Lot Nr. 85


Baldassare Franceschini, gen. Volterrano


(Volterra 1611–1689 Florenz)
Der Erzengel Michael,
Öl auf Leinwand, 121,2 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich beauftragt von Luca Franceschini 1658;
vermutlich Sammlung Franceschini Antinori, Florenz, 1729;
Sir Claude Phillips (1846–1924), London;
europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Tartini, S. Franchi (Hrsg.), Nota de’ quadri e opere di scultura esposti per la festa di S. Luca dagli accademici del disegno. Nella loro cappella, e nel chiostro de’ PP. della SS. Nonziata di Firenze l’Anno 1729, Florenz 1729, S. 45 (als Volterrano);
vermutlich E. Borroni Salvadori, Le esposizioni d’arte a Firenze dal 1674 al 1767, Florenz 1974, S. 133 (als Volterrano)

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Der vorliegende Erzengel Michael gibt sich durch seine Rüstung und seine Attribute Schwert und Schild zu erkennen, die für seine Rolle als christlicher Heiliger der Krieger stehen, der traditionell im Kampf gegen einen Drachen, das Symbol des Bösen, dargestellt wird (Apokalypse 12, 7–9). Der Erzengel, der mit abwesender Miene über den Betrachter hinausblickt, ist in einem glänzenden Harnisch dargestellt, der stellenweise von einem weiten, tiefroten Umhang bedeckt ist; in der rechten Hand hält er das Schwert.

Bei dem vorliegenden Gemälde mag es sich um jenes Werk handeln, das Franceschini um 1658 für Luca Franceschini in Florenz malte und das 1729 im Kreuzgang von Santa Maria Annunziata in Florenz ausgestellt war, als es sich in der Sammlung Franceschini Antinori befand (siehe E. Borroni Salvadori in der Literatur und M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], Volterrano. Baldassarre Franceschini [1611–1690], Florenz 2013, S. 354, Kat.-Nr. OP 35).

Unser Gemälde bezieht sich auf eine verwandte Komposition mit dem Erzengel Michael, die von Franceschini zwischen 1652 und 1653 für die Familie della Gherardesca ausgeführt wurde und heute im Musée des Beaux Arts in Nancy aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 22 und M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], ebd., S. 175f., Kat.-Nr. 42). Auf dem vorliegenden Gemälde ist dieselbe meisterliche Wiedergabe der Gesichtszüge wie auf der Leinwand in Nancy im Verein mit den Glanzlichtern zu beobachten, die auf der metallenen Rüstung des Heiligen und den Falten seines prächtigen roten Mantels spielen. Sowohl das Schwert als auch der Schild, die der Heilige Michael in Händen hält, scheinen einander zu gleichen, obgleich sich diese Attribute in den beiden Kompositionen an unterschiedlichen Positionen befinden. Das vorliegende Gemälde kann auch mit anderen Gemälden Franceschinis aus der Zeit um 1657 bis 1658 verglichen werden, darunter Perseus mit dem Haupt der Medusa und Venus und Amor (siehe dazu M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], ebd., S. 222–225).

Baldassare Franceschini, gen. Volterrano, war der Sohn des Bildhauers Giuseppe Franceschini. Er wurde von seinem Vater in die Malerei eingeführt und ging später in Volterra bei dem Florentiner Cosimo Daddi in die Lehre (tätig in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Florenz – 1630 Volterra). In dieser Zeit zog er die Aufmerksamkeit seiner ersten Förderer, der Familien Guarnacci und vor allem Inghirami, auf sich. Dank ihnen (insbesondere dank Giulio Inghirami, dem Sekretär der Großherzogin von Toskana, Christina von Lothringen) war es ihm möglich, nach Florenz zu ziehen und in die Werkstatt von Matteo Rosselli (1578–1650) einzutreten.

Durch Rosselli lernte er Giovanni Mannozzi, gen. Giovanni da San Giovanni (1592–1636), kennen, mit dem er an mehreren Werken zusammenarbeitete, die vor allem bei einigen Mitgliedern der Familie Medici, insbesondere bei Don Lorenzo, dem jüngsten Sohn von Großherzog Ferdinand I., Gefallen fanden. Der Medici-Fürst vertraute Franceschini seinen ersten wichtigen offiziellen Auftrag an: den Freskenzyklus mit den Großtaten der Großherzöge der Toskana in der Villa della Petraia, der 1636 begonnen und 1648 abgeschlossen wurde.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 58.500,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Baldassare Franceschini, gen. Volterrano


