt, ob van der Heck selbst die Alpen überquert hat. In der oberen rechten Ecke zieht eine Gruppe fliegender Dämonen den heiligen Antonius in den Himmel und plagt ihn mit ihren Fackeln, was an den berühmten Kupferstich Martin Schongauers mit demselben Thema (Der Heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt) erinnert, der u. a. im Städel Museum in Frankfurt am Main aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 33744). Der Künstler muss von dessen Motiven fasziniert gewesen sein, denn wir finden sie in vielen seiner Werke. Es sind mindestens vier weitere Versionen dieser Komposition bekannt, worunter sich eine signierte und datierte Fassung des Künstlers befindet, die dem Rijksmuseum in Amsterdam gehört (Inv.-Nr. SK-A-2373) und sich derzeit als Dauerleihgabe im Stedelijk Museum in Alkmaar befindet. Eine weitere Version wird im Musée Bertrand in Châteauroux aufbewahrt (Inv.-Nr. 307)
Der Künstler wird von Karel van Mander in seinem Schilderboeck als einer der Gründer der Lukasgilde in Alkmaar im Jahr 1631 erwähnt. Van der Heck arbeitete hauptsächlich als Landschaftsmaler und war darin von Jan Nagel ausgebildet worden. Panoramen bilden häufig die Kulisse für seine biblischen und mythologischen Szenen, wie auch im vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Bereits in jungen Jahren muss der Künstler mit den Werken des Haarlemer Meisters Maarten van Heemskerck vertraut gewesen sein, denn sein Vater war ein Neffe dieses bedeutenden Meisters aus dem 16. Jahrhundert und hatte einige seiner Werke gesammelt. Van der Heck gab seinem Sohn aufgrund dieser entfernten verwandtschaftlichen Beziehung den Namen des Haarlemer Meisters und bildete ihn in dieser Profession aus. Van der Heck benutzte dann den Namen Maarten Heemskerck van der Heck als Hinweis darauf. Die Gemälde von Claes Jacobsz van der Heck werden oft mit denen seines Cousins Claes Dircksz van der Heck verwechselt und ihm zugeschrieben. Kürzlich wurde der Künstler in seiner Geburtsstadt wieder bekannt gemacht, als neue Forschungen über den Meister zu einer ersten Ausstellung seiner Werke führten, die 2016 im Stedelijk Museum in Alkmaar stattfand.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 39.000,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Claes Jacobsz van der Heck


(Alkmaar um 1575/81–1652)
Hexensabbat,
signiert und datiert rechts vom Eingang in die Grotte: C Heck fe/ 1650,
Öl auf Holz, 39 x 57,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Fred Meijer, der das vorliegende Gemälde auf Grundlage einer Fotografie als eigenhändiges Werk des Künstlers bestätigt hat.

In der vorliegenden Komposition kreist eine Horde wimmelnder Dämonen über einer Panoramalandschaft, in der gerade ein Dorf von zwei Dämonen, die jetzt am Fuße eines Obelisken ausgelassen herumtollen, in Brand gesteckt wurde. Im Vordergrund der Komposition zieht eine Prozession geheimnisvoller Gestalten und monströser Kreaturen, die an die Werke von Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel dem Älteren angelehnt sind, vorbei. Sie werden von einer Hexe und einem sie begleitenden Druiden angeführt. Die Gruppe zieht auch bei Antonius dem Großen vorbei, der links unten in einer Felsgrotte vor einem Altar kniet und dort von weiteren Hexen, Dämonen und Kreaturen umringt wird. Darunter rührt eine Gruppe von Hexen in einem Kessel und wartet auf die Ankunft der von der Oberhexe angeführten Prozession. In dem Zug ist ein mehrköpfiges drachenähnliches Wesen zu sehen, dessen Kopfbedeckungen an das rote Birett und den roten Kardinalshut erinnern; die goldene Krone, die der dritte Drachenkopf trägt, könnte sich auf die päpstliche Tiara beziehen. Auf dem Rücken der Kreatur sitzt eine halbnackte Frau, die zwei brennende Fackeln hoch über ihrem Kopf hält. Ungeheuer und Frau erinnern an die in der Offenbarung (17, 3–6) beschriebenen Wesen, wo die Hure von Babylon, die traditionell für die falsche Religion steht, auf einem ähnlichen Geschöpf reitet. Die Kombination dieser Elemente kann als eine Kritik der protestantischen Reformatoren am Katholizismus verstanden werden.

Unsere Szene spielt sich in einer Landschaft ab, die jenen der flämischen Künstler Paul Bril und Willem van Nieulandt II. gleicht, die beide im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert nach Rom gereist waren. Die klassische Architektur, die Ruinen und der Obelisk verweisen auf die antike Stadt und könnten Motive sein, die der Künstler von seinen Künstlerkollegen übernommen hatte, zumal es keine Aufzeichnungen darüber gibt, ob van der Heck selbst die Alpen überquert hat. In der oberen rechten Ecke zieht eine Gruppe fliegender Dämonen den heiligen Antonius in den Himmel und plagt ihn mit ihren Fackeln, was an den berühmten Kupferstich Martin Schongauers mit demselben Thema (Der Heilige Antonius, von Dämonen gepeinigt) erinnert, der u. a. im Städel Museum in Frankfurt am Main aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 33744). Der Künstler muss von dessen Motiven fasziniert gewesen sein, denn wir finden sie in vielen seiner Werke. Es sind mindestens vier weitere Versionen dieser Komposition bekannt, worunter sich eine signierte und datierte Fassung des Künstlers befindet, die dem Rijksmuseum in Amsterdam gehört (Inv.-Nr. SK-A-2373) und sich derzeit als Dauerleihgabe im Stedelijk Museum in Alkmaar befindet. Eine weitere Version wird im Musée Bertrand in Châteauroux aufbewahrt (Inv.-Nr. 307)
Der Künstler wird von Karel van Mander in seinem Schilderboeck als einer der Gründer der Lukasgilde in Alkmaar im Jahr 1631 erwähnt. Van der Heck arbeitete hauptsächlich als Landschaftsmaler und war darin von Jan Nagel ausgebildet worden. Panoramen bilden häufig die Kulisse für seine biblischen und mythologischen Szenen, wie auch im vorliegenden Gemälde zu sehen ist. Bereits in jungen Jahren muss der Künstler mit den Werken des Haarlemer Meisters Maarten van Heemskerck vertraut gewesen sein, denn sein Vater war ein Neffe dieses bedeutenden Meisters aus dem 16. Jahrhundert und hatte einige seiner Werke gesammelt. Van der Heck gab seinem Sohn aufgrund dieser entfernten verwandtschaftlichen Beziehung den Namen des Haarlemer Meisters und bildete ihn in dieser Profession aus. Van der Heck benutzte dann den Namen Maarten Heemskerck van der Heck als Hinweis darauf. Die Gemälde von Claes Jacobsz van der Heck werden oft mit denen seines Cousins Claes Dircksz van der Heck verwechselt und ihm zugeschrieben. Kürzlich wurde der Künstler in seiner Geburtsstadt wieder bekannt gemacht, als neue Forschungen über den Meister zu einer ersten Ausstellung seiner Werke führten, die 2016 im Stedelijk Museum in Alkmaar stattfand.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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