Lot Nr. 78 -


Alexander Keirincx


(Antwerpen 1600–1652 Amsterdam)
Arkadische Landschaft mit Liebespaaren und Hirten,
Öl auf Holz, 73,5 x 105,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die die Zuschreibung nach Prüfung des Originals bestätigt hat. Ihr schriftliches Gutachten vom Juni 2023 liegt dem vorliegenden Lot bei.

Diese gut erhaltene arkadische Landschaft mit Hirten stellt eine idyllische Interpretation des Genres der flämischen Waldlandschaft dar, wofür Alexander Keirincx einer der wichtigsten Vertreter war. Als beliebtes Sujet der bukolischen Dichtung der Antike wurde die Darstellung des Hirtenlebens (die sogenannte „pastorale“ Landschaft) in der italienischen Renaissance um 1500 als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe wiederbelebt. Da die arkadische Landschaft auch als Symbol für eine naturverbundene Lebensweise angesehen wurde, gewann sie auch in den nördlichen Malschulen an Popularität und wurde im 17. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der Kunst des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden und Flandern. Keirincx wählt als Schauplatz für seine romantische Darstellung eine Waldlichtung, die von mächtigen Baumgruppen umrahmt wird. In der Ferne schlängelt sich ein Fluss. Neben der großen Schafherde und den Hirtenhunden wird die Szenerie von verschiedenen Vögeln belebt, die sehr detailliert wiedergegeben sind: Meisen, ein Stieglitz und ein Eisvogel sitzen in den Bäumen; Reiher und Störche sind in der Nähe des Flussufers dargestellt. Alle Details der Bäume und des Blattwerks wie Baumstämme, Blätter, Gräser und Farne sind besonders fein ausgeführt und sehr gut erhalten.

Alexander Keirincx war auf Landschaften spezialisiert und wurde als Meister der Waldlandschaften gepriesen. Man weiß, dass der 1600 in Antwerpen geborene Künstler bei Abraham Govaerts in die Lehre ging. 1618/19 wurde er in die Lukasgilde der Stadt aufgenommen. Seine frühesten bekannten Werke stammen aus dieser Zeit. Es ist urkundlich belegt, dass er spätestens 1623/24 Lehrlinge aufnahm, was auf eine erfolgreiche Werkstatt schließen lässt. 1622 heiratete er Clara Matheusen in Antwerpen. Bald nach 1626 zog er in die Nördlichen Niederlande, vermutlich direkt nach Amsterdam. Das erste von mindestens fünfzehn Gemälden, bei denen der aus Utrecht stammende Cornelis van Poelenburch, ein häufiger Mitarbeiter in diesen Jahren, die Staffage ausführte, stammt von 1629. Am 28. Juni 1632 werden Keirincx und seine Frau als Mitglieder der reformierten Kirche in Utrecht geführt. Ein Schlüsselereignis in Keirincx’ Laufbahn war sein Aufenthalt in England, wo er von König Karl I. den Auftrag erhielt, zehn Ansichten der Schlösser und Häuser des Königs in Nordengland und Schottland zu malen. Zu diesen topografischen Darstellungen, die zwischen Mai 1639 und Mitte 1640 entstanden, gehört die berühmte Ansicht von Pontefract Castle (Wakefield, Pontefract Museum, Inv.-Nr. A1.931). Im Jahr 1641 kehrte Keirincx nach Amsterdam zurück, wo er kurz vor seinem Tod die Bürgerechte erwarb.

Als Künstler, der in der Antwerpener Tradition künstlerischer Gemeinschaftsarbeit aufgewachsen war, arbeitete Keirincx bei der Staffage seiner Werke häufig mit Figurenmalern zusammen. Cornelis van Poelenburch scheint während seiner Tätigkeit im Norden ein von ihm vielbeschäftigter Figurenmaler gewesen zu sein, doch hatte Keirincx in seiner früheren Antwerpener Zeit auch Künstler wie Hans Jordaens, Peter Snayers und Adriaen van Stalbemt engagiert. Wie Härting ausführt, sind die Figuren der beiden Hirtenpaare im Vordergrund hervorragende Beispiele von der Hand des Adriaen van Stalbemt (siehe U. Härting, Adriaen van Stalbemt als Figurenmaler, in: Oud Holland, Bd. 95, 1981, S. 3–15), während die fröhlich agierenden Figuren im Mittelgrund von dem sogenannten „Meester met de Hemden“, einem Maler aus der Werkstatt van Stalbemts oder aus seinem unmittelbaren Umkreis, ausgeführt wurden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Alexander Keirincx


(Antwerpen 1600–1652 Amsterdam)
Arkadische Landschaft mit Liebespaaren und Hirten,
Öl auf Holz, 73,5 x 105,5 cm, gerahmt

Wir danken Ursula Härting, die die Zuschreibung nach Prüfung des Originals bestätigt hat. Ihr schriftliches Gutachten vom Juni 2023 liegt dem vorliegenden Lot bei.