(Volterra 1611–1689 Florenz)
Der Erzengel Michael,
Öl auf Leinwand, 121,2 x 98 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich beauftragt von Luca Franceschini 1658;
vermutlich Sammlung Franceschini Antinori, Florenz, 1729;
Sir Claude Phillips (1846–1924), London;
europäische Privatsammlung

Literatur:
G. Tartini, S. Franchi (Hrsg.), Nota de’ quadri e opere di scultura esposti per la festa di S. Luca dagli accademici del disegno. Nella loro cappella, e nel chiostro de’ PP. della SS. Nonziata di Firenze l’Anno 1729, Florenz 1729, S. 45 (als Volterrano);
vermutlich E. Borroni Salvadori, Le esposizioni d’arte a Firenze dal 1674 al 1767, Florenz 1974, S. 133 (als Volterrano)

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots.

Der vorliegende Erzengel Michael gibt sich durch seine Rüstung und seine Attribute Schwert und Schild zu erkennen, die für seine Rolle als christlicher Heiliger der Krieger stehen, der traditionell im Kampf gegen einen Drachen, das Symbol des Bösen, dargestellt wird (Apokalypse 12, 7–9). Der Erzengel, der mit abwesender Miene über den Betrachter hinausblickt, ist in einem glänzenden Harnisch dargestellt, der stellenweise von einem weiten, tiefroten Umhang bedeckt ist; in der rechten Hand hält er das Schwert.

Bei dem vorliegenden Gemälde mag es sich um jenes Werk handeln, das Franceschini um 1658 für Luca Franceschini in Florenz malte und das 1729 im Kreuzgang von Santa Maria Annunziata in Florenz ausgestellt war, als es sich in der Sammlung Franceschini Antinori befand (siehe E. Borroni Salvadori in der Literatur und M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], Volterrano. Baldassarre Franceschini [1611–1690], Florenz 2013, S. 354, Kat.-Nr. OP 35).

Unser Gemälde bezieht sich auf eine verwandte Komposition mit dem Erzengel Michael, die von Franceschini zwischen 1652 und 1653 für die Familie della Gherardesca ausgeführt wurde und heute im Musée des Beaux Arts in Nancy aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 22 und M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], ebd., S. 175f., Kat.-Nr. 42). Auf dem vorliegenden Gemälde ist dieselbe meisterliche Wiedergabe der Gesichtszüge wie auf der Leinwand in Nancy im Verein mit den Glanzlichtern zu beobachten, die auf der metallenen Rüstung des Heiligen und den Falten seines prächtigen roten Mantels spielen. Sowohl das Schwert als auch der Schild, die der Heilige Michael in Händen hält, scheinen einander zu gleichen, obgleich sich diese Attribute in den beiden Kompositionen an unterschiedlichen Positionen befinden. Das vorliegende Gemälde kann auch mit anderen Gemälden Franceschinis aus der Zeit um 1657 bis 1658 verglichen werden, darunter Perseus mit dem Haupt der Medusa und Venus und Amor (siehe dazu M. C. Fabbri, A. Grassi, R. Spinelli [Hrsg.], ebd., S. 222–225).

Baldassare Franceschini, gen. Volterrano, war der Sohn des Bildhauers Giuseppe Franceschini. Er wurde von seinem Vater in die Malerei eingeführt und ging später in Volterra bei dem Florentiner Cosimo Daddi in die Lehre (tätig in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Florenz – 1630 Volterra). In dieser Zeit zog er die Aufmerksamkeit seiner ersten Förderer, der Familien Guarnacci und vor allem Inghirami, auf sich. Dank ihnen (insbesondere dank Giulio Inghirami, dem Sekretär der Großherzogin von Toskana, Christina von Lothringen) war es ihm möglich, nach Florenz zu ziehen und in die Werkstatt von Matteo Rosselli (1578–1650) einzutreten.

Durch Rosselli lernte er Giovanni Mannozzi, gen. Giovanni da San Giovanni (1592–1636), kennen, mit dem er an mehreren Werken zusammenarbeitete, die vor allem bei einigen Mitgliedern der Familie Medici, insbesondere bei Don Lorenzo, dem jüngsten Sohn von Großherzog Ferdinand I., Gefallen fanden. Der Medici-Fürst vertraute Franceschini seinen ersten wichtigen offiziellen Auftrag an: den Freskenzyklus mit den Großtaten der Großherzöge der Toskana in der Villa della Petraia, der 1636 begonnen und 1648 abgeschlossen wurde.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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