Diese gut erhaltene arkadische Landschaft mit Hirten stellt eine idyllische Interpretation des Genres der flämischen Waldlandschaft dar, wofür Alexander Keirincx einer der wichtigsten Vertreter war. Als beliebtes Sujet der bukolischen Dichtung der Antike wurde die Darstellung des Hirtenlebens (die sogenannte „pastorale“ Landschaft) in der italienischen Renaissance um 1500 als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe wiederbelebt. Da die arkadische Landschaft auch als Symbol für eine naturverbundene Lebensweise angesehen wurde, gewann sie auch in den nördlichen Malschulen an Popularität und wurde im 17. Jahrhundert zu einem festen Bestandteil der Kunst des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden und Flandern. Keirincx wählt als Schauplatz für seine romantische Darstellung eine Waldlichtung, die von mächtigen Baumgruppen umrahmt wird. In der Ferne schlängelt sich ein Fluss. Neben der großen Schafherde und den Hirtenhunden wird die Szenerie von verschiedenen Vögeln belebt, die sehr detailliert wiedergegeben sind: Meisen, ein Stieglitz und ein Eisvogel sitzen in den Bäumen; Reiher und Störche sind in der Nähe des Flussufers dargestellt. Alle Details der Bäume und des Blattwerks wie Baumstämme, Blätter, Gräser und Farne sind besonders fein ausgeführt und sehr gut erhalten.

Alexander Keirincx war auf Landschaften spezialisiert und wurde als Meister der Waldlandschaften gepriesen. Man weiß, dass der 1600 in Antwerpen geborene Künstler bei Abraham Govaerts in die Lehre ging. 1618/19 wurde er in die Lukasgilde der Stadt aufgenommen. Seine frühesten bekannten Werke stammen aus dieser Zeit. Es ist urkundlich belegt, dass er spätestens 1623/24 Lehrlinge aufnahm, was auf eine erfolgreiche Werkstatt schließen lässt. 1622 heiratete er Clara Matheusen in Antwerpen. Bald nach 1626 zog er in die Nördlichen Niederlande, vermutlich direkt nach Amsterdam. Das erste von mindestens fünfzehn Gemälden, bei denen der aus Utrecht stammende Cornelis van Poelenburch, ein häufiger Mitarbeiter in diesen Jahren, die Staffage ausführte, stammt von 1629. Am 28. Juni 1632 werden Keirincx und seine Frau als Mitglieder der reformierten Kirche in Utrecht geführt. Ein Schlüsselereignis in Keirincx’ Laufbahn war sein Aufenthalt in England, wo er von König Karl I. den Auftrag erhielt, zehn Ansichten der Schlösser und Häuser des Königs in Nordengland und Schottland zu malen. Zu diesen topografischen Darstellungen, die zwischen Mai 1639 und Mitte 1640 entstanden, gehört die berühmte Ansicht von Pontefract Castle (Wakefield, Pontefract Museum, Inv.-Nr. A1.931). Im Jahr 1641 kehrte Keirincx nach Amsterdam zurück, wo er kurz vor seinem Tod die Bürgerechte erwarb.

Als Künstler, der in der Antwerpener Tradition künstlerischer Gemeinschaftsarbeit aufgewachsen war, arbeitete Keirincx bei der Staffage seiner Werke häufig mit Figurenmalern zusammen. Cornelis van Poelenburch scheint während seiner Tätigkeit im Norden ein von ihm vielbeschäftigter Figurenmaler gewesen zu sein, doch hatte Keirincx in seiner früheren Antwerpener Zeit auch Künstler wie Hans Jordaens, Peter Snayers und Adriaen van Stalbemt engagiert. Wie Härting ausführt, sind die Figuren der beiden Hirtenpaare im Vordergrund hervorragende Beispiele von der Hand des Adriaen van Stalbemt (siehe U. Härting, Adriaen van Stalbemt als Figurenmaler, in: Oud Holland, Bd. 95, 1981, S. 3–15), während die fröhlich agierenden Figuren im Mittelgrund von dem sogenannten „Meester met de Hemden“, einem Maler aus der Werkstatt van Stalbemts oder aus seinem unmittelbaren Umkreis, ausgeführt wurden.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023

